Heinrich von Anhalt-Köthen

* 30.07.1778 in Pleß
† 23.11.1847 in Köthen

Der spätere Herzog Heinrich von Anhalt-Köthen erblickte am 30.07.1778 in Pleß als Sohn des Fürsten Friedrich Erdmann von Anhalt-Köthen-Pleß (1731-1797) und der Luise Ferdinande zu Stolberg-Wernigerode (1744-1784) das Licht der Welt.

Im Alter von 18 Jahren trat der junge Heinrich von Anhalt-Köthen-Pleß in die preußische Armee ein. Er wurde am 03.03.1796 zum Stabskapitän im Regiment Garde aggregiert und bereits am 25.03. desselben Jahres zum Infanterieregiment Hohenlohe (Nr. 32) versetzt. Am 17.01.1797 erhielt er sein Patent mit der Beförderung zum Kapitän und man übertrug ihn die Führung einer Kompanie.

Am 12.12.1797 verstarb sein Vater Friedrich Erdmann von Anhalt-Köthen-Pleß und sein älterer Bruder Ferdinand Friedrich (1769-1830) übernahm die Regentschaft des kleinen Fürstentums. Der älteste Bruder Ernst(1768-1808) wurde auf Grund einer »Gemütsschwäche« in der Erbfolge übergangen.

Im Jahre 1804 wurde der den jungen Offizier durch seine Vorgesetzten wie folgt charakterisiert:

Ein junger Herr voll Hoffnung und Talente, sehr akkurat und emsig im Dienst und durch die rühmliche Anwendung seiner Nebenstunden in vollem Schwunge zu den hohen Kriegswissenschaften.

Am 26.03.1805 wurde dem jungen Fürsten die Erlaubnis erteilt in die Ukraine und die Türkei zu reisen. König Friedrich Wilhelm III. gab ihm ein Empfehlungsschreiben an den Sultan in Konstantinopel mit auf den Weg. Bereits Mitte April wurde ihm die Reisegenehmigung um weitere 6 Monate verlängert.

Zu Beginn des Feldzuges von 1806 fand sich Heinrich von Anhalt-Köthen-Pleß im preußischen Hauptquartier wieder. Er, am 30.08.1805 zum Major befördert, begleitete die preußische Königin Luise von Erfurt nach Berlin zurück.

Nach dem Friedensschluss von Tilsit im Juli 1807 übernahm er zunächst am 09.12.1808 das Kommando über das Bataillon von Schuler. Wenige Monate später, am 17.02.1809 übertrug man ihn das Kommando über das 1. Schlesische Infanterieregiment an. Doch bereits am 03.04.1810 quittierte er den aktiven Militärdienst. König Friedrich Wilhelm III. erlaubte den Fürsten weiterhin das Tragen der Uniform seines Regiments. Auch wurde ihm der Rote Adlerorden I. Klasse verliehen.

Am 22.12.1818 verlieh Friedrich Wilhelm III. ihn den Charakter eines Generalmajors. Da der General sich sehr stark für die Landwehr interessierte beförderte der Monarch Heinrich von Anhalt-Köthen am 22.05.1825 zum Generalmajor und ernannte ihn zum Chef des 22. Landwehrregiments.  Im Jahre 1830 wurde der Herzog mit dem Schwarzen-Adler-Orden ausgezeichnet. König Friedrich Wilhelm IV. ernannte den engagierten General am 25.03.1845 zum Generalleutnant, der Charakter eines Generalleutnants wurde ihm bereits am 30.03.1844 verliehen, und am 11.01.1847 erfolgte die Verleihung eines Charakters als General der Infanterie.

Im Jahre 1818 trat Heinrich von Anhalt-Köthen die Regentschaft in Pleß an. Der bisherige Souverän der Standesherrschaft Pleß Ferdinand Friedrich folgte dem minderjährigen Neffen Ludwig August von Anhalt-Köthen (1802-1818) als Herrscher von Anhalt-Köthen.

Nach dem Tode seines älteren Bruders Ferdinand Friedrich von Anhalt-Köthen übernahm er die Regierungsgeschäfte im Herzogtum Anhalt-Köthen. Sein jüngerer Bruder Ludwig regierte bis zu seinem Tode 1841 in der Standesherrschaft Pleß.

Das Herzogtum Anhalt-Köthen war beim Regierungsantritt des Herzogs total überschuldet. Durch den Verkauf von Rittergütern konnte er den Staat wieder sanieren und im Laufe seiner Regierungszeit auch die Wirtschaftskraft des Landes wieder stärkten.

Zu Beginn des Regierungsantritts lebte der größte Teil der Untertanen in Anhalt-Köthen von der Landwirtschaft. Die Böden sind furchtbar und dienen insbesondere dem Obstanbau. Bis über die Grenzen hinaus ist der Borsdorfer Apfel bekannt. Ein weiteres Standbein bildet die Viehzucht insbesondere Schafe und Rinder stehen auf den Wiesen in Anhalt-Köthen.

Auf dem linken Elbufer haben sich Sand-, Kalk- und Gipssteinbrüche angesiedelt. Ebenfalls hat man Braunkohlevorkommen gefunden und an der Fumme wurde Torf abgebaut.

In Köthen haben sich eine Garnspinnerei sowie eine Lohgerberei und eine Leinsiederei angesiedelt. Ebenfalls findet man in der Stadt eine Wachsbleiche. In Roßlau entstand eine neue Papiermühle und in Zerbst wird Bitterbier gebraut. Der Handel im Herzogtum war zu Beginn des Regierungsantritts Herzog Heinrichs unbedeutend. Es werden Getreide und Wolle aus der Landesproduktion angeboten.

Gerade durch die Bemühungen des Herzogs erreichte bereits im Jahre 1840 die Eisenbahn die Residenzstadt Köthen, da Herzog Alexander Carl von Anhalt-Bernburg (1805-1863) eine Anbindung von Bernburgs an die Strecke Magdeburg-Leipzig verweigerte. Im folgenden Jahr wurde auch die Berlin Anhalter Bahn mit Endpunkt in Köthen und einen Halt in Roßlau fertiggestellt. Somit erhält die Bahnlinie Magdeburg - Leipzig in Köthen eine Anbindung an die Eisenbahn nach Berlin. Im Jahre 1846 wurde auch noch die Bahnlinie zwischen Bernburg und Köthen eröffnet. Köthen wurde zu einem Kreuzungspunkt im Eisenbahnverkehr im Anhaltinischen. Durch diese infrastrukturelle Anbindung des Herzogtums an den Schienenverkehr wurde ab 1840 auch der Handel entsprechend befördert. Eine weitere Maßnahme, den Handel und die Wirtschaft zu fördern war der Beitritt des Herzogtums zum deutschen Münzverein am 19.01.1840 wodurch preußische Maße und Gewichte eingeführt wurden.

Zwischen 1836 und 1838 ließ Herzog Heinrich das das im Jahre 1740 von Johann August von Anhalt-Zerbst errichtete und inzwischen dem Verfall preisgegebene Jagdschloss in Roßlau im Sinne der Romantik umbauen.

Der Herzog legte Wert auf eine gute Ausbildung seines kleinen Kontingents. So ordnete er an, dass sich die Ausbildung an die der preußischen Armee anlehne und junge Offiziere an die Allgemeine Kriegsschule nach Berlin kommandiert werden sollten.

Im Jahre 1836 stiftete er zusammen mit seinen Vettern, den Herzögen von Leopold IV. Friedrich von Anhalt-Dessau (1794-1871) und Alexander Carl von Anhalt-Bernburg den Hausorden Albrecht des Bären. Dieser Orden bestand zunächst aus drei Klassen und einer Verdienstmedaille in Gold und Silber. Noch kurz vor seinem Tode stiftete Herzog Heinrich noch eine Dienstauszeichnung für Offiziere und Mannschaften. Für Offiziere stiftete er am 29.10.1847 das Dienstauszeichnungskreuz für Offiziere und die Dienstauszeichnungsschnalle für Mannschaften.

Das Dienstauszeichnungskreuz für Offiziere war ein achtspitziges Johanniskreuz aus vergoldeter Bronze mit einem mittig weiß emaillierten Medaillon. Das Monogramm des Fürsten war von einer goldenen Herzogskrone überragt. Auf der Rückseite wurden die römische Ziffer XXV. angebracht. Getragen wurde die Auszeichnung an einem hellgrünen Band an der linken Brust. Sie konnte allen tadellos dienenden des Köthener Offizieren nach 25 Dienstjahren verliehen werden. Die Anrechnung von Dienstzeiten in fremden Armeen war ausgeschlossen. Die Verleihung wurde nach der Vereinigung der Herzogtümer Anhalt-Köthen und Anhalt-Dessau am 14.04.1855 durch Herzog Leopold IV. Friedrich von Anhalt-Dessau aufgehoben.

Die Dienstauszeichnungsschnalle wurde in 3 Stufen für 21, 15 und 9 Dienstjahre gestiftet. Dienste in anderen Armeen des Deutschen Bundes konnten angerechnet werden und die Zeit für die Teilnahme an Feldzügen wurde doppelt gewichtet. Die Schnalle bestand aus einem Messingplättchen, das mit hellgrünem Ordensband überzogenen war. In der Mitte des Bandes befindet sich Fürstenkrone links davon das Signet H (nach dem Tode des Fürsten wurde dies durch ein L ersetzt) und rechts mit den römischen Ziffern, XXI, XV oder IX. für die geleisteten Dienstjahre. Diese Auszeichnung wurde am 28.02.1855 aufgehoben.

Im Jahre 1841, nach dem Tode seines jüngeren Bruders Ludwig von Anhalt-Köthen-Pleß fiel die Standesherrschaft Pleß wieder an Heinrich von Anhalt-Köthen. Dieser verkaufte im Jahre 1846 die Standesherrschaft an den Grafen Hans Heinrich von Hochstein-Fürstenstein, den nächsten Fideikommisserben für eine Rente von jährlich 30.000 Reichsthalern.

Herzog Heinrich von Anhalt-Köthen war bei seinen Untertanen allgemein sehr beliebt und galt als gerecht und mildtätig. Das Wohl seines kleinen Landes lag ihm sehr am Herzen. Mit dem preußischen König Friedrich Wilhelm III. stand er in einem freundschaftlichen Verhältnis. Insgesamt kann man den Herzog jedoch nicht als modernen Fürsten bezeichnen, da er bei allen technischen Fortschritten doch ein absolutistischer Fürst blieb.

Herzog Heinrich von Anhalt-Köthen Auguste von Reuß-Köstritz (1794-1855). Die Ehe blieb jedoch kinderlos.

Der Herzog von Anhalt-Köthen verstarb am 23.11.1847 in seiner Residenzstadt Köthen. Er fand in der Köthener Fürstengruft in der St. Jakobskirche seine letzte Ruhe.

Da die Ehe des Herzogs kinderlos blieb, fiel das Herzogtum Anhalt-Köthen zunächst an Anhalt-Bernburg und im Jahre 1853 schließlich an Anhalt-Dessau. Auf eine Teilung wurde verzichtet, da die Linie Anhalt-Bernburg ebenfalls vor dem Aussterben stand.


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