Justian von Adlerflycht

* 30.01.1761 in Frankfurt am Main
† 20.01.1831 in Frankfurt am Main

Justinian von Adlerflycht wurde am 30.01.1761 in der Freien Reichsstadt Frankfurt am Main als Sohn von Christoph von Adlerflycht(1729-1786) und der Susanna Maria von Günderode(1729-1796) geboren.

Die Familie des Justinian von Adlerflycht ist seit 1672 in Frankfurt ansässig. Zunächst war der Urgroßvater Christoffer Björkmann als Gesandter des schwedischen Residenten beim Schwäbischen und Oberrheinischen Kreis ansässig. Ab dem Jahre 1689 übernahm er selbst das Amt des schwedischen Repräsentanten beim Oberrheinischen und Fränkischen Kreis. Im Jahre 1691 wurde die Familie als Freiherren von Adlerflycht nobilitiert und im Jahre 1727 erwarb ein Vorfahr das Bürgerrecht der Freien Reichsstadt Frankfurt.

Der Vater erwarb zahlreiche Grundstücke in Frankfurt und der Umgebung. Seit dem Jahre 1755 gehörte er der Ganerbschaft des Hauses Alten-Limpurg an und gehörte ab 1766 den Rat der Stadt an. Seit 1771 war sein Vater Schöffe und in den Jahren 1783 und 1785 Ältester Bürgermeister.

Justinian von Adlerflycht nahm im Jahre 1779 ein Jurastudium in Leipzig auf und wechselte 1781 an die Göttinger Universität. Er trat eine Stelle als Praktikant beim Reichskammergericht in Wetzlar an und Regierungsassessor in Homburg und anschließend in Hanau.

Seit dem 19.01.1787 hatte Adlerflycht das Frankfurter Bürgerrecht.

Seit dem Jahre 1787 stand er im Dienste Landgrafen von Hessen-Kassel bzw. ab 1803 in Diensten von Kurhessen im Range eines Geheimen Legationsrats und Gesandter am Kurhessischen und Oberrheinischen Kreis mit Sitz in Frankfurt. Diesen Posten verlor er im Jahre 1806, nachdem Kaiser Napoléon die Reichsverfassung aussetzte.

Während der Regierungszeit unter dem Großherzog Karl von Dalberg wurde er an das Oberappelationsgericht berufen.

In der Zeit nach den napoleonischen Kriegen übernahm Adlerflycht in den Jahren 1817-1824 und 1828/29) die Aufgaben als Stadtgerichtsvizedirektors wahr.

Seit dem Jahre 1816 war der Jurist auch Frankfurter Senator und im Jahre 1819 übernahm er das Amt des Schöffen. Er gehörte in den Jahren 1821, 1822, 1825 und zwischen 1827 und 1829 der Gesetzgebenden Versammlung an.

Justinian von Adlerflycht veröffentlichte im Jahre 1824 einen grundlegenden Rechtskommentar, der auch die neuere Frankfurter Konstitution als Freie Stadt nach den Napoleonischen Kriegen berücksichtigte. So sah er sich bewogen, die existierenden unsystematischen Rechtskommentare im Zusammenhang darzustellen und auch die neue Konstitutionsergänzungsakte zu berücksichtigen und auf den neuesten Stand zu bringen. Bis zu diesem Zeitpunkt standen nur die Rechtskommentare des Frankfurter Juristen Johann Philipp Orth(1698-1783) zur Verfügung, die zwischen 1731 und 1775 publiziert wurden. Obwohl Adlerflychts »Privatrecht« war durch die umfassende und vergleichende Gegenüberstellung von herkömmlichen Stadtrecht und neuzeitlicher Rechtsauffassung war es kein eigenständiges neues Rechtswerk.

Ihm gehörte ein im Jahre 1763 erbauter Sommersitz am Oeder Weg, der im Jahre 1866 abgerissen wurde. Zwischen 1797 und 1800 vermietete der Jurist den Sommersitz an den Frankfurter Bankier Cobus Gontard, den Ehemann von Susette Gontard - Hölderlins »Diotima«. Während des Aufenthalts des Dichters als Privatlehrer der Familie Gontard tauschten Hölderlin und seine Geliebte Susette Briefe an der Hecke des Adlerflychthofes ihre Briefe aus.

Im Jahre 1797 ging Adlerflycht die Ehe mit der Malerin Elisabeht von Riese (1775-1846) ein.

Justinian von Adlerflycht starb am 20.01.1831. Sein Grab befindet sich auf dem Frankfurter Hauptfriedhof.

Mit dem Brüdern Justinian und Carl Friedrich Christian von Adlerflycht(1764-1835) erlosch die männliche Linie des Geschlechtes.


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