Ernst Moritz Arndt

* 26.12.1769 in Groß-Schoritz
† 29.01.1860 in Bonn

Ernst Moritz Arndt wurde am 26.12.1769 in Groß-Schoritz als Sohn von Ludwig-Nikolaus Arndt, einem ehemaligen Leibeigenen, geboren.

Sein Vater Ludwig-Nikolaus Arndt erkaufte sich kurz vor der Geburt des Knaben beim Grafen von Putbus für die damals beachtliche Summe von 80 Reichstalern seine Freiheit und wurde Inspektor von Groß-Schoritz. Im Jahre 1776 zog die kleine Familie, mit ihren 5 Kindern auf das Gut Dumsewitz. Da die Erträge des Gutes Dumsewitz nicht den erwünschten Erfolg brachten, übernahm der Vater im Jahre 1780 von der Stadt Stralsund die Güter Grabitz und Breesen zur Pacht. 1787 zog die Familie auf die sogenannten Löbnitzer Güter, die Arndts Vater von der verwitweten Gräfin Putbus pachtete.

Zunächst übernahmen die Eltern die schulische Bildung ihrer Kinder. Erst im 12. Lebensjahr von Ernst Moritz Arndt ermöglichten die Eltern den Unterricht durch Hauslehrer. Diese bereiteten ihn auch auf den Besuch eines Gymnasiums entsprechend vor.

Im Frühjahr 1791 begann der junge Arndt in Greifswald mit seinem Theologiestudium. Seine Immatrikulation erfolgte durch Rektor Georg Brockmann. Bei seinem Studium folgte Arndt wohl weniger seiner inneren Berufung, als dem herkömmlichen Brauch der damaligen Zeit. Mit mehr Begeisterung studierte er Geschichte, Erdkunde und Sprachen. Seine Greifswalder Studien beendete er im März 1793 und setzte sein Studium in Jena fort, wo er am 29.04.1793 immatrikuliert wurde. Sein Studium in Jena schloss er im August 1794 ab.

An der Universität Jena lehrten viele bedeutende Professoren der damaligen Zeit, zu denen Fichte und Friedrich SchillerSchiller gehörten. Nach seiner Jenaer Studienzeit wanderte er nach Hamburg und hielt sich dort mehrere Wochen auf. Ende Oktober des gleichen Jahres erreichte er sein Elternhaus in Pommern. Im Jahre 1795 bestand er sein Theologie-Examen mit Leichtigkeit.

Durch die Vermittlung seines Studienfreundes Nernst fand der junge Theologe eine Anstellung als Hauslehrer beim Pfarrer Ludwig Gotthard Kosegarten in Altenkirchen. Obwohl er von Kosegarten, der einen pragmatischen Predigtstil verkörperte, viel lernte musste er doch erkennen das der Beruf des Pfarrers ihm nicht lag.

Beide Männer werden sicherlich auch des öfters über das Thema Leibeigenschaft gesprochen haben und Kosegarten dürfte mit seiner Meinung, dass es sich hierbei um eine »dem Staate nicht minder als den Individuen so schädlich e System« handle.

Als Hauslehrer unterrichtete Arndt nur die älteste Tochter des Pfarrers, die siebenjährige Alvine während die anderen drei Kinder noch zu jung waren. Im Jahre 1797 starben auch noch die beiden jüngeren Kinder Lucie und Emil Kosegarten. Dieses Ereignis warf einen Schatten auf die ansonsten wohl ruhigen Jahre in Altenkirchen.

Im Frühjahr 1798 gewährte ihm der Vater die Mittel für eine größere Reise. Arndt startete im Mai 1798 zu einer großen Bildungsreise durch Europa. Der Reiseweg war oft beschwerlich. Arndt reiste zu Fuß, mit der Postkutsche oder mit dem Schiff. Er besuchte so Berlin, Jena und Erfurt weiter ging es dann über Regensburg und Bayreuth nach Wien, wo er im Juli 1798 eintraf. Von dort aus unternahm er einen Ausflug bis nach Budapest.

Nach Österreich und Ungarn wandte sich Arndt Italien zu, wo er im Winter 1798/99 sich der italienischen Kunst widmete.

Dort hat mich in der Toskana der wieder ausbrechende Krieg überrascht und mich geschwinder weggetrieben, als ich gedacht hatte; ich habe Rom, Neapel und Sizilien nicht zu sehen bekommen.

Er verlässt mit dem Schiff Italien in Richtung Südfrankreich. Sein Aufenthalt in Paris dauerte von 26.05. bis zum 07.08.1799. Im August nahm Arndt noch an einer Rheinfahrt von Köln nach Mainz teil und kehrt im Oktober in sein Elternhaus zurück.

Am 25. Februar 1800 beantragte Arndt bei der Philosophischen Fakultät der Universität Greifswald die Zulassung zur Magisterprüfung. Kurz darauf - am 05.03.1800 - wurde er examiniert und begann zwei Tage später mit seiner ersten Vorlesung im Fach Geschichte. Titel dieser Vorlesung: »Geschichte der merkwürdigen Revolutionen Europas seit Carl VIII. von Frankreich bis auf den Tod Ludwig des XIV. als eine Einleitung in die Geschichte unserer Zeit«. Bereits einen Monat später verteidigte er erfolgreich seine Habilitationsschrift. Am 05.05.1800 wurde ihm durch den Generalgouverneur von Schwedisch-Pommern und Rügen, Graf von Essen, der gleichzeitig auch Kanzler der Universität Greifswald war, die Lehrerlaubnis für Geschichte und Philosophie erteilt.

Bereits im September 1800 wurde Arndts zweite wissenschaftliche Schrift »Ein menschliches Wort über die Freiheit der alten Republiken« veröffentlicht. Gewidmet war diese Arbeit dem Kanzler der Universität Greifswald, Hans-Henrik von Essen. Zum gleichen Zeitpunkt suchte er beim Kanzler um eine Festanstellung als Adjunkt nach. Als Beweis für seine wissenschaftlichen Leistungen legte Arndt seine Dissertation und die Abhandlung über die alten Republiken bei. Später hatten diese Frühschriften Arndts für ihn selbst wohl keine Bedeutung mehr.

In der erwarteten Festanstellung heirate er am 23.02.1801 seine große Liebe Marie Charlotte Quistorp. Die Tochter des Professors Johann Quistorp gebar am 16.06.1801 einen Sohn, der auf den Namen Karl Moritz getauft wurde. Doch schon wenige Tage nach der Geburt starb Charlotte. Am 13. Dezember 1801 wurde er zum ordentlichen Adjunkten ernannt. Damit wandelte sich sein Leben vom der eines Privatdozenten in die eines Wissenschaftlers.

In dieser Zeit schuf sich Arndt erstmals einflussreiche Feinde durch seine Schrift »Versuch einer Geschichte der Leibeigenschaft in Pommern und Rügen«. Die Kritik traf ihn jedoch nicht unerwartet, denn er schrieb damals an seinen Verleger Reimer:

[...] wird mir hier im Lande wenige Gönner machen. Ich glaube, dass der Inhalt und die Art der Darstellung und das Interesse, was die Aufhebung der Knechtschaft im ganzen großen Vaterlande zu erregen.

Am 01.11.1803 reiste Ernst Moritz Arndt von Stralsund aus nach Schweden. Er wollte das Land, das ihn schon länger faszinierte besser kennen lernen und bat Kanzler Graf von Essen um unbezahlten Urlaub. Von Ystadt führte ihn seine Reise weiter nach Stockholm, wo er seinen ehemaligen Studienfreund Carl Ludwig Nernst wiedertraf. Dort verbrachte er den Winter mit Studien über Land und Leute. Am 26.03.1804 ging die Reise weiter nach Uppsala, wo er sich 3 Wochen lang aufhielt. Er reiste weiter durch das schwedische Seengebiet nach Göteborg, weiter ein Aufenthalt beim Probst von Rosenstein in Kurnla und dann die Besichtigte er die Trollhättafälle. Mitte Mai durchquerte er Värmland und Dalarne. Dort besichtigte er die Bergwerke von Falun und reiste vom 19.06. bis 20.07.1804 weiter nach Järmtland und Norrland in Nordschweden.

Er hielt sich auch für längere Zeit in einem Lappendorf auf, wo er sowohl die Kultur als auch die Sitten des nordischen Volkes studierte. Erst Ende Juli erreichte er wieder Stockholm von wo er in die schwedischen Universitätsstädte Lund und Malmö weiterreiste.

Im September 1804 hielt Arndt sich einige Tage bei dem aus Schottland stammenden Baron Macklean (1742-1816) auf Savaneholm auf. Macklean war für seine Zeit ein sehr fortschrittlicher Grundbesitzer. Große Teile seines Besitzes gab er an seine früheren Untertanen und an landlose Bauern ab. Am 11. September erreichte Arndt Stralsund.

Diese Reise verarbeitete der Schriftsteller auch literarisch. So veröffentlichte er in Berlin im Jahre 1806 seinen Bericht über die Reise unter dem Titel »Reise durch Schweden im Jahre 1804« und bezeugt damit gründliche Kenntnisse über die Wirtschaft des Landes, über Alltagsleben und Volkskultur.

Nach der Rückkehr aus Schweden setzte Arndt seine Lehrtätigkeit an der Universität in Stralsund fort. Seit dem 31.10.1805 befand sich Schweden im Kriegszustand mit Frankreich. Der schwedische König Gustav IV. Adolf erließ am 30.04.1806 eine Verordnung über die Schaffung einer pommerschen Landwehr. Bereits im Vorjahr hatte Arndt im Auftrage der Stralsunder Regierung Vorarbeiten zu dieser Verordnung geleistet. Er freundete sich in jener Zeit mit den seit 1799 in Stralsund als Arzt arbeitenden Christian Ehrenfried Weigel (1748-1831) an. Bei einem Pistolenduell mit einem schwedischen Offizier, dem Arndt antideutsche Äußerungen unterstellte, wurde er am 12.06.1806 im Bauchraum verletzt.

Im gleichen Jahr erschien Arndts Werk »Geist der Zeit«, das eine zeitkritische Analyse aus historischer Sicht darstellte, doch war es in erster Linie eine Kampfschrift, die sich gegen Napoléon richtete. Sie wurde bereits im Vorjahr unter dem Eindruck der Niederlage Österreichs und Russlands bei Austerlitz von ihm verfasst. Mit dieser Schrift erlangte Arndt erste Berühmtheit in ganz Deutschland.

Der Untergang des Deutschen Reiches beflügelte den schwedischen Monarchen Gustav IV. Adolf in seinem pommerschen Reichsteilen das schwedische Recht einzuführen. Arndt unterstützte dieses Anliegen aktiv und übersetzte im Jahre 1806 in Stralsund das schwedische Gesetzeswerk ins Deutsche. Nach der preußischen Niederlage bei Jena und Auerstedt am 14.10.1806 emigrierte Ernst-Moritz Arndt vor den anrückenden französischen Truppen nach Schweden.

Am 19.11.1806 erreichte er Schweden und hielt sich einige Zeit bei Probst Carl von Rosenstein in Kumla auf. Am 2. Weihnachtstag erreichte er Stockholm wo er bei Carl Ludwig Nernst wohnte. Als Angestellter der Reichskanzlei setzte er seine Übersetzungsarbeiten fort. Auch arbeitete er am zweiten Teil seiner Schrift »Geist der Zeit«, der die fremdherrschaftliche Bevormundung Deutschlands aufzeigen sollte.

Nach der französischen Besetzung Greifswalds im Januar 1807 und der Übernahme der Regierungsgewalt durch die französische Besatzung am 20.08.1807 beschloss die Philosophische Fakultät einstimmig für den verstorbenen Greifswalder Geschichtsprofessors Kammerrat Möller (1729-1807) den im Exil befindlichen Arndt zu nominieren.

Seine Ernennung zum Professor der Historie und griechischen Literatur erhielt Arndt am 01.06.1808. Doch schon drei Wochen später – am 22.06.1808 – erfolgte seine Abberufung durch den französischen Militärbefehlshaber in Schwedisch-Pommern, Marschall Soult, seines Amtes enthoben.

Arndt wurde im März 1808 die Leitung der Zeitschrift »Der nordische Kontrolleur« das ein »offizielles Blatt war, das auf Befehl und unter Aufsicht der Regierung in deutscher Sprache ausgegeben wurde« und die anti-napoleonische schwedische Politik in den französisch besetzten Landesteilen verbreiten sollte. Bereits wenige Monate später, im März 1809 wurde die Zeitschrift jedoch wieder eingestellt.

Anfang September 1809 - in Schweden wurde König Gustav IV. Adolf durch eine Offiziersrevolte abgesetzt und eine napoleonfreundliche Stimmung spiegelte sich in Schweden wieder - reiste Arndt zurück nach Deutschland. Die Grenze von Preußen zu Schwedisch-Pommern überschritt »Sprachmeister Allmann« bei Anklam. Er reiste unter falschen Namen, weil er in seiner Heimat von den Franzosen gesucht wurde. Er erreichte das elterliche Gut, wo er bei seinen Geschwistern Unterschlupf fand. Sein Vater war im Jahr zuvor gestorben.

Am 20. Dezember traf Sprachmeister Allmann in Berlin ein, wo er durch seinen Freund den Verleger Reimer in den patriotischen Berliner Kreis eingeführt wurde. So trat er mit Friedrich Ludwig Jahn, dem Begründer der Turnbewegung, aber auch den Militärs Boyen, Gneisenau und der Philosoph und Theologe Schleiermacher.

Nach dem Friedensschluss zwischen Frankreich und Schweden im März 1810 konnte er wieder nach Greifswald zurückkehren. Jedoch verschärfte sich in jener Zeit der Konflikt mit den französisch-gesinnten Teil der Professorenschaft; Arndt verließ im November des gleichen Jahres Greifswald auf eigenen Wunsch.

In den Jahren 1812 bis 1815 erreichte seine politische Popularität ihren Höhepunkt. Seine Texte, die sich gegen die französische Besatzung richteten fanden im Volke große Unterstützung. Arndt wollte in dieser Zeit den Hass gegen die französischen Besatzungstruppen und ihre Verbündeten und gegenüber Kaiser Napoléon im Volke schüren.

Im Juni 1812 – die Grandé Armée Napoléons war in Russland einmarschiert- erreicht ihm der Aufruf des Freiherrn von und zum Stein nach Russland zu kommen um dort publizistisch für die Freiheitsbewegung tätig zu werden. Für ihn war in jener Zeit der Kampf gegen die napoleonische Fremdherrschaft die zentrale nationale Aufgabe aller Deutschen. und jedes Opfer schien ihm dafür gerechtfertigt.

Dafür stand insbesondere sein Gedicht »Was ist des deutschen Vaterland?« und auch »Vaterlandslied«. Ernst Moritz Arndt traf den Ton des Volkes, dies lässt sich insbesondere durch die für die damalige Zeit hohen Auflagen verdeutlichen. Seine Schriften über das Ethos patriotischer Soldaten und über die Volksbewaffnung haben die Erhebung in Preußen und anderen deutschen Ländern wirksam unterstützt. Sein Patriotismus begründete sich auf seiner Identifizierung und mit den Interessen und Wünschen der einfachen Menschen, auf seiner Sehnsucht nach einem einheitlichen Vaterland, nach einem Staat der Deutschen, der in der Lage war, der Mitwirkung des Volkes Raum zu bieten.

Zunächst ging Arndt im Jahre 1813 in seine Heimat nach Schwedisch-Pommern zurück. Es entstanden auch weitere Schriften gegen den Einfluss der französischen Lebensart und Kunst. So veröffentlichte er die Flugschriften »Über Volkshass und den Gebrauch einer fremden Sprache« aber auch »Über das Verhältnis Englands und Frankreichs zu Europa«, die beide im Jahre 1813 erschienen.

In »Das preußische Volk und Herr« empfahl er der führenden Schicht in Preußen den »Geist freizulassen und das Volk kriegsgeübt zu machen«. Aber auch seine vaterländischen sowie kriegerischen Verse in der Sammlung »Lieder für Teutsche« entstanden in diesem Jahr. Im folgenden Jahr wandte er sich nochmals mit der Schrift »Noch ein Wort über die Franzosen und über uns« nochmals an die Öffentlichkeit.

Zwischen Sommer 1816 und April 1817 hielt er sich in Stralsund auf. Dort traf er mit seinem langjährigen Freund Mohnike (1781-1841) und dem Dichter Adolf Friedrich Furchau (1787-1868) und dessen Vater, dem Konrektor des Stralsunder Gymnasiums am Katharinenkloster, Adolf Friedrich Furchau (1752-1819) zusammen. In jener Zeit verfasste er seine Schrift »Der Rhein, Deutschlands Strom aber nicht Deutschlands Grenze«, in der er die Trennung des deutschsprachigen Rheinlands von Frankreich forderte.

Er setzte sich aber auch mit seiner Schrift des »Deutschen Volkskatechismus« für eine Stärkung des pietistischen Glaubens ein.

Im Uni 1814 begegnete Ernst Moritz Arndt in Frankfurt dem preußischen Staatskanzler Fürst von Hardenberg. Karl August von Hardenberg versprach dem Schriftsteller, der sich durch seine Schriften um die Sache des preußisch-deutschen Vaterlandes verdient gemacht hatte,  eine angemessene Stellung zukommen zu lassen. So sah man Arndt für eine Professur für Geschichte an der geplanten rheinischen Universität zu Köln vor. In einer Denkschrift an Staatskanzler Hardenberg setzte der Schriftsteller sich jedoch für den Standort Bonn ein. So kam die neue Universität nach Bonn.

Im September 1817 zog Arndt zusammen mit seiner frisch angetrauten Frau Nanna, der Schwester seines Freundes Friedrich Schleiermacher, nach Bonn. Zunächst wohnte er im stattlichen Haus des ehemaligen kurfürstlichen Hofkapellmeisters Andrea Luchesi. Auf dem Grundstück von zwei ehemaligen Weinbergen errichtete er sein Wohnhaus.

Im Mai 1818 bestimmte König Friedrich Wilhelm III. Bonn zum Standort der rheinischen Universität. Hardenberg teilte Arndt im August dessen Ernennung als ordentlicher Professor für Geschichte mit einem Jahresgehalt von 1.500 Talern mit.

Arndt gehörte mit August Wilhelm Schlegel zu den berühmtesten Namen, die an der neuen Bonner Universität lehrten. Jedoch konnte sich Arndt der neuen Aufgabe nicht lange widmen. Schon vor der Gründung der Universität begann er mit dem 4. Teil seines Werkes »Geist der Zeit«, das bei den konservativen Regierenden der nach-napoleonischen Ära keine Freude auslöste. Er übte harsche Kritik daran, dass Frankreich durch die Verbündeten zu sehr geschont wurde, auch die innenpolitische Entwicklung fand nicht seine Zustimmung. Er kritisierte das nicht eingelöste Verfassungsversprechen, die Unterdrückung der freien Meinungsäußerung durch die Zensur und das Treiben der Geheimpolizei.

Besonders seine Äußerungen über die Geheimpolizei »die Handlangerin der Hölle« und »welsche Pest« hatten natürlich gerade bei denen, gegen die sie gerichtet waren, Anstoß erregt. Der preußische Polizeiminister Wittgenstein spielte das in Sommer erschienene Buch unmittelbar vor der offiziellen Eröffnung der Universität dem König zu. Dieser war so empört, das der feierliche Akt zeitweise in Frage gestellt wurde.

Arndt wurde im Januar 1819 durch eine Allerhöchste Kabinetts-Ordre wegen »ganz unnützer und unschicklichen Dinge«, die er geschrieben habe, verwarnt. Der König könne keine Grundsätze, wie Arndt sie vertrete, an einer preußischen Universität dulden. Diese A.K.O. wurde allen Universitäten bekannt gegeben, noch ehe sie Arndt übermittelt wurde. Nur die Universitäten Bonn und Berlin verwehrten sich dagegen.

Am 19.04.1819 wurde Arndt für einen halben Tag verhaftet. Nach einer Hausdurchsuchung wurde er der Demagogie beschuldigt und sein Fall wurde vor die Zentraluntersuchungskommission in Mainz gebracht. Alle Proteste Arndts blieben ohne Erfolg und so wurde er »auf Antrag der berühmten Mainzer Bundeszentralkommission« am 10.11.1820 von seinem Lehramt an der Bonner Universität suspendiert. Dieser Suspendierung folgten ein Vorlesungsverbot und zahlreiche Verhöre sowie vergebliche Versuche der Rehabilitierung.

Jedoch lehnten Rektor und Senat der Bonner Universität es ab, an Stelle Arndts ein neues Mitglied in den akademischen Rat zu berufen. Im Jahre 1826 wurde dem Professor die Hälfte seiner Bezüge wieder zuerkannt, jedoch blieb das Vorlesungsverbot bestehen. Eine in Aussicht gestellte Verweisung von Bonn wurde jedoch nicht umgesetzt. Hier setzte sich sein alter Freund Stein ein.

Arndt war längst mit Bonn verwurzelt. So arbeitete er jahrelang in der Leitung der im Jahre 1816 gegründeten Evangelischen Gemeinde Bonns mit. In den Jahren seiner Suspendierung war er in seinem Schaffen gelähmt. Es wiederstrebte ihm zweckfreie strenge wissenschaftliches Arbeiten nicht und der Anwendung systematisch-kritischer Methoden stand er zeitlebens ablehnend gegenüber.

Nach dem Tod Friedrich-Wilhelms III. am 07.06.1840 hob dessen Sohn Friedrich-Wilhelm IV. das Vorlesungsverbot mit Kabinetts-Ordre vom 02.07.1840 auf. Damit endet ein fast 20jähriges Berufsverbot für Arndt.

Die königliche Rehabilitation des Geschichtsprofessors wurde von der Bonner Studentenschaft als sehr wichtiges Ereignis betrachtet. So zog man ihm zu Ehren mit einem Fackelzug durch die Universitätsstadt. Für das Wintersemester 1840/41 wurde Arndt fast einstimmig zum Rektor der Universität gewählt und auch seine Vorlesungen im Sommersemester 1841 waren sehr gut besucht gewesen. Seine Vorlesungen hielt Professor Arndt bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1854.

Im Zuge der bürgerlichen Revolution der Jahre 1848/49 erlangte der Schriftsteller und Historiker Arndt nochmals eine nationale Bedeutung. So wurde er zu einer Symbolfigur nationaler und auch freiheitlicher Wünsche und Hoffnungen. Seine Popularität ist auch daran zu erkennen, dass er in 5 Wahlkreisen zum Paulskirchenparlament gewählt wurde. Er entschied sich die Wahl in Solingen anzunehmen und als er in Frankfurt eintraf wurde er mit viel Jubel als Alterspräsident des Parlaments empfangen. Er gehörte auch der Parlaments-Abordnung, der sogenannten Kaiserdeputation, an, die in Berlin dem preußischen König Friedrich-Wilhelm IV. die Kaiserkrone antrugen. Dieser lehnte jedoch, eine große Enttäuschung für Arndt, die Krone aus der Hand des Volkes kompromisslos ab. Am 20.05.1849 legte er sein Abgeordnetenmandat nieder und widmete sich seiner akademischen Arbeit.

Die letzten Lebensjahre verbrachte Arndt in guter geistiger und vor allem auch körperlicher Frische in Bonn. Im Jahre 1858 publizierte er »Meine Wanderungen und Wandelungen mit dem Reichsfreiherrn H.K. Fr. von Stein«. Da er in diesem Werk angeblich den bayerischen General Carl Philipp von Wrede und das bayerische Militär beleidigte wurde er von einem Schwurgericht in Zweibrücken in Abwesenheit zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.

Sein Ansehen litt nicht, sondern wuchs je stärker der nationale Gedanke in Deutschland während der 2. Hälfte der 50er Jahre des 19. Jahrhunderts anwuchs. Arndt wurde in den letzten Lebensjahren sein eigenes Denkmal. Die Ehrungen aus ganz Deutschland anlässlich seines 90. Geburtstages am 26.12.1859 nahm er mit Genugtuung an. Eine anschließende Erkältung schwächte den Greis und am 29.01.1860 starb Ernst Moritz Arndt.

Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Alten Friedhof in Bonn neben dem Grabe seines jüngsten Sohnes Willibald, der im Jahre 1834 beim Schwimmen im Rhein ertrank. Die Grabplatte trägt folgenden Text:

Gute Nacht, ihr meine Freunde,
alle meine lieben,
die ihr heute um mich weint,
lasst euch nicht betrüben!
Dieser Abstieg, den ich tu
in die Erde nieder.

Werke:

  • Geschichte der merkwürdigen Revolutionen Europas seit Carl VIII. von Frankreich bis auf den Tod Ludwig des XIV. als eine Einleitung in die Geschichte unserer Zeit.
  • Ein menschliches Wort über die Freiheit der alten Republiken
  • Für Christian Dieckmann und Caroline Arndt, Greifswald 1803
  • Gedichte, 1803
  • Germanien und Europa, 1803
  • Versuch einer Geschichte der Leibeigenschaft in Pommern und Rügen., 1803
  • Der Storch und seine Familie. Eine Tragödie in 3 Aufzügen, nebst einer Zugabe.,Greifswald 1804.
  • Reisen durch einen Theil Teutschlands, Ungarns, Italiens und Frankreichs in den Jahren 1798 und 1799., 1804
  • Fragmente über Menschenbildung
  • o I, 1804
  • o Band II, 1805
  • o Band III, 1809
  • Ernst Moritz Arndt's Reise durch Schweden im Jahre 1804. Berlin 1806
  • Der Geist der Zeit
  • o I, 1806
  • o Teil II, 1809
  • o III, 1814
  • o IV, 1818
  • o V., 1854
  • Einleitung zu historischen Karakterschilderungen. Berlin 1810
  • Briefe an Freunde., Altona 1810
  • Gedichte. Greifswald 1811
  • Kurzer Katechismus für teutsche Soldaten nebst einem Anhang von Liedern., 1812
  • Lieder für Teutsche., s.n. 1812
  • Fünf Lieder für deutsche Soldaten. Flugschrift., [Berlin, 1813]
  • Der Rhein, Teutschlands Strom, nicht aber Teutschlands Grenze., 1813
  • Die Glocke der Stunde in drei Zügen., 1813
  • Grundlinien einer teutschen Kriegsordnung., [Leipzig] 1813
  • Über Volkshass und über den Gebrauch einer fremden Sprache. Leipzig, 1813
  • Kurze und wahrhaftige Erzählung von Napoleon Bonapartens verderblichen Anschlägen, von seinen Kriegen in Spanien und Rußland, von der Zerstörung seiner Heeresmacht, und von der Bedeutung des gegenwärtigen teutschen Krieges: ein Büchlein dem teutschen Volke zum Trost und zur Ermahnung gestellt., Leipzig 1813
  • Über das Verhältnis Englands und Frankreichs zu Europa., 1813
  • Das preußische Volk und Heer, 1813
  • Katechismus für den teutschen Kriegs- und Wehrmann, 1813
  • Zwei Worte über die Entstehung und Bestimmung der Deutschen Legion. [Dresden], 1813
  • Noch ein Wort über die Franzosen und über uns, 1814
  • Ansichten und Aussichten der Teutschen Geschichte. Leipzig 1814
  • Entwurf einer teutschen Gesellschaft. Frankfurt/M., 1814.
  • Ein Wort von Ernst Moritz Arndt, der Feier am 01.05.1814 zu Rödelheim gewidmet, s.l. 1814
  • Kriegs und Wehrlieder. 1815.
  • Der Wächter. 1816
  • Gedichte. 1818
  • Mährchen und Jugenderinnerungen.
  • o Erster Theil, 1818
  • o Erster Theil. Zweite Ausgabe, 1842
  • o Zweiter Theil, 1843
  • Erinnerungen aus Schweden. Eine Weihnachtsgabe., Berlin 1818
  • Von dem Wort und dem Kirchenliede nebst geistlichen Liedern., 1819
  • Ein Wort über die Pflegung und Erhaltung der Forsten und der Bauern im Sinne einer höheren d.h. menschlichen Gesetzgebung., Schleswig 1820
  • Mehrere Ueberschriften, nebst einer Zugabe zum wendtschen Musenalmanach für 1832., Leipzig 1831
  • Schwedische Geschichten unter Gustav dem dritten: Vorzüglich aber unter Gustav dem vierten Adolf., Leipzig 1839
  • Erinnerungen aus dem äußeren Leben., Leipzig 1840
  • Versuch in vergleichenden Völkergeschichten., 1842
  • Die Rheinischen ritterbürtigen Autonomen., Leipzig 1844
  • Versuch in vergleichender Voelkergeschichte., Leipzig 1844
  • E. M. Arndt's Schriften für und an seine lieben Deutschen., Leipzig 1845
  • Notgedrungener Bericht aus meinem Leben., Leipzig 1847
  • Reden und Glossen., Leipzig 1848
  • Noch eine kleine Ausgießung in die SÜndfluth, Berlin 1848
  • Blätter der Erinnerung, meistens um und aus der Paulskirche in Frankfurt., Leipzig 1849
  • Gedichte., Leipzig 1850
  • Germania. Die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der deutschen Nation., 1852
  • Pro Populo germanico., Berlin 1854
  • Mahnruf an alle deutschen Gauen in betreff der schleswig holsteinischen Sache, 1854
  • Geistliche Lieder., Berlin 1855
  • Blütenlese aus Altem und Neuem., Leipzig 1857
  • Meine Wanderungen und Wandlungen mit dem Reichsfreiherrn Heinrich Carl Friedrich vom Stein., Berlin 1858
  • Gedichte. Vollständige Sammlung mit den Handschriften des Dichters aus seinem 90. Jahr.,Berlin 1860

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