Johann Friedrich Abegg

* 30.11.1765 in Rorheim bei Kreuznach
† 16.12.1840 in Heidelberg

Johann Friedrich Abegg erblickte am 30.11.1765 als Sohn eines evangelisch-reformierten Pfarrers das Licht der Welt. Seine Eltern bemühten sich, den Jungen eine einfache aber auch glückliche Kindheit zu vermitteln. Nachdem sein Vater eine Pfarrstelle in Backenheim angetreten hatte, besuchte der junge Abegg das Gymnasium in Grünstadt.

Im Alter von 18 Jahren trat er ein Studium an der Universität Halle an der Saale an. Dort studierte er noch bei Semler. Auch der berühmte Philologe Friedrich August Wolf und Georg Christian Knapp waren weitere seiner Hallenser Lehrer. Mit Wolf unterhielt er bis ins Alter einen freundschaftlichen Kontakt.

Im Jahre 1786 wurde Abegg Predigerkandidat am Pfälzer Priesterseminar. Er war dann einige Jahre als Vikar tätig und wurde im August 1789 als Konrektoratsverweser an das Heidelberger Reformierte Gymnasium berufen. Nur wenige Monate später, am 02.11.1789, übertrug man ihm das Amt des Rektors. Mit Beginn des Sommersemesters 1790 erhielt er eine außerordentliche Professur der klassischen Philologie an der Heidelberger Universität.

Seine frühen Aufsätze zeichneten sich durch Klarheit seiner Gedankengänge und die sprachliche Präsentation aus. Nach einer längeren Krankheit, von der er sich nur sehr langsam erholte, gab er sein Lehramt im Jahre 1794 auf.

Zunächst wurde ihm die Pfarrstelle in Boxberg/Baden übertragen, die zugleich auch die Aufgaben des Inspektorats verbunden war, ehe er ab 1799 nach Leimen in der Nähe Heidelbergs eine Anstellung fand. Der Inspektorat ist mit einem Superintendenten zu vergleichen und so wurde Abegg auch Mitglied der pfälzischen Synode. Als Mitglied der Synode gewann er schnell an Einfluss und konnte auch entsprechenden Einfluss auf die Kirchenordnung in der Pfalz nehmen.

Im Jahre 1807 wurde Pfarrer Abegg, inzwischen im Range eines Geistlichen Rates, zum Assessor bestimmt und Mitglied im großherzoglich badischen Protestantischen Oberkirchenratskollegium. In diesem Gremium fanden sich sowohl Reformierte als auch Lutheraner Protestanten zusammen. Zugleich wurde ihm auch die Pfarrstelle in Welschneureuth bei Karlsruhe übertragen. Doch sein Umzug nach Karlsruhe, wo der Sitz des Oberkirchenrats war, erfolgte nicht. Pfarrer Abegg erhielt eine Anstellung in der Kirchengemeinde St. Peter in Heidelberg. Nun erledigte er seine Aufgaben als Pfarrer und Oberkirchenratsmitglied von Heidelberg aus. Später wechselte er als Pfarrer an die Heiliggeistkirche.

Mit Wirkung vom 18.04.1818 verlieh ihm die Theologische Fakultät der Universität den Titel eines Doktors der Theologie und mit Beginn des Wintersemesters 1818/19 wurde er Privatdozent für Praktische Theologie und am 14.10.1819 wurde er als ordentlicher Professor berufen.

In seiner Lehrtätigkeit widmete sich der Theologe vorwiegend der Exegese und das mit dem Schwerpunkt auf die Briefe des Apostels Paulus. Die Vorlesungen des Professors waren auch weit über die Grenzen Heidelbergs bekannt und so war es nicht unüblich, dass manche Theologen von weit her anreisten um Abegg zu hören.

So schrieb der spätere Heidelberger Theologieprofessor Richard Rothe (1799-1867) der in den Jahren 1817-1819 als Student in Heidelberg studierte über jene Zeit:

Ich gestehe Dir ehrlich die eigentliche Frucht meines Hierseins habe ich in bestimmter Beziehung auf Theologie und Predigtamt von Abegg gezogen.

Weiter schrieb derselbe:

Seine Predigten sind kunstloser, als man es sich vorstellen kann, nichts als ganz einfache Exegesen irgend eines gewöhnlich gar nicht langen Bibeltextes, ohne alle weitre Eintheilung, recht wie in der frühesten, christlichen Kirche; und dabei welcher Reichthum der Gedanken, welche Fülle der Beziehungen, welche Unverrückbarkeit der Betrachtung von den einfachen christlichen Standpunkte, welche Innigkeit und Tiefe des Vortrages, ohne den geringsten Schein der Affektation. Und das sind alles Predigten, von denen kein Wort zu Papier gebracht worden, und dabei welcher wunderbare Fluß der nie anstoßenden Rede! Leute, die gewiß nicht parteiisch für ihn sind, bekannten ganz unaufgefordert, sie entsinnen sich nie, dergleichen religiöse Reden gehört zu haben.

Abegg war mehrmals Dekan der Theologischen Fakultät und zugleich war er mehrmals Mitglied des engeren Senats. Im Studienjahr 1828/29 war der Theologe auch Prorektor der Heidelberger Universität.

Durch seine hervorragenden Leistungen auf der Kanzel und am Lehrpult erhielt der Doktor der Theologie Johann Friedrich Abegg zahlreiche Rufe an deutsche Universitäten. Er lehnte sowohl Rufe nach Königsberg, wo der große Philosoph Immanuel Kant gelehrt hatte, Bremen und Frankfurt ab.

Anlässlich seines Goldenen Dienstjubiläums stiftete seine Gemeinde das Abegg-Stipendium um tüchtige Studenten der Theologie zu unterstützen. Im Jahre 1836 erhielt er auch das Ritterkreuz des Ordens vom Zähringer Löwen verliehen.

Pfarrer Abegg arbeitete bis ins hohe Alter, erst als er durch eine Krankheit geschwächt wurde zog er sich immer mehr von der Kanzel zurück.

Neben seiner Arbeit als Pfarrer und Kircheninspektor widmete er sich auch der klassischen Literatur. Im Jahre 1798 lernte er die bedeutendsten Dichter und Philosophen seiner Zeit auch persönlich kennen. So traf er mit dem Gründer des Schnepfenthaler Philanthropismus Salzmann ebenso zusammen wie mit Fichte, Goethe, Herder, Schlegel, Wieland und Jean Paul. In Berlin traf er sowohl mit dem Direktor des Joachimthalschen Gymnasiums Johann Heinrich Ludwig Meierotto als auch mit den führenden Köpfen der jüdischen Aufklärung - wie Marcus und Henriette Herz sowie David Friedländer - aber auch mit den führenden neologischen Theologen - Sack, Spalding und Teller - der preußischen Metropole.

In Königsberg wohnte der pfälzische Pfarrer der Krönung des neuen preußischen Königspaares Friedrich Wilhelm III.  und seiner Gemahlin Luise bei. Abegg war in jenen Tagen auch mehrmals bei den großen Königsberger Philosophen Kant zu Gast. Über die Reise, die auf Einladung seines in Königsberg als Kaufmann lebenden Bruders zustande kam, verfasste er einen Reisebericht der ursprünglich nur für Familiengehörige gedacht war und zuerst in Auszügen in »Euphorium« erschienen.

Die führenden Köpfe der Heidelberger Romantik um den Professor Creutzer gehörten zu seinen Freundeskreis. Diesem Freundeskreis gehörten Männer wie Thibaut, Carl Daub und Friedrich Wilhelm Carl Umbreit an.

Abegg heiratete im Jahre 1790 Elisabeth Charlotte de Prée (1771-1817) und ging im Jahre 1822 eine zweite Ehe mit Franziska Wilhelmina Maurer ein. Insgesamt hatte er zwölf Kinder.

Pfarrer Johann Friedrich Abegg starb am 16.12.1840 in Heidelberg.

Werke:

  • Versuch über das Allgemeine der Sokratischen Lehrart: womit zu dem feyerlichen Beschlusse der Prüfungen in dem reform. Gymnasium auf den 25ten September nachmittags 2 Uhr ehrerbietig einladet Johann Friedrich Abegg, 1793
  • Annotationum in Horatium et Lucianum specimen ponit, 1794
  • Johann Jakob Abegg, Direktor d. Militär- und Marinehospitals und Landphysikus zu Samerang; ein Denkstein, gesetzt von seinen Brüdern, 1800
  • Von einem Hauptbildungsmittel zur Religion in der protestantischen Kirche, 1806,[Aufsatz in der Zeitschrift »Studien«]
  • Predigt über Römer 15,13: gehalten am 20ten October dieses Jahrs vor der Ev. ref. Gemeinde zum H. Geist in Heidelberg, 1816
  • Rede, gehalten bei dem Trauergottesdienst am 27. December 1818, wegen des am 8. d. M. verstorbenen höchstseligen Großherzogs Carl Ludwig Friedrich von Baden, Königl. Hoheit etc., 1819
  • De Joanne Baptista. Oratio, Heidelbergae 1820
  • Sacra natalitia saecularia Caroli Friderici beatissimae memoriae Magni Ducis Badarum die XXII Novemb. MDCCCXXVIII ab Academia Ruperto-Carolina Heidelbergensi pie celebrata renuntiat D. Joannes Fridericus Abegg magno Duci Badarum A Consiliis Eclesiasticis Theolog. Prof., 1828
  • Das Kirchenrath-Abegg'sche Stipendium für Theologie-Studirende in Heidelberg, 1837

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