Joachim Johann Simon Haspinger

* 28.10.1776 in St. Martin in Gies/Tirol
† 12.01.1858 in Salzburg

Joachim Johann Simon Haspinger erblickte als ältester Sohn eines wohlhabenden Bauern am 28.10.1776 das Licht der Welt. Seine Bestimmung, Priester zu werden, wurde schon früh gefällt.

So besuchte er ab 1793 das Franziskanergymnasium in Bozen, wo er 1799 seinen Abschluss machte.

Im Jahre 1796 wurde auch die österreichische Grafschaft Tirol durch heranrückende französische Revolutionstruppen bedroht. So trat der junge Student den Tiroler Schützen bei.

Haspinger schloss sich den Welsberger Schützen an und beteiligte sich in den Jahren 1796/97 an der Grenzverteidigung. Zunächst gehörte er dem Aufgebot im Ampezzanertal an. Auf eigene Faust unternahm er einen Streifzug gegen den Gegner und konnte einen französischen Stabsoffizier gefangen nehmen. Für diese waghalsige Tat erhielt er die silberne Tapferkeitsmedaille. Bereits am 27.03.1797 wurde er erneut von seinen Studien abberufen und nahm die Waffen gegen den französischen General Joubert in die Hand. In den blutigen Gefechten in den Höhen um Spinges konnte dieser zum Rückzug aus dem Pustertal gezwungen werden.

Auch in den Jahren 1799 bis 1801, als erneut der Krieg zwischen Frankreich und Österreich ausbrach, nahm er erneut die Waffen als Angehöriger einer Schützenkompanie des VInschgau in die Hand und wehrte eine Bedrohung Tirols ab. Hier zeichnete sich der Philosophie-Student entsprechend durch Geistesgegenwart und Mut bei einer Waffentat seiner Kompanie bei Taufersthal aus.

Zwischen 1799 und 1802 studierte der junge Haspinger an der Universität Innsbruck Philosophie und trat 1802 dem Orden der Kapuziner in Eppan bei Bozen ein. Am 01.09.1805 wurde der junge Mann zum Priester geweiht und erhielt eine Anstellung als Aushilfsprediger im Kloster Schlanders/Vinschgau. Noch im Oktober desselben Jahres zog Haspinger als Feldpater und Führer einer Schützenkompanie nach Valsugana ins Feld.

Die bayerische Verwaltung, im Friedensschluss von Schönbrunn wurde Triol an das im Entstehen begriffene Königreich Bayern abgetreten, führte eine Politik im Geiste der Aufklärung in Tirol ein. Durch diese Politik wurden die Grundfesten des Tiroler Selbstverständnisses erschüttert und führten bei Geistlichen und Bauern zu Widerstand.

Eine Folge dieser Politik war die Aufhebung zahlreicher Kapuzinerklöster, wie Mals, Meran und schließlich auch von Schlanders. Durch dieses Verbot gelangte Haspinger in das verbleibende Kloster in Klausen.

So forderte der streitbare Priester seine Landsleute auf, sich der von den Bayern eingeführten Pockenimpfung zu verweigern. Haspinger schloss sich auch den Tiroler Widerstand an.

Im Jahre 1809 wurde Joachim Haspinger zum Feldprediger der Tiroler Schützenkompanien von Latzfons, Gufidaun und Villnöss berufen. Nachdem er in Trient mit Andreas Hofer zusammentraf, wurde er durch diesen »genötigt« eine Schützenkompanie als Hauptmann zu übernehmen. Gerade sein feuriges Temperament aber auch seine Kriegserfahrungen machten ihn zu einen idealen Anführer der Tiroler Bauern.

Oft stand der Priester in seiner Kapuzinerkutte und mit seinem wallenden roten Bart an der Spitze der Angreifer. »Pater Rotbart« trug stets ein Kreuz den stürmenden Schützen voran und erwarb sich im Volksglauben den Ruf »kugelsicher« zu sein. Seine Motivationsgabe zeigte sich auch bei der Führung seinen Schützenkompanien.

So führte er in der ersten und dritten Bergiselschlacht den jeweils den linken Flügel der Tiroler Schützen zum Erfolg.

Am 04.08.1809 beteiligte er sich auch an den von Mayr und Speckbacher organisierten Hinterhalt am Eisacktal. Dort gerieten die überwiegend sächsischen Truppen des Generals Rusca in einen Hinterhalt und mussten sich nach zwei Tagen Gefechten auf Sterzing zurückziehen. Auch am 17.08.1809 verfolgte er den fliehenden Feind bei Rattenberg.

Am 25.09.1809 konnte Pater Haspinger einen weiteren Sieg um den Paß Lueg feiern und zog bis nach Hallein ins Salzburger Land ein.

Seinen Vorstellungen nach sollten sich die Salzburger und Innerösterreichischen Landesteile, angespornt durch das Tiroler Vorbild zu einem Volksaufstand gegen die Franzosen erheben.

Nach dem Friedensschluss von Schloss Schönbrunn zwischen Kaiser Napoléon und dem Habsburger Franz I. entmutigte zunächst den Sandwirt. Haspinger, Mayr, Kolb oder auch Kemenater gelang es jedoch Andreas Hofer für die Fortsetzung eines aussichtslosen Kampfes zu gewinnen. Selbst nach der verlorenen vierten Bergiselschlacht ließ der Einfluss des Theologen auf den religiösen Hofer nicht nach. Auch wenn er sich, um sein Ziel zu erreichen, falscher Tatsachen und bewusster Manipulation bediente. Es folgte die viert<link typo3>Link einfügene Bergiselschlacht am 01.11.1809. Es kam noch zu weiteren Gefechten bei Meran und am 16.11.1809 bei St. Leonhard im Passeiertal.

Nach der Niederlage im Gefecht von Schenna flüchtete Haspinger und versteckte sich in der Tschenglsburg im Vintsgau. Nach seiner weiteren Flucht über Oberitalien, der Schweiz und Kärnten traf er am 31.10.1810 in Wien ein. Schon am 02. und 04.11.1810 gewährte Kaiser Franz I. ihm eine Audienz.

Zwischen 1811 und 1836 war er als weltlicher Priester und Seelsorger in verschiedenen Orten in Niederösterreich tätig. So hatte er Pfarrstellen in Jedlesee, Jedlersdorf, Simonsfeld, Traunfeld und Hautzendorf.

Haspinger wurde im Jahre 1812 mit dem geheimen Auftrag betraut, einen Aufstand in Tirol vorzubereiten.

Obwohl Pater Rotbart seit 1836 pensioniert wurde und sich in Hietzing bei Wien niederließ, trat er 1848 - nun im Alter von 72 Jahren stehend - nochmals militärisch in Erscheinung. Als Feldgeistlicher begleitete er die studentischen Freiwilligenverbände von Andreas Pichler 1848 auf ihren Feldzug in Italien.

Nach seinem Tode am 12.01.1858 wurde Pater Rotbart neben Andreas Hofer in der Innsbrucker Hofkirche beigesetzt.

In seinem Leben erhielt Haspinger verschiedene Auszeichnungen bzw. Gnadenbeweise. So wurde er für seine Teilnahme an den Tiroler Kämpen 1797 mit der ständischen silbernen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet; Franz I. bewilligte ihm eine Pension von 600 Talern. Im Jahre 1854 bewilligte Kaiser Franz-Joseph I. eine Gnadenwohnung im Schloss Mirabell (Salzburg).


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