Friedrich Wilhelm II. von Preußen

* 25.09.1744 in Berlin
† 16.11.1797 in Potsdam

Am 25.09.1744 wurde in Berlin dem Prinzen August Wilhelm von Preußen (1722-1758) und seiner Gemahlin Luise Amalia von Braunschweig-Wolfenbüttel (1722-1780) der erste Sohn Friedrich Wilhelm geboren. Prinz August Wilhelm war der jüngere Bruder des preußischen Königs Friedrich II. (1712-1786).

Entsprechend der Kinderlosigkeit des preußischen Königs nahm Prinz August Wilhelm von Preußen die Rolle des Kronprinzen ein und nach seinem Tode folgte ihm als Kronprinz Friedrich Wilhelm im Jahre 1757.

Schon im Alter von drei Jahren wurde der Sohn des Kronprinzen nach Berlin geholt, wo der preußische König die Erziehung des Kindes selbst überwachte. So stellte er den Schweizer Nicolas de Béguelin (1714-1789) als Erzieher des Prinzen an.

Diese Maßnahme hielt der König für geboten, damit die Erziehungsfehler, die sein Vater Friedrich Wilhelm I. an ihm verübte – schließlich versuchte er den Sohn durch eine tyrannische Erziehung voller körperlicher und seelischer Härte nach seinem eigenen Vorbilde zu formen – zu vermeiden. Das Verhältnis zwischen dem König und dem Kronprinzen August Wilhelm, das von jeher angespannt war, entwickelte sich im Jahre 1757 zu offener Feindschaft: Auf Grund schwerer Fehler des Kronprinzen während des Siebenjährigen Krieges wurde er unehrenhaft durch den König aus der Armee entlassen und starb nur wenige Monate später.

Bereits in der Endphase des Siebenjährigen Krieges nahm der junge Kronprinz Friedrich Wilhelm an militärischen Operationen teil. So war er bei der Belagerung von Schweidtnitz und der Schlacht von Burkersdorf am 21.07.1762 beteiligt. König Friedrich II. war von der Tapferkeit seines Neffen begeistert und verlieh um ein Potsdamer Infanterieregiment. Doch blieb das Verhältnis beider Männer nicht dauerhaft so unbeschwert.

Dies lag sicherlich an der unterschiedlichen Staatsauffassung die der König und der Kronprinz hatten. So lebte der König stets nach dem Grundsatze der erste Diener des Staates zu sein. Dies hatte zur Folge, dass er kaum ein Privatleben hatte und nach Möglichkeit gesellschaftliche Auftritte vermied. Der Kronprinz wollte jedoch in erster Linie sein Leben genießen. Diese Einstellung teilte er mit vielen adeligen Zeitgenossen in Europa des 18. Jahrhunderts teilte. So hatte der Kronprinz in jungen Jahren mehrere Mätressen, dies zog ihm die Missbilligung konservativer Hofkreise und des Königs ein. Dieser hatte es jedoch auch versäumt, seinen Nachfolger in die Politik und die Regierungsgeschäfte einzuführen.

Im Jahre 1765 heiratete der preußische Thronfolger auf Wunsch des Onkels mit Elisabeth Christine Ulrike von Braunschweig-Wolfenbüttel verheiratet. Sie war die Tochter von Herzog Karl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel (1713-1780) und seiner Gemahlin Philippine Charlotte (1716-1801), der Schwester Friedrich des Großen. Die Ehe war insgesamt sehr unglücklich, nahmen es doch beide Ehepartner mit der ehelichen Treue nicht so genau. So ließ sich der Kronprinz, nachdem er vom Seitensprung seiner Ehefrau erfahren hatte, am 18.04.1769 scheiden. Die geschiedene Gattin verbrachte den Rest ihres Lebens in der Küstriner Verbannung.

Sofort begannen am preußischen Hof die erneuten Vorbereitungen, den Thronfolger Friedrich Wilhelm erneut zu verheiraten. Schließlich brauchte die Hohenzollerndynastie einen männlichen Thronfolger. So entscheid man sich, eine zweite Ehe mit Prinzessin Friederike Luise von Hessen-Darmstadt einzugehen. Diese Ehe wurde am 14.07.1769 in Charlottenburg geschlossen. Schon kurz nach der Eheschließung wurde dem jungen Paar ein Sohn geboren, der im Jahre 1797 als Friedrich Wilhelm III. den preußischen Thron besteigen sollte. Es sollten noch sechs weitere Kinder folgen.

Doch auch die zweite Ehe änderte auch nichts an Friedrich Wilhelms außerehelichen Affären. So hatte er bereits im Jahre 1764 Wilhelmine Encke (1753-1820) die Tochter eines Musikers, kennengelernt. Mit Billigung Friedrich II. war sie ab dem Jahre 1769 die offizielle Mätresse des Kronprinzen und erhielt auch eine jährlich Apanage in Höhe von 30.000 Talern zugesprochen. Um nach außen hin die Form zu wahren, ging sie die Ehe mit dem Kammerherrn Friedrich Ritz ein. Die Beziehung des Kronprinzen mit Encke entstammten fünf Kinder, von denen jedoch nur die Tochter Marianne das Erwachsenenalter erreichte. Der Sohn Alexander (1779-1787), der Lieblingssohn des Prinzen, starb vermutlich an den Folgen einer Vergiftung. Für ihn ließ der trauernde Vater König Friedrich Wilhelm ein Grabmal an der Dorotheenstädtischen Kirche zu Berlin durch den Baumeister Johann Gottfried Schadow errichten. Heute ist das Grabmal als Dauerleihgabe in der Alten Nationalgalerie in Berlin zu sehen. Nach seiner Thronbesteigung übereignete der neue König seiner Geliebten zugunsten der gemeinsamen Tochter Marianne das Palais Görne. Encke ließ das Palais durch den Architekten Carl Gotthard Langhans ausbauen und richtete hier einen privaten Nebenhof ein. Hier hielt sich auch der König häufig auf. Im Jahre 1796 erhob er seine Geliebt noch zur Gräfin von Lichtenau.

Der preußische Kronprinz war dem Okkultismus zugeneigt. So schloss sich der Kronprinz dem Orden der Gold- und Rosenkreuzer an. Die Lehren des Ordens basierten überwiegend aus einem Gemisch von Bibeltexten, Theosophie, Mystizismus, Alchemie und Kabbalistik. Der Orden selbst betrachtete sich, als von Gott beauftragt Millionen von Seelen vor dem Bösen zu retten. Zwei führende Ordensmänner  Johann Christoph von Woellner und Johann Rudolf von Bischoffwerder gelang es den Kronprinzen von den Ordenslehren zu überzeugen. So inszenierten Sie spirituelle Rituale, die dem König vorspiegeln sollten, dass er Kontakt mit verstorbenen Vorfahren aufgenommen hätte um sich von ihnen Rat zu holen. So konnten sie den Kronprinzen stets im Sinne des Ordens beeinflussen. Nach der Thronbesteigung wurden beide Männer in wichtige Staatsämter berufen. Zeitweise war auch seine Geliebte Encke Teilnehmer dieser Sitzungen um ihre eigene Position an der Seite des Kronprinzen zu festigen.

Nach dem Tode Friedrich II. von Preußen am 17.08.1786 folgte ihm sein Neffe auf den Thron und lenkte für die nächsten 11 Jahre die Geschicke des preußischen Staates.

Der neue König war anlässlich seines Regierungsantritts bei den Untertanen sehr beliebt, insbesondere erhoffte sich das Volk eine Besserung seiner Lage. Der bisherige König war an seinem Lebensende wie in jungen Jahren und sein Tod ließ das Volk nicht großartig trauern.

Die Residenz wurde von Sanssouci nach Berlin verlegt und konnte so die Berliner erfreuen. Zugleich schaffte er eine von Friedrich geschaffene verhasste Steuer ab und verteilte zahlreiche Orden, Auszeichnungen und Rangerhöhungen. Gleichzeitig ließ der neue Monarch die Residenzstadt durch Langhans neu gestalten. Zu den Neubauten gehörte im Jahre 1791 auch das Brandenburger Tor. Der König, der selbst Cello spielte, setzte sich für Kunst und insbesondere für Musik und das Theater ein.

Aber der unerfahrene Monarch war nicht in der Lage, seinen Staat vom Schreibtisch aus zu führen. So trat an der Stelle der Selbstregierung seines Onkels eine Kabinettsregierung, in der seine Rosenkreuzer-Freunde Woellner und Bischoffwerder großen Einfluss ausüben konnten. Dies hatte gerade auch in der staatlichen Religionspolitik entscheidende Veränderungen gebracht. Dachte der »Alte Fritz« noch, dass »jeder nach seiner Fasson seelig werden« sollte, bekannte sich die neue preußische Regierung zur Reformation, sicherte jedoch den anderen Religionen mit dem Religionsedikt vom 19.12.1788 zumindest die freie Religionsausübung zu. Da dieses Edikt jedoch heftige innenpolitische Debatten auslöste, folgte wenige Monate später, am 19.12.1788, das Zensur-Edikt, wodurch persönliche Freiheiten eingeschränkt wurden.

Der König unterließ es jedoch bei seinem Amtsantritt Posten im Militär und Verwaltung neu zu besetzen. So war die Mehrzahl der Amtsträger und Offizier bereits seit Ende des Siebenjährigen Krieges in ihren Ämtern. Da sie in jungen Jahren große Verdienste um den preußischen Staat erworben hatten, beließ der König sie aus Dankbarkeit in Ihren Ämtern. So waren sie meistens schon 65 und manch einer auch schon über 70 Jahre alt. Gerade das überalterte Offizierskorps der preußischen Armee sollte sich im Koalitionskrieg für Preußen verheerend auswirken, da sie nicht in der Lage waren auf die militärischen Konzepte der Franzosen nicht verstanden.

Kurz nach seinem Amtsantritt ordnete der neue König die Invasion Hollands an. Ziel der Militärmaßnahme war die Wiedereinsetzung des Erbstatthalters, der durch holländische Patrioten gestürzt wurde. Der Erbstatthalter war der Schwager des preußischen Königs.

Der preußische Außenminister Hertzberg (1725-1795) , den er von seinem Vorgänger übernommen hatte, ließ sich von der preußisch-österreichischen Erbfeindschaft leiten. So kam es zwischen beiden Männern über die Unterzeichnung des Vertrags von Reichenbach am 27.07.1790, der den Krieg Österreichs mit der Türkei beendete. So sah sich Friedrich Wilhelm II. ihn durch Bischoffwerder ersetzen lassen.

Eine weitere Bedrohung entwickelte sich an der Westgrenze Preußens und des Reiches. In Frankreich brach im Sommer 1789 die Französische Revolution aus und beschnitt zunächst die absolutistische Macht des französischen Königs Louis XVI. Im August 1791 trafen sich Kaiser Leopold II., König Friedrich Wilhelm II. und der französische Prinz Charles de Artois aus Schloss Pillnitz in Sachsen. Die Bruder des französischen Königs konnte die beiden Monarchen davon überzeugen, die Ordnung in Frankreich wiederherzustellen.

Im Sommer des Folgejahres war eine europäische Koalition gegen das revolutionäre Frankreich geschmiedet. Friedrich Wilhelm II. nahm persönlich am Feldzug in die Champagne teil. Nachdem die verbündeten Armeen zügig vorankamen, wurde es in der Kanonade von Valny am 20.09.1792 zurückgeschlagen. Innerhalb weniger Wochen konnten die Revolutionstruppen nach Westen vorrücken und auch Teile der linksrheinischen Territorien des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation besetzen. Die preußische Armee kämpfte noch bis zum Jahre 1795 in Westen und Süden Deutschlands, ehe am 05.04.1795 in Basel ein Friedensvertrag zwischen Preußen und dem revolutionären Frankreich geschlossen wurde. Die preußische Armee stellte im Norddeutschland noch ein Observationskorps, das die Einhaltung der im Baseler Vertrag vereinbarten Demarkationslinien überwachtee.

Das Ausscheiden Preußens aus der ersten Koalition gegen das revolutionäre Frankreich brachte dem König jedoch in weiten Teilen des Reiches herbe Kritik ein. Anzumerken sicherlich, das weder er noch sein Nachfolger die Friedensperiode für eine durchgehende Modernisierung von Staat und Gesellschaft genutzt hatten. Das Preußen, das im Jahre 1806 von Napoléon geschlagen werden wollte, war immer noch ein Staat im Geiste Friedrich des Großen.

Nun konnte der preußische König seine Aufmerksamkeit in den Osten richten, wo Russland und Österreich eine zweite Teilung Polens vorbereiteten. Bereits im Jahre 1772 konnte Preußen durch Abtretungen Polens sein Territorium erweitern.

Da die preußischen Diplomaten nicht mit den seinerzeitig erreichten Ergebnis zufrieden waren, kam es im Jahre 1793 zu einer weiteren Teilung Polens, die jedoch den bewaffneten Widerstand von Teilen der Bevölkerung hervorrief. So kam es im Jahre 1794 zum Aufstand unter Kościuszko. Im Jahre 1795 wurde der preußische Staat endgültig von der europäischen Landkarte getilgt. Bereits im Jahre 1791 hatte der preußische Monarch durch einen Erbfall Ansbach und Bayreuth seinem Staat einverleiben können. In seiner Regierungszeit gelang es Friedrich Wilhelm II. den preußischen Staat um 1/3 der Landfläche zu vergrößern und die Bevölkerung stieg von 5,4 auf 8,7 Millionen Bewohner.

Eines seiner innenpolitischen Erfolge ist die bereits unter Friedrich II. begonnene Neuordnung des Preußischen Landrechts im Jahre 1794 mündeten im »Allgemeinen Preußischen Landrecht«. Dieses hatte bis zum Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) im Jahre 1900 Bestand.. Bei der Verwirklichung dieses Reformwerkes wurde er u.a. von Minister Bischoffwerder und Woellner sowie dem späteren Präsidenten des Geheimen Obertribunals Heinrich Dietrich von Grolman unterstützt.

Nachdem der preußische König im Jahre 1795 sowohl im Westen als auch im Osten Frieden geschlossen hatte, konnte er sich wieder seiner Hauptstadt widmen. Am 28.04.1796 erhob er seine bisherige Geliebte Wilhelmine Encke in den Adelsstand und führte sie am 17.09.1796 offiziell bei Hofe ein. Die preußische Königin fühlte sich wegen dieser und weiterer zügelloser Affären ihres Gatten stark gekränkt. Ihr ältester Sohn, Kronprinz Friedrich Wilhelm unterstützte sie dabei. Man warf dem König auch Verschwendungssuch vor. So schuf er zahlreiche protzige Bauten und der war gegenüber seinen Mätressen und Günstlingen sehr freigiebig. So verschleuderte er den unter Friedrich II. angesammelte Staatsschatz sinnlos.

Am 16.11.1797 starb der preußische König Friedrich Wilhelm II. an Brustwassersucht. Die Gräfin von Lichtenau, die den König bis zu seinem Tod aufopferungsvoll pflegte, wurde sofort verhaftet und nach Golgau verbannt. Ein großer Teil ihres Vermögens wurde durch den Staat eingezogen.

Friedrich Wilhelm III. und seine Gattin Luise traten nun an die Spitze des preußischen Staates. Der neue König sollte für beinahe 43 Jahre die Geschicke des Staates führen und durch den Krieg von 1806 den Staat durch die gefahrvollsten Zeiten seines Bestehens führen und den Staat daraufhin durchgehend reformieren.

Insgesamt wurde der preußische König Friedrich Wilhelm III. auch in der Nachbetrachtung seiner Zeitgenossen mit seiner Günstlings- und Mätressenwirtschaft sowie seinen spirituellen Neigungen in Verbindung gebracht.


Letzte Änderung der Seite: 17. 02. 2023 - 10:02