Karl von Müffling
* 12.06.1775 in Halle
† 16.01.1851 in Erfurt
Geboren wurde Philipp Friedrich Karl Ferdinand von Müffling am 12.06.1775 in Halle als ältestes Kind des Kapitäns und späteren preußischen Generalmajors Friedrich Wilhelm von Müffling und dessen Ehefrau Christiane Charlotte Wilhelmine von Borschitten. Der spätere preußische General und Gouverneur von Koblenz und Ehrenbreitstein, Wilhelm von Müffling, war sein jüngerer Bruder. Auf Wunsch des Vaters konzentrierte sich die Ausbildung zunächst auf das Erlernen der französischen Sprache. Man erhoffte sich so bessere Aufstiegschancen für den Sohn bei einer vorbestimmten militärischen Laufbahn.
Karl von Müffling trat im Jahre 1787 als Junker in ein Füsilierbataillon von Schenck Nr. 3 ein. Im Jahre 1790 ging er mit dem Bataillon nach Schlesien und nahm in den Jahren 1792 bis 1794 am Krieg gegen das revolutionäre Frankreich teil. Bereits hier zeichnete sich der junge Offizier derart aus, dass er das Pour le Merite verliehen bekommen sollte, doch sein Vater Friedrich Wilhelm von Müffling verhinderte dies, damit der Sohn nicht übermütig werde.
In den Jahren 1797 bis 1802 wurde der junge Offizier bei der trigometrischen Vermessung Westfalens eingesetzt. Hieraus entstand die Lecoqsche Karte ehe er im Jahre 1803 bei der von Franz Xaver von Zach, Direktor der Seeberger Sternwarte, initiierte Gradmessung im Thüringen eine Verwendung als preußischer Kommissar fand.
Auch in den folgenden Jahrzehnten blieb Müffling der Landesaufnahme eng verbunden. Zu jener Zeit stand er in dem neu gegründeten Infanterie Regiment von Wartersleben Nr. 59 in Erfurt. Der preußische General Ernst von Rüchel förderte die Karriere des jungen Offiziers, der im Jahre 1805 bereits im Range eines Stabskapitäns und Quartiermeisterleutnant in den preußischen Generalstab eintrat. Er wurde auch Mitglied der von Scharnhorst gegründeten Militärischen Gesellschaft.
Während des französisch-preußischen Krieges von 1806 stand von Müffling im Korps des Herzogs von Weimar und schloss sich nach der Niederlage des 14.10.1806 bei Jena und Auerstedt dem Korps des preußischen Generals von Blücher an. Nach dem Treffen von Lübeck erhielt er den Auftrag die Kapitulation des Korps zu verhandeln und abzuschließen.
Seit März 1807 trat Karl von Müffling in die Dienste des Herzogs von Weimar. Er gehörte dem Geheimen Konseil an.
Als im Jahre 1813 der preußische König Friedrich Wilhelm III. zu den Waffen gegen Frankreich rief, trat er auf Empfehlung Scharnhorsts im Range eines Oberstleutnants wieder in die preußische Armee ein und wurde Blüchers Stab zugeteilt. Zunächst erhielt er die Aufgabe die amtlichen Kriegsberichte zu verfassen. Sein Einfluss als Oberquartiermeister der Schlesischen Armee wuchs nach dem Tode Scharnhorsts, da die mangelnde Erfahrung Gneisenaus in der höheren Truppenführung sowie seine geringe operative Schulung machten diesen von dem erfahrenen Generalstabsoffizier abhängig. Insgesamt war das Verhältnis beider Männer jedoch sehr angespannt. So äußerte sich Gneisenau nach dem Kriege in einem Brief an Clausewitz mit folgenden Worten: »übermüthig im Glück, verzagt im Unglück; wenn es gut ging, wollte er Alles an sich reißen, wenn es schlecht ging, ward er so hinfällig, daß er keine Arbeit mehr verrichten konnte.«
In der Schlacht von Bautzen am 20. Und 21.05.1813 erwarb von Müffling das Eiserne Kreuz II. Klasse. Wenige Tage später, nach dem Gefecht von Haynau am 26.05.1813, dessen Disposition er verfasste, folgte seine Beförderung zum Obersten. Nach dem Waffenstillstand im Juni 1813 erfolgte seine Bestellung zum Generalquartiermeister der Schlesischen Armee. In der Schlacht an der Katzbach am 31.08.1813 erwarb Oberst von Müffling das Eiserne Kreuz I. Klasse.
Oberstleutnant von Müffling soll Namensgeber der »Völkerschlacht« bei Leipzig im Oktober 1813 gewesen sein. Bereits am 19.10.1813 schrieb er unter Verwendung der Metapher »Völkerschlacht«. Hierbei meinte er jedoch ausschließlich die Masse der Heervölker, die an der mehrtägigen Schlacht um die sächsische Handelsmetropole beteiligt waren, und nicht im Sinne eines nationalstaatlichen Begriffes. Nach der Völkerschlacht von Leipzig erfolgte seine Beförderung zum Generalmajor.
Nach dem Pariser Waffenstillstand wurde der General zum Chef des Generalstabes der preußischen Armee, die am Rhein zurückgeblieben ist.
Neben beiden Eisernen Kreuzen erwarb sich der General den russischen Wladimir-Orden III. Klasse (18.06.1813) sowie den St. Georgs-Orden IV. Klasse. Im Jahre 1814 erhielt er das Ritterkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens und des St. Annen-Orden I. Klasse und die Kriegsdenkmünze für die Befreiungskriege. Am 03.06.1814 verlieh König Friedrich Wilhelm III. den Soldaten den Orden Pour le Merite mit Eichenlaub für die Einnahme der französischen Hauptstadt Paris.
Während des Feldzuges des Jahres 1815 fungierte Generalmajor Karl von Müffling als preußischer Verbindungsoffizier im Hauptquartier der britischen Armee und erledigte in der Schlacht bei Ligny am 16.06.1815 die Kommunikation zwischen den Marschällen Blücher und Wellington. Nach der zweiten Einnahme von Paris im Jahre 1815 wurde er zum Militärgouverneur der französischen Hauptstadt bestimmt. In jener Zeit sorgte er zum Beispiel für eine konsequente Rückführung der durch Kaiser Napoleon geraubten preußischen Kunstwerke, wie der Quadriga, die man vom Brandenburger Tor genommen und als Trophäe nach Paris überführt hatte, aber auch des aus Venedig entführten Marcuslöwen.
Müffling blieb bis zum Jahre 1816 im Hauptquartier Wellingtons und übernahm die Rolle eines preußischen Bevollmächtigten. In jener Zeit unternahm er auch mit französischen Offizieren und Gelehrten eine Vermessungs-Aktion, bei der der Bereich zwischen Dünkirchen und dem Seeberg vermessen werden sollte.
Auch in den Jahren, in denen er sich in Frankreich aufhielt, wurden ihm zahlreiche Auszeichnungen verliehen. So erhielt er am 11.06.1815 den Roten Adler-Orden III. Klasse mit der Schleife und das Kommandeurskreuz des englischen Bath-Ordens für seine Teilnahme an der Schlacht bei Belle-Alliance. Auch König Ludwig XVIII. ehrte ihn mit der Verleihung des Kommandeurskreuzes des französischen Militärverdienstordens. Am 10.12.1815 verlieh der preußische König ihm den Roten Adler Orden II. Klasse.
Im Frühjahr 1816 wurden ihm 25 junge Offiziere unterstellt. Mit diesen übernahm er im folgenden Jahr die trigonometrische Vermessung des Rheinlandes.
In jenem Jahr schenkte der preußische König Friedrich Wilhelm III. dem verdienten General das bei Mühlberg gelegene Rittergut Ringhofen. Müffling ließ das Rittergut großzügig zu einem Herrenhaus mit englischen Garten ausbauen, dass sich bis zum Jahre 1926 in Familienbesitz befand.
Der preußische General von Müffling nahm im Jahre 1818 am Aachener Kongress teil, wo über das Ende der Alliierten Besatzung in Frankreich beschlossen wurde. General von Müffling erhielt den Auftrag die Marschroute der preußischen Besatzungstruppen auszuarbeiten.
Am 10.01.1821 folgte seine Berufung an die Spitze des preußischen Generalstabs als Nachfolger Karl von Grolmans, der im Dezember 1819 sein Amt aufgab, und blieb dort bis zum Jahre 1829. Müffling legte großen Wert auf eine systematische Schulung der Offiziere. So führte man regelmäßig Sandkasten-Planspiele, die bereits durch Karl von Grolman eingeführten Übungsweisen wurden intensiviert und die kriegsgeschichtliche Schulung der Generalstabsoffiziere verstärkt. Er führte auch einen besonderen Generalstabsdienstweg ein, der es den Generalstabsangehörigen ermöglichen sollte einen unmittelbaren Bericht an den Generalstabschef zu ermöglichen. Am 15.01.1821 erließ er auch umfängliche und detailierte Anweisung »Instruction für die topographischen Arbeiten des Kgl. Preuß. Generalstabes«.
Im Jahre 1829 – inzwischen zum Generalleutnant befördert – ging er im Auftrag des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. als Vermittler im russisch-osmanischen Krieg auf eine Vermittlungsmission nach Konstantinopel. Ziel dieser Mission war es, die Hohe Pforte auf einen Frieden mit Russland einzustimmen. Zar Nikolaus I. von Russland verlieh dem preußischen General und Vermittler in diesem Kriege, General von Müffling, am 07.05.1832 in St. Petersburg persönlich den Alexander-Newski Orden mit Brillanten. Zu Beginn seiner Mission hatte er bereits den Wladimir-Orden I. Klasse verliehen bekommen.
Im März 1832 erfolgte seine Ernennung zum Kommandeur des VII. Armeekorps im westfälischen Münster. Seit dem 17.10.1836 war er auch Chef des 27. Infanterie Regiments. Im Jahre 1838 wurde er zum Gouverneur von Berlin bestimmt. Dieses Amt nahm er jedoch erst an, nachdem König Friedrich Wilhelm IV. ihm zusicherte, dass er die höchste Militärbehörde in der preußischen Hauptstadt sei. Seine Überheblichkeit gegenüber den Zivilbehörden bereitete ihm jedoch so manche Schwierigkeit.
Anlässlich der Krönungsfeierlichkeiten König Friedrich Wilhelm IV. Thronbesteigung erhielt von Müffling den Schwarzen Adlerorden mit Brillanten am 15.10.1840 überreicht. Er wurde am 26.09.1843 auch mit den Andreas Orden mit Brillanten geehrt.
Am 02.04.1838 wurde General von Müffling auch zum Präsidenten des preußischen Staatsrats bestimmt, dem er bereits seit Ende 1821 angehörte. Mit Kabinetts-Orde vom 25.09.1843 ließ sich von Müffling von den Präsidialgeschäften im Preußischen Staatsrat aus gesundheitlichen Gründen beurlauben, der Urlaub wurde schließlich bis zum Oktober des folgenden Jahres verlängert. Am 06.04.1847 nahm der General das letzte Mal an einer Sitzung des Staatsrates teil. Auf Grund seiner Gicht und der nachlassenden Sehkraft kehrte von Müffling nicht mehr in den aktiven Dienst zurück und wurde am 05.10.1847, unter Verleihung des Charakters eines Generalfeldmarschalls, endgültig verabschiedet. Friedrich Wilhelm IV. schenkte ihm aus diesen Anlass die Domäne Wandersleben.
Anlässlich seines 50jährigen Dienstjubiläums verlieh der Magistrat der Stadt Berlin Karl von Müffling am 01.12.1842 die Ehrenbürgerwürde. Am gleichen Tag ernannte auch die Stadt Erfurt ihn zum Ehrenbürger.
Müffling gehörte der Preußischen Akademie der Wissenschaften seit dem Jahre 1823 an. Darüber hinaus war er auch noch Ehrenmitglied der »Westfälischen Gesellschaft zur Beförderung Vaterländischer Cultur« und des »Ehrenmitglied des Vereins Geschichte und Altertumskunde Westfalens«.
Bereits während des Rheinfeldzuges lernte von Müffling im Jahre 1792 seine spätere Frau Wilhelmine von Schele in Osnabrück kennen. Im Jahre 1799 ging man die Ehe ein und der einzige Sohn Friedrich Ludwig Eduard Georg Karl von Müffling erblicke im Jahre 1801 in Osnabrück das Licht der Welt. Zwei Töchter wurden in den Jahren 1802 und 1803 geboren.
Am 16.01.1851 verstarb Generalfeldmarschall Karl von Müffling, nach einer fünftägigen schweren Lungenentzündung, in seiner Wahlheimat Erfurt. Er wurde drei Tage später auf dem Brühler Friedhof unter militärischen Ehren und »unter großer Teilnahme des Publikums«, wie die Erfurter Zeitung schrieb.
Zwei Jahre nach seinem Tode errichtete der Schinkel-Schüler Friedrich August Stüler über dem Grab ein klassizistisches Grabmal in Form eines dreiseitig offenen dorischen Tempels. An der Rückseite des Grabmals wurde eine Konsole angebracht auf der eine überlebensgroße Büste des Generals angebracht wurde, die der Berliner Bildhauer Herrmann Wittig (1819-1891). schuf. Nach der Umwandlung des ehemaligen Friedhofs in die noch heute existierenden Parkanlage Brühler Garten erhielt das Grabmal des Generalfeldmarschalls noch mehr einen Denkmalcharakter. Während der DDR-Zeit passte das preußische Denkmal nicht mehr in das politische Ordnung und man entfernte nur die Büste während das Grabmal selbst unangetastet blieb. Im Jahre 2000 wurde das Grabmal saniert und eine Gedenktafel erinnert heute wieder an den Erfurter Ehrenbürger.
Im Jahre 1951 wurde die ehemalige Müffling-Straße in Theo-Neubauer-Straße umbenannt und im Jahre 2007 wurde die Schulstraße an der Neuerbeschule in Müffling-Straße umbenannt. Ebenfalls erinnert eine weitere Gedenktafel in der Regierungsstraße, wo er seinen letzten Wohnsitz hatte, an ihn.
Die Lebenserinnerungen des Kartographen und Generalfeldmarschalls Karl von Müffling wurden postum durch seinen Sohn Friedrich Ludwig Eberhard Georg Karl (1801-1887) publiziert.
Werke:
- Operationsplan der preußisch-sächsischen Armee 1806 (Weimar 1806)
- Marginalien zu den Grundsätzen der höhern Kriegskunst für die österreichischen Generäle (Weimar 1808, 2. Aufl. 1810)
- Die preußisch-russische Kampagne im Jahr 1813 (Breslau 1813; 2. Auflage, Leipzig 1815)
- Geschichte des Feldzugs der englisch-hannöversch-niederländischen und braunschweigischen Armee unter dem Herzog von Wellington und der preußischen unter dem Fürsten Blücher im Jahr 1815 (Stuttgart 1815)
- Beiträge zur Kriegsgeschichte der Jahre 1813 und 1814; die Feldzüge der schlesischen Armee (Berlin 1824, 2 Bände)
- Betrachtungen über die großen Operationen und Schlachten etc. (Berlin 1825)
- Napoleons Strategie im Jahr 1813 (Berlin 1827)
- Über die Römerstrassen am rechten Ufer des Nieder-Rheins : von dem Winterlager Vetera ausgehend, zur Veste Aliso, über die pontes longi zu den Marsen und zu der niedern Weser. - Berlin : Mittler, 1834.