Franz Abart

* 22.12.1769 in Schlinig/Vinschgau
† 10.09.1863 in Kerns

Franz Christian Abart kam am 22.12.1769 in Schlinig im Vinschgau als Sohn des Landwirts Ignaz Abart und seiner Gattin Anne Marie, geborene Imfeld, auf die Welt. Er wurde von den Schliniger Bildhauern Pöder und Mathia Punt ausgebildet. Seine Wanderjahre, die seinerzeit zur Ausbildung dazugehörten, verbrachte er ab dem 14. Lebensjahr in Elass. Er ließ sich in Straßburg nieder.

Vor den Auswirkungen der Französischen Revolution floh Abart zunächst nach Zug in die Schweiz. Im Jahre 1790 trat er eine Stelle beim Bildhauer Balthasar Durrer (1762-1841) in Sarnes an, die er bis zum Jahre 1828 ausübte. Anlässlich der Berner Kunst- und Industrieausstellung im Jahre 1810 erhielt er für eine Winkelried-Holzstatue die Goldmedaille überreicht. Durch die Goldmedaille wurde sein Name in weiten Teilen der Schweiz bekannt. Im gleichen Jahr verlieh ihm die Obwalder Regierung das Hintersässenrecht. Es sollte noch im Jahre 1827 das Obwalder Landrecht verliehen werden, dass er mit der Anfertigung von drei Alabasterreliefs für das Rathaus in Sarnen beglich.

Im Jahre 1826 heiratete er Anna Maria Imfeld aus Sarnen mit der er einen Sohn hatte. Es scheint jedoch, als ob Mutter und Kind kurz darauf starben.

Im Jahre 1828 ließ Franz Abart sich als selbstständiger Bildhauer in Kermser Ortsteil St. Niklausen nieder. Der Urmer Bildhauer Heinrich Max Imhof (1795-1869) und Joseph Maria Ettin waren seine bedeutendsten Schüler.

Insgesamt umfasste sein Werk zahlreiche Kruzifixe sowie Figuren aus der Schweizer Geschichte. So schuf er zum Beispiel eine Figur des Niklaus von der Flüe oder des Arnold von Melchtal. Seine Werke waren dem Klassizismus verbunden und zeichneten sich insbesondere durch naturgetreue und detailreiche Darstellungen aus.

Zu seinen bedeutendsten Aufträgen gehörte die plastische Ausstattung von Kirchenbauten in der Innerschweiz. Besonders seine Balustraden Figuren der Maria und der Heiligen Meinrad, Adelrich, Konrad und Benno als auch diverse Engelsfiguren an der Stiftskirche in Einsiedeln. Diese Figuren sind aus weiß gefasstem Holz gefertigt worden. Die am Giebel befindliche Engelsfigur wurde um ein Spruchband erweitert und war eine Kopie der »Hebe« von Antonio Canova aus dem Jahre 1796. Er lieferte auch eine lebensgroße personifizierte Figur der »Keuschheit« für den Altarraum der Stiftskirche.

In den Kirchen von Altdorf, Alpnach und Kerns schuf der Künstler ein harmonisch zusammengestelltes Ensemble von Heiligenfiguren in klassischem Kontrapost. Sein einziger profaner Großauftrag war die Anfertigung von zwei lebensgroßen Granitbären, die das Berner Murtentor flankieren sollten. Heute befinden sich die beiden Figuren am Eingang des Historischen Museums der Stadt Bern.  Die Umsetzung des Granitmodells erfolgte durch den Bildhauer Peter Dauwalder.

In seiner Werkstatt fertigte Abart auch zahlreiche Kleinplastikten an. Zu den von ihm angefertigten Kleinplastiken gehörten zahlreiche Kruzifixe aber auch biblische Gestalten und Figuren aus der Schweizer Geschichte. So fertigte er Figuren von Wilhelm Tell, Struthan und Arnold Winkelried aber auch Arnold von Melchtal und Niklaus von der Flüe an. Schwingergruppen, Steinstoßer und Bettler waren ebenfalls einige seiner Themen.

Im Grunde war Franz Abart Holzbildhauer. Gelegentlich verwendete er auch Alabaster und Ton zur Anfertigung seiner Werke. Er war dem Klassizismus verbunden und das Werk Canovas prägte ihn. Die von ihm gefertigten Figuren sind stets von einer hohen anatomischen Genauigkeit geprägt. Die Gestaltung erfolgte stets nach dem klassizistischen Konzept der Figurendarstellung.

Aber er hinterließ auch ein theoretisches Werk »Von der Anatomia oder von der Zergliederungskunst« dass die anatomische Studien des Künstlers mit erklärenden Texten versahen. Dieses Werk kann man als eine Art künstlerisches Selbstzeugnis des Franz Abart ansehen.

Der Künstler selbst arbeitete zeitlebens in seiner Obwalder Abgeschiedenheit. Es zog ihn nicht, wie viele seiner Zeitgenossen, die sich dem Klassizismus verbunden fühlten, nicht nach Rom.
Der Bildhauer Franz Abart verstarb am 10.09.1863 in Kerns.

Werke

  • Struthan Winkelried, 1810
  • Altarfiguren der Pfarrkirche Altdorf, 1811
  • Fassadenfiguren der Kirche Alpnach, 1812
  • Plastische Ausstattung der Pfarrkirche Kerns, 1814–1823
  • Stiftskirche Einsiedeln, 1818–1821
  • Drei Alabasterreliefs mit Themen zur Schweizer Geschichte für das Rathaus in Sarnen, 1821
  • Fertigung zweier Granitbären für die Stadt Bern, 1825–28

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