Ferdinand Friedrich von Anhalt-Köthen

* 25.06.1769 in Pleß
† 23.08.1830 in Köthen

Ferdinand Friedrich von Anhalt-Köthen wurde als zweiter Sohn des Fürsten Friedrich Erdmann von Anhalt-Köthen-Pleß und der Gräfin Luise Ferdinande zu Stolberg-Wernigerode (1744-1784). Er hatte noch vier Schwestern und zwei weitere Brüder Heinrich von Anhalt-Köthen und Ludwig von Anhalt-Köthen-Pleß. Seine ersten sieben Lebensjahre verbrachte der junge Fürst Büdingen und Hannover wo sich seine Eltern über einen längeren Zeitraum aufhielten. ehe sie dann nach Pleß gingen.

Im Jahre 1786 trat Ferdinand Friedrich von Anhalt-Köthen in preußische Militärdienste. Er nahm an den Feldzügen der preußisch-österreichischen Koalition gegen das revolutionäre Frankreich am Rhein teil. Der junge Fürst zeichnete sich mehrfach aus. So bei Hochheim im Jahre 1793, im Winter 1793/94 vor Worms und im Jahre 1794 nochmals bei Kirrweiler. Der Fürst wurde mehrmals verwundet. Erst durch den mehrfachen Besuch der Heilquellen in Teplitz und Warmbrunn in den Jahren 1795 und 1796 konnte der Fürst seine Gesundheit wieder herstellen.

Nach dem Tode seines Vaters am 12.12.1797 sollte Ferdinand Friedrich die Regentschaft in der Standesherrschaft Pleß antreten. Sein älterer Bruder Ernst (1768-1808) wurde auf Grund einer Gemütsschwäche von der Thronfolge ausgeschlossen. Er blieb jedoch noch weiter im preußischen Militärdienste und versuchte seine dienstlichen Obliegenheiten mit Pflichten des regierenden Landesfürsten zu vereinbaren.

Im Jahre 1805 trat Fürst Ferdinand Friedrich, inzwischen Witwer, eine Reise nach Polen, der Moldau und der Walachei an. Auf Grund seiner aus dem Jahre 1794 erlittenen Kriegsverletzung war der Fürst gezwungen seine Reise in Konstantinopel abzubrechen und kehrte nach seiner Genesung über Siebenbürgen und Ungarn nach Schlesien zurück.

Auf der Rückreise hatte er von den preußischen Rüstungs- und Mobilmachungsbestrebungen gegenüber Frankreich erfahren. So trat Ferdinand Friedrich von Anhalt-Köthen mit Ausbruch des Krieges von 1806 wieder unter die preußischen Fahnen.

In der Schlacht von Jena führte er eine Husareneinheit und schlug sich an deren Spitze bei Zehdenick durch die feindlichen Linien. Es gelang ihn Stettin zu erreichen und auch die Oder zu passieren. Hier sammelte der Offizier versprengte Truppenteile und führte König Friedrich Wilhelm III. etwa 3000 Pferde zu. Er wurde noch im gleichen Jahre zum Generalmajor und Generalgouverneur von Schlesien und der Grafschaft Glatz ernannt.

In Galizien und Polen organisierte der Fürst ein kleines Truppenkontingent und beabsichtigte das von den Franzosen besetzte Breslau zu entsetzen. Obwohl eine seiner Kolonen geschlagen wurde gelangte der Rest der Truppe bis nach Breslau vorzustoßen. Die Besatzung der Festung Breslau unternahm jedoch keinen Ausbruchsversuch und die Belagerer erhielten weitere Verstärkungen. Ferdinand Friedrich von Anhalt-Köthen verfügte jedoch über wenig geübte Verbände und war sich der tatsächlichen Schlagkraft seiner bunt gemischten Truppe nicht sicher. So blieb ihm nur übrig als über Schweidnitz nach Neiße abzuziehen.

Nach dem Fall der Festung Breslau standen den Herzog freigewordene Belagerungstruppen gegenüber und er bemühte sich um Waffenstillstandsverhandlungen. So stellte er die Kapitulation der bereits eingeschlossenen Festung Brieg in Aussicht, wollte jedoch durch die Verhandlungen Zeit gewinnen um neue Truppen zu rekrutieren. Durch die überraschende Kapitulation Briegs wurde dieses Ansinnen jedoch vereitelt.

Nun blieb den Fürsten Ferdinand Ernst nichts anderes übrig als sich auf die Verteidigung der noch nicht in feindlicher Hand befindlichen Teile von Pommern und der Festungen zu konzentrieren. Er verlegte sein Hauptquartier nach Glatz. Nachdem jedoch auch die Festung Schweidnitz und der Posten von Wartha vom Feinde genommen wurden erschien die Situation für den Fürsten aussichtslos. Er zog sich auf österreichisches Gebiet zurück, nachdem auch der letzte Versuch der preußischen Kavallerie misslang, sich durchzuschlagen. Die Kavalleristen wurden durch Österreich entwaffnet und er versuchte noch für die ihn anvertraute Provinz zu wirken. Er musste jedoch feststellen dass dieses Vorhaben nicht durchführbar war und so bat er den König um Entlassung aus seinem Amte.

Nachdem der preußische König Friedrich Wilhelm III. in Tilsit Frieden mit Napoléon I. geschlossen hatte, blieb die Standesherrschaft Pleß von französischen Soldaten besetzt. Der Fürst trat 1807 eine Reise nach Wien an und ging von dort im folgenden Jahr zu seinem Vetter nach Köthen. Er begleitete diesem im Jahre 1809 auf einer Reise nach Frankfurt. Von dort aus trat Fürst Ferdinand Friedrich weitere Reisen an die ihn nach Holland und Paris führten.

In der französischen Hauptstadt wurde er im Jahre 1810 Zeuge der Hochzeit Napoléons mit der österreichischen Erzherzogin Marie Louise. Als im Palais Schwarzenberg ein Feuer ausbrach konnte der Fürst einige Gäste retten und brachte sich dabei selbst in Gefahr.

Im gleichen Jahr kehrte Fürst Ferdinand Friedrich von Anhalt-Köthen in seine schlesische Standesherrschaft zurück und übernahm die Pflichten des Landesherren. So sorgte er für zahlreiche neue Bauten, wie der Trockenlegung des Berun´schen Teiches oder die Anlegung des Czarkower Bades.

Mit Ausbruch des preußischen Befreiungskrieges gegen Kaiser Napoléon übernahm Ferdinand Friedrich das Kommando über den schlesischen Landsturm. Es war ihm aus verschiedenen Gründen nicht möglich als Teil der aktiven Armee am Feldzug teilzunehmen.

Im Jahre 1817 ernannte Friedrich Wilhelm III. ihn zum Chef des 22. Landwehrregiments. Er wurde im folgenden Jahr auch zum Landrat des Kreises Pleß gewählt, konnte jedoch durch den überraschenden Tod des Herzogs Ludwig August von Anhalt-Köthen (1802-1818) dieses Amt nicht mehr antreten. Der minderjährige Herzog war ein Cousin 2. Grades, der seit 1812 unter Vormundschaft seines Onkels Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau formell die Geschäfte in Anhalt-Köthen übernehmen. Somit übernahm er die Regierungsgeschäfte in Köthen während die Regierung der Standesherrschaft von nun an von seinem jüngeren Bruder Heinrich von Anhalt-Köthen-Pleß wahrgenommen wurden.

Anhalt-Köthen war nach den Wiener Kongress vollständig vom preußischen Staatsgebiet umgeben. So verwunderte es niemanden, dass Zollstreitigkeiten nicht lange auf sich warten ließen. Schon im Jahre 1821 brachte der Herzog Ferdinand Friedrich diese vor die Bundesversammlung. Doch es dauerte noch bis zum Jahre 1828 bis diese durch eine Übereinkunft zwischen Preußen und den Herzogtümern Anhalt-Köthen und Anhalt-Dessau beseitigt werden konnten.

Ansonsten interessierte sich der Fürst insbesondere für die Schafzucht. Die produzierte Wolle gehörte zu den wichtigsten Exportgütern des kleinen Herzogtums. In Gimschleben ließ der Herzog von seinem Baumeister Bandhauer einen neuklassizistischen Schafstall erbauen.

Im Jahre 1826 bekundete Herzog Ferdinand Friedrich in einen Brief an den russischen Geschäftsträger in Leipzig Interesse in Russland eine Kolonie für Schafzucht zu errichten. Der Herzog wollte so die knappen eignen Weideflächen bei Nienburg/Saale erweitern. Ihm kam zugute dass der russische Staat zu jener Zeit bemüht war, veredelte Schafsrassen aus Deutschland einzuführen. So genehmigte man einer Delegation aus Anhalt-Köthen im Herbst 1827 nach geeigneten Weideflächen in der Südukraine zu suchen. Die Wahl fiel auf ein etwa 550 km2 große Fläche, die sogenannte Steppe 71. Die Übertragung des Landes erfolgte am 03.03.1828 durch einen Ukas Zar Nikolaus persönlich. Am 11.04.1828 brachen 25 Personen mit 2.286 Schafen, zwei Stieren, acht Kühen und acht Pferden aus ihrer anhaltinischen Heimat auf. Auf der langen Reise gingen lediglich 35 Schafe verloren. Die Schafställe wurden auf Befehl des Herzogs nach dem Vorbild des neoklassizistischen Schafstalls von Grimschleben erbaut. Innerhalb des ersten Jahres konnte man den Betrieb auf 5.300 Schafe erweitern. Im Jahre 1830 - als der Herzog starb - zählte man bereits mehr als 8.000 Schafe. Nachdem die Kolonie, die die ersten zehn Jahre steuerfrei blieb, in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet, musste das Herzogtum sie finanziell unterstützen. Am 06.10.1856 verkaufte Herzog Leopold IV, Friedrich von Anhalt-Dessau das unrentable Land an einen russisch-deutschen Gutsbesitzer.

Herzog Ferdinand Franz galt als Förderer der Homöopathie. So fand der in Deutschland heimatlos umher irrende Samuel Hahnemann (1755-1843) einen festen Wohnsitz in seinem Herzogtum. Hahnemann wurde zum herzoglichen Leibarzt ernannt und blieb fast 14 Jahre in Köthen ansässig. In diesen Jahren entstanden zahlreiche seiner Schriften, die als Grundlage der Homöopathie gelten. Im Jahre 1821 kaufte der Herzog dem Vogelkundler Johann Friedrich Naumann eine umfangreiche vogelkundliche Sammlung für 2.000 Reichstaler ab. Zugleich wurde der ehemalige Besitzer der Sammlung zum herzoglichen Kurator bestellt. Im Jahre 1835 wurde die Ausstellung im Ferdinandsbau, einem Anbau des herzoglichen Schlosses, auch für die Öffentlichkeit zugänglich.

Den jungen Architekten Gottfried Bandhauer (1790-1837) förderte der Herzog ebenfalls, indem er ihn ab 1820 zunächst als Baurevisor anstellte und später zum Baudirektor beförderte. Bandhauer führte für den Herzog zahlreiche Bauten, wie zum Beispiel den Ferdinandsbau, die Erweiterung des nördlichen Schlossflügels, oder die Reithalle. Aber auch zahlreiche Nutzgebäude im Anhalt-Köthen gehörten zu seinen Werken.

Am 04.01.1823, dem 30. Geburtstag seiner Gattin Sophie Julie weihte Herzog Ferdinand Friedrich den Spiegelsaal im Schloss ein, den der Architekt Bandhauer entworfen hatte. So wurde die flache Holzdecke entfernt. Seitdem erhöhen große Pilastern aus Stuckmarmor und gegliederte Spiegelflächen erhöhen seitdem zwei kassettierte, einander durchdringende Tonnengewölbe den Raum. Drei polierte Messingkronleuchter mi Öllämpchen leuchten den Saal festlich aus. Erst nach dem Tode Herzog Heinrichs im Jahre 1847 verlor der Raum seine Funktion als Thronsaal.

Während eines Aufenthalts in Paris traten Herzog Ferdinand Friedrich und seine zweite Gemahlin Sophie Julie zum katholischen Glauben über. Seine Bemühungen Anhalt-Köthen in ein katholisches Land umzuwandeln blieben ebenso erfolglos wie seine Bemühungen die evangelische Kirche in Anhalt-Köthen hierarchisch aufzubauen. Diese Bestrebungen führten vielerorts zu Unzufriedenheit. Köthen entwickelte sich auf Grund der Ablehnung gegenüber den katholischen Landesfürsten zu einem Zentrum der liberalen Opposition in Anhalt.

Der nun katholische Herzog ließ durch seinen Baumeister Gottfried Bandhauer zunächst die katholische St.-Marien-Kirche in Köthen, deren Fertigstellung er nicht mehr erleben sollte, erbauen und im folgenden Jahr das Kloster und Krankenhaus der Barmherzigen Brüder.

Auch auf sozialen Gebiete zeigte sich Ferdinand Friedrich von Anhalt-Köthen als moderner Fürst, so führte er im Jahre 1826 die Diener-Witwenkasse ein und im Jahre 1830 die Hagelversicherungsanstalt.

Seine erste Ehe mit Luise von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Beck (1783-1803) endete durch den Tod seiner Gemahlin kinderlos. Im Jahre 1816 heiratete Fürst Ferdinand Friedrich von Anhalt-Köthen mit Sophie Julie von Brandenburg (1793-1848). Sie war die Tochter des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. und dessen Geliebten Sophie von Dönhoff.

Der kinderlose Herzog Ferdinand Friedrich starb am 23.08.1830 im Schloss Köthen. Seine letzte Ruhestätte fand der Herzog in der St.-Marien-Kirche in Köthen. Die Witwe Sophie Julie von Anhalt-Köthen zog nach Wien, wo sie im Jahre 1848 starb, und sein jüngerer Bruder Heinrich von Anhalt-Köthen übernahm die Regierungsgeschäfte des Herzogtums.


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