Pierre-Augustin de Caron-Beaumarchais

* 24.01.1732 in Paris
† 18.05.1799 in Paris

Beaumarchais, wie er in der Literaturgeschichte schlicht heißt, ist in sie eingegangen als Verfasser einer der bekanntesten französischen Komödien, »Le Mariage de Figaro«. Er ist aber auch interessant als Subjekt einer ungewöhnlichen, sehr bewegten Biografie, die zugleich aufschlussreich ist für die Probleme eines ehrgeizigen Intellektuellen bürgerlicher Herkunft in der immer noch von Hof und Monarchie dominierten Gesellschaft des späten Ancien Régime.

Geboren als Sohn eines tüchtigen und zugleich sehr schöngeistigen sowie musikalisch interessierten Pariser Uhrmachermeisters, erhielt der junge Caron (wie auch seine fünf älteren Schwestern) eine passable Bildung, erlernte vor allem jedoch das väterliche Handwerk sowie nebenher mehrere Musikinstrumente.

Als 20-Jähriger machte er eine Erfindung, die den Bau sehr kleiner und trotzdem ganggenauer Uhren erlaubte. Stolz zeigte er dem Hofuhrmacher (»horlogier du roi«) Lepaute die Neuerung und erlebte, dass dieser sie als seine eigene propagierte. Er wehrte sich mit einem geschickt gemachten und wohlformulierten, 1753 vom »Mercure de France« abgedruckten offenen Brief an die Académie des Sciences, die ihm Anfang 1754 Recht gab.

Dank der Affäre, die ein instruktiver Beleg ist für die sich langsam herausbildende Macht der bürgerlichen Öffentlichkeit, wurde der junge Uhrmacher so bekannt, dass er zahlreiche neue Kunden gewann, darunter König Louis XV. und dessen einflussreiche Mätresse Madame de Pompadour (1721-1764), wonach er selbst den Titel »Horlogier du roi« führen durfte.

Als eine weitere Kundin, und damit nahm sein Leben einen gänzlich veränderten Lauf, lernte er die 34jährige Frau des schon ältlichen und kranken Contrôleur de la bouche du Roi kennen, d.h. des für die Speisen des Königs zuständigen Hofbeamten. Diesem kaufte er, die Uhrmacherei aufgebend, 1755 sein Amt ab und heiratete nach seinem baldigen Tod 1756 die Witwe, die einen kleinen Landsitz namens Beaumarchet mit in die Ehe brachte, allerdings schon 1757 einer Infektion erlag.

Als der ansehnliche junge Mann und gute Unterhalter, der er war, erlangte Monsieur Caron de Beaumarchais, wie er sich nun nannte, in seinem Amt des Contrôleur die Gunst der vier unverheirateten Töchter von Louis XV. Er avancierte zu ihrem Harfenlehrer, Hauskonzert-Organisator, Gesellschafter und Faktotum und wurde natürlich auch vom König sowie von Madame de Pompadour gekannt. Über diese erhielt er Kontakt zu ihrem Pro-forma-Gatten Lenormant d'Étioles (1717-1799), einem reichen und geselligen Mann, der ihn in seinen Kreis zog.

Für Lenormants Privattheater verfasste Beaumarchais in den nächsten Jahren erste Stücke, sog. Paraden (»parades«), heitere, gern auch derbe Sketche um das Thema Liebe, insbesondere vor und neben der Ehe, wobei er die üblichen Gesangseinlagen selbst komponierte.

1760 nahm sein Leben wieder eine neue Wendung, als es ihm gelang, zunächst die Töchter des Königs und dann diesen selbst zum Besuch und damit zur offiziellen Anerkennung der Offiziersschule zu bewegen, die der Bankier und Heereslieferant Pâris-Duverney (1684-1770) errichtet und vorfinanziert hatte (denn Frankreich führte gerade an der Seite Österreichs den Siebenjährigen Krieg gegen Preußen und England). Beaumarchais wurde von dem dankbaren Geschäftsmann zum Juniorpartner gemacht und konnte 1761 mit einem Kredit von ihm den sehr teuren, weil unmittelbar adelnden, aber wenig Arbeit fordernden Titel eines Secrétaire du roi kaufen.

1762 demonstrierte er seinen neuen Status, indem er, wiederum mit Hilfe Pâris-Duverneys, das nur Adeligen zugängliche Amt eines Richters für Jagddelikte in den Wäldern und Feldern rund um Paris erwarb, ein Amt, das er jahrzehntelang gewissenhaft ausübte. Hiernach war ein schönes Haus in Paris an der Reihe, in das er zwei seiner Schwestern aufnahm sowie seinen verwitweten Vater, den er, als nunmehr Adeliger, zur Aufgabe seines kleinbürgerlichen Handwerks bewegte.

In den Jahren 1764-65 weilte Beaumarchais zehn Monate teils geschäftlich für Pâris-Duverney, teils mit diplomatischen Aufträgen betraut in Madrid. Hier verkehrte er in besten Kreisen und versuchte nebenher dem spanischen König eine frankophilie Mätresse anzudienen. Auch versuchte er den Verlobten einer dort lebenden Schwester, einen gewissen Clavijo (1726-1806), zur Einhaltung seines Eheversprechens zu zwingen. Es war eine undurchsichtige Affäre, die er 10 Jahre später aber zu einem rührenden Mini-Roman verarbeitete, aus dem Goethe im Jahre 1774 sein Stück »Clavigo« machte.

Neben seinen Geschäften und Reisen blieb Beaumarchais stets auch literarisch tätig. Von der heiteren Parade wechselte er in die ernsthafte, neu von Diderot lancierte Gattung »Drama« (drame) und verfasste das Stück »Eugénie«, das Anfang 1767 mit mäßigem Erfolg an der Comédie Française aufgeführt wurde. 1767 auch betätigte er sich als Theatertheoretiker im Sinne Diderots, indem er der Druckausgabe von »Eugénie« einen »Essai sur le genre dramatique sérieux« voranstellte.

1768 heiratete er eine reiche junge Witwe (die aber schon Ende 1770, bald nach der Geburt eines zweiten Kindes, starb). Anfang 1770 wurde Beaumarchais' nächstes, etwas eilig verfasstes Drama »Les deux amis« ein kompletter Misserfolg.

Im Sommer 1770 nahm sein Leben eine weitere, diesmal unglückliche Wendung: Sein Seniorpartner und Protektor Pâris-Duverney starb, ohne ihm eine formell beglaubigte Bestätigung seines mit 15.000 F. eher symbolischen Anteils am Firmenkapital zu hinterlassen. Beaumarchais musste erleben, wie ein vorhandenes informelles Papier von dem ihn hassenden Urgroßneffen und Alleinerben Pâris-Duverneys, dem Comte de La Blâche (1739-1799), gerichtlich angefochten wurde. Zwar gewann Beaumarchais 1772 in erster Instanz, doch verlor er 1773 die Revision vor dem Obersten Gerichtshof (»Parlement«), wobei er lernte, dass ein bürgerlicher Emporkömmling, und sei er wohlhabend und geadelt, dort schlechte Karten hatte gegenüber einem Prozessgegner, der reich und hochadelig war. Zugleich musste er erfahren, dass er sich in Paris und am Hof viele Neider und Feinde gemacht hatte, die ihm jetzt zu schaden versuchten.

La Blâche hatte übrigens den Zeitpunkt für die Revision gut gewählt: Beaumarchais saß Anfang 1773 per königlichem Haftbefehl (»lettre de cachet«) einige Monate in der Pariser Festung For-l'Évêque, denn er hatte sich von einem cholerischen hochadeligen Bekannten, dem Duc de Chaulnes (1741-1792), in eine handgreifliche Auseinandersetzung wegen einer gemeinsamen Mätresse verwickeln lassen.

Bei einem Freigang, der ihm gewährt wurde, gelang es ihm zwar, nach Zahlung einer angemessenen Summe in Höhe von 1000 Louisid´or (wie damals üblich), den für seinen Fall zuständigen Richter zu sprechen, einen gewissen Goëzman, aber nicht auch diesem seine Sicht der Dinge darzulegen. Ein Versuch, sich durch Geschenke an Goëzmans Gattin Gabriella Julie Gattin eine neue Audienz zu verschaffen, scheiterte. Nachdem er im April 1773 die Revision verloren hatte und durch Pfändungen sowie die Prozesskosten finanziell ruiniert war, beschuldigte Beaumarchais Goëzman, dieser habe ihn benachteiligt und ihm überdies nur einen Teil der Geschenke an die Gattin zurückerstattet. Goëzman verklagte ihn wegen Bestechungsversuchs und Verleumdung, worauf vor dem Parlement ein nächster Prozess gegen Beaumarchais begann.

Dieser griff nun zu der Waffe, die ihm schon einmal den Sieg gebracht hatte: er ging an die Öffentlichkeit, diesmal in der Form von Denkschriften (»mémoires«), wie sie die Anwälte der Epoche für ihre Mandanten verfassten. Zug um Zug publizierte er von September 1773 bis Februar 1774 vier »mémoires«, in denen er seine Position sowie auch seine Person geschickt zur Geltung brachte, seine Gegner dagegen ins Unrecht setzte und lächerlich machte. Die »mémoires« fanden als Broschüren gedruckt eine enorme Verbreitung, besserten Beaumarchais' Finanzen auf und gewannen vor allem ganz Paris mitsamt dem Hof sowie halb Europa, z.B. auch Goethe, für seine Sache. Doch widerstand das Parlement dem Druck der öffentlichen Meinung, rügte ihn (sowie auch Madame de Goëzman) und erklärte ihn seiner Ehre verlustig, d.h. praktisch rechtlos (Febr. 1774).

Das mit knapper Mehrheit beschlossene Urteil fiel allerdings auf die Richter zurück: Goëzman war zur Witzfigur geworden und das ganze Gericht so diskreditiert, dass Louis XV. es auflöste und zugleich die sehr vernünftige Justizreform, die ihm 1771 der Kanzler Maupeou (1714-1792) abgerungen hatte, rückgängig machte, womit der Rebell Beaumarchais ungewollt zur Schwächung derjenigen Kräfte beitrug, die Frankreich zu reformieren versuchten.

Als er hiernach ankündigte, er wolle Revision einlegen, wurde er vom König gebeten, dies vorerst zu lassen und stattdessen als Geheimagent nach London zugehen um dort eine Schmähschrift gegen die königliche Favoritin Madame Du Barry (1743-1793) aus dem Verkehr zu ziehen. Beaumarchais erledigte den Auftrag, fand aber bei seiner Rückkehr den König im Sterben († 10.05.1774) und den jungen Louis XVI., der ihn nicht mochte, wenig geneigt ihn zu entlohnen.

Gottlob wusste er (oder gab er es nur vor?) von einer anderen in London drohenden Schrift, die sich indiskret mit den Ursachen (einer Phimose) und den potenziellen politischen Folgen der Kinderlosigkeit des neuen Königs beschäftigte. Er ließ sich also wiederum nach England schicken um mit dem Autor der Schrift zu verhandeln. Der flüchtete angeblich, und zwar nach Holland und weiter nach Süden, bis ihn Beaumarchais angeblich bei Nürnberg stellte und ihm mit Gewalt das Manuskript abnahm, das ihm angeblich selber kurz darauf von Straßenräubern gestohlen wurde. Fest steht, dass Beaumarchais in Wien auftauchte und bei Kaiserin Maria-Theresia, der Schwiegermutter von König Louis, vorstellig wurde, vom Kanzler Graf Kaunitz aber für einen Hochstapler gehalten und festsetzt wurde, bis er auf Intervention des französischen Botschafters freikam.

Zurück in Paris widmete er sich wieder der Literatur und überarbeitete eine Komödie, die er schon 1771/72 verfasst und erfolglos der Comédie Française angeboten hatte: »La Précaution inutile ou le Barbier de Séville« (»Die unnütze Vorsicht oder der Barbier von Sevilla«). Es ist sein erstes Stück, in dem die Figur des Figaro auftritt als Typ des intelligenten und tüchtigen Machers kleinbürgerlicher Herkunft, der hier einem weniger intelligenten und tüchtigen verliebten jungen Adeligen namens Almaviva bei der Übertölpelung eines ältlichen Rivalen hilft. Die Uraufführung am 23.02.1775 war ein Misserfolg, vermutlich weil Beaumarchais den Text mit Anspielungen auf allerlei Politisches und Persönliches überfrachtet hatte. Nachdem er sie blitzschnell gestrichen und das Ganze von fünf auf vier Akte gestrafft hatte, war die nächste Aufführung am 26.02.1775 ein Triumph. Die Druckfassung kam im Juli heraus samt einem längeren Vorwort (»Lettre modérée sur la chute et la critique du Barbier de Séville«).

Er selber war inzwischen schon wieder als Agent in London, wo er einem Franzosen, der in den Besitz geheimer militärischer Planspiele für einen Angriff Frankreichs auf England gelangt war und sie aufzudecken drohte, diese Papiere abkaufen sollte. Wieder war er erfolgreich und bekam hiernach von der Regierung einen erheblich größeren Auftrag: Er sollte, da er sich in London für die Sache der gegen England revoltierenden Amerikaner interessiert und dem König Ende 1775 schriftlich darüber berichtet hatte, seine Kontakte nutzen und den Aufständischen heimlich die Unterstützung Frankreichs anbieten. Dieses nämlich war im Siebenjährigen Krieg von England gedemütigt worden und hatte ihm Kanada und seine indischen Besitzungen abtreten müssen.

Anfang 1776 gründete Beaumarchais mit einem Startkapital der Regierung die pseudospanische Reederei Roderigue Hortalez & Cie. und versorgte die Aufständischen effizient und vielleicht kriegsentscheidend mit Waffen und Munition, die die jungen USA allerdings erst seinen Erben und auch nur teilweise bezahlten,. Zum Dank für seine diplomatischen Verdienste wurde er noch 1776 gerichtlich rehabilitiert.

Im selben Jahr übte Beaumarchais sich auch wieder als Autor und begann sein bestes und bekanntestes Werk, die Komödie »La folle journée, ou Le mariage de Figaro«. Diese zeigt in einer so bewegten wie witzigen Handlung den turbulenten Hochzeitstag eines jungen bürgerlichen Schlossverwalters (zu dem der Barbier Figaro mutiert ist), dem es trotz seiner Intelligenz und Tüchtigkeit nur mit Mühe und Glück gelingt, seinen nunmehrigen Herrn, den eher dümmlichen, aber arroganten und letztlich auch mächtigen Aristokraten Almaviva, davon abzuhalten an seiner Verlobten das »jus primae noctis« auszuüben.

Beaumarchais selbst wurde allerdings im selben Jahr 1776 Objekt der klug eingefädelten und zielstrebigen Bemühungen einer jungen Harfenistin, Marie-Thérèse de Willermaulaz, die Anfang 1777 eine Tochter mit ihm bekam und 1786 schließlich seine dritte Ehefrau wurde.

Da Beaumarchais sich über die Comédie Française ärgerte, die seinen »Barbier de Séville« nach 31 Aufführungen kurzerhand absetzte, als er ein angemessenes Honorar verlangte, gründete er im Sommer 1777 eine »Société des auteurs dramatiques«, deren Vorsitz er übernahm und die das erste Beispiel einer erfolgreichen Interessenvertretung von Autoren ist.

1778 lud er sich ein neues Projekt auf: eine Gesamtausgabe der Werke des jüngst, am 30.5.1778, verstorbenen Voltaire, mit der er einer in Russland geplanten Ausgabe zuvorkommen wollte. Er gewann sogar die finanzielle Unterstützung der Regierung. Da jedoch die Schriften Voltaires in Frankreich offiziell verboten waren, installierte Beaumarchais eine Druckerei jenseits der Grenze in Kehl. Die 70 Bände erschienen in der Tat ab 1783, allerdings wurde das Unternehmen finanziell ein Fiasko.

1778 war das Stück um Figaros Hochzeit fertig. Allerdings wirkten (obwohl die Handlung vorsichtshalber nach Spanien verlegt war) viele Passagen, und vor allem Figaros langer, Beaumarchais' eigenen schwierigen Aufstieg andeutender Monolog im letzten Akt, so revoluzzerhaft, dass Louis XVI. sich nach einer Lesung empörte und jegliche Aufführung verbot. Erst nach vielen Änderungen und jahrelangen Demarchen, bei denen er von zahlreichen Höflingen sowie der Königin unterstützt wurde, erlangte Beaumarchais die Freigabe des Stücks.

Gleich die Erstaufführung am 27.4.1784 war ein triumphaler Erfolg, zumal beim bürgerlichen Publikum. Offensichtlich bestätigte das Stück die anti-aristokratischen Ressentiments der vorrevolutionären Bourgeoisie, ohne dabei den Adel übermäßig zu erschrecken. Der Name des Protagonisten Figaro ging ins französische Lexikon ein als (eher spaßhafte) Bezeichnung eines Frisörs; seine Figur verblieb im kollektiven Gedächtnis der Nation als Prototyp eines an Macht zwar unterlegenen, aber im Bewusstsein seines Rechtes aufsässigen, dazu blitzgescheiten und witzigen Menschen. Dass das traditionsreiche Pariser Blatt »Le Figaro« heute eher konservativ ist, erscheint somit als Ironie der Geschichte.

Beaumarchais war nun endgültig berühmt. Auch war er inzwischen wieder reich, denn 1778 hatte er einen nochmaligen Prozess gegen La Blâche gewonnen. Der Höhepunkt seiner Karriere war jedoch überschritten. Viele der zahlreichen um und nach 1780 von ihm initiierten Projekten blieben in den Kinderschuhen stecken. Andere, so 1785 die Gründung einer Firma zur Wasserversorgung von Paris oder der Versuch, die junge Frau eines Bankiers namens Kornmann vor dessen Nachstellungen zu schützen, gelangen zwar, trugen ihm aber Verleumdungskampagnen ein, die eher zu seinen Ungunsten ausgingen. Denn erstmals fand Beaumarchais ebenbürtige Gegner, u.a. den späteren Revolutionspolitiker und Demagogen Mirabeau sowie einen geschickten Anwalt namens Bergasse (1750-1832), den er seinerseits mit Broschüren attackierte und später (ca. 1791) in Gestalt des Intriganten Bergeasse in sein letztes Stück, »La Mére coupable« aufnahm.

Die von ihm in dieser Zeit verfasste und von Antonio Salieri vertonte Oper »Tarare« wurde 1787 nur ein Achtungserfolg. Ein 1787/88 nahe der Bastille erbautes prächtiges Haus mit Park brachte ihm lange Zeit mehr Ärger als Freude.

Die Revolution von 1789 begrüßte er zunächst und versuchte den Gang der Dinge als Deputierter und Stadtverordneter zu beeinflussen. Auch wurde 1792 ein neues, drittes Stück mit Figaro, »L'autre Tartuffe ou la Mère coupable« (das später kaum mehr gespielt werden sollte), immerhin ein halber Erfolg. Im selben Jahr 1792 jedoch fand sich Beaumarchais, wie so viele anfängliche Sympathisanten der Revolution, auf der Verliererseite. Er hatte im Frühjahr gehofft, mit dem Konvent ins Geschäft zu kommen und angeboten, für die Revolutionsarmee Gewehre aus Holland zu importieren. Als er sie nicht fristgerecht liefern konnte, wurde er als »Feind der Republik« beschuldigt und im August inhaftiert. Dank des Einsatzes einer ehemaligen Geliebten, die jetzt mit einem Revolutionsrichter liiert war, kam er zwar bald frei, wurde aber enteignet. Die 1793 verfasste autobiografische Schrift »Les six époques« beschreibt die Affäre.

Noch 1792 emigrierte Beaumarchais und lebte, nach kurzen Stationen in Holland und England, längere Zeit ärmlich in Hamburg, ohne Kontakt zu Frau und Tochter, die zeitweise ebenfalls inhaftiert waren, zu unterhalten.

1796 konnte er heimkehren und wurde von der neuen Regierung, dem Direktorium (»directoire«), rehabilitiert und leidlich entschädigt. 1797 wurde »La Mère coupable« wieder aufgenommen und Beaumarchais noch einmal etwas gefeiert. Allerdings war er nun schwerhörig und gesundheitlich angeschlagen. Immerhin genoss er endlich sein schönes Haus. Hierin starb er 1799 nach einem guten Abendessen nachts an Herzversagen.

Sein »Barbier de Séville« wurde schon 1784 von Giovanni Paisello (1740-1816) und dann nochmals 1816 von Gioacchino Rossini (1792-1868) als Oper vertont; »Le Mariage de Figaro« wurde 1784/85, d.h. praktisch direkt nach der Pariser Erstaufführung, in Wien von Lorenzo da Ponte zu einem Libretto verarbeitet und von Mozart vertont.


Letzte Änderung der Seite: 06. 08. 2023 - 17:08