Hans Ernst Friedrich Karl von Zieten

* 05.03.1770 in Dechtow/Mark Brandenburg
† 03.05.1848 in Wannbrunn/Hirschberg

Der spätere preußische Generalfeldmarschall Hans Ernst Karl von Zieten wurde im Jahre 1770 in Dechtow in der Mark Brandenburg geboren. Trotz des gleichen Namens ist er nicht mit dem großen preußischen Husarengeneral der friderizianischen Zeit Hans Joachim von Zieten (1699-1786), genannt »Zieten aus dem Busch« verwandt. Er entstammte der Linie der Zieten von Dechtow im Havelland während der Husarengeneral der jüngeren Linie auf Wustrau entstammte. Beide Linien haben keinen gemeinsamen Stammvater.

Der junge Zieten trat 1785 - noch zu Lebzeiten Friedrich II..(1712-1786) - in das Leibregiment von Zieten Nr. 2 als Standartenjunker ein. Bereits am 02.02.1788 erfolgte seine Beförderung zum Kornett und am 29.05.1790 wurde er zum Sekondeleutnant ernannt. Am Rheinfeldzug von 1793 nahm Sekondeleutnant von Zieten als Adjutant des Generalleutnants und späteren Generalfeldmarschalls von Kalckreuth teil. Während der Kämpfe um Karlsruhe befand sich der junge Offizier in Begleitung des Generalleutnants und wurde am 07.12.1793 zum Rittmeister befördert.

Am 12.11.1799 wurde Zieten zum Inspektionsadjutanten der west- und südpreußischen Kavallerieinspektion ernannt und nur wenige Monate später erhielt er sein Patent als Major.

Im Kriege von 1806 kämpfte Major von Zieten an der Seite seines alten Befehlshabers von Kalckreuth bei Auerstedt. Am Abend der Schlacht sollte Zieten mit dem Kommandierenden der französischen Streitkräfte, Marschall Davout über einen zwölfstündigen Waffenstillstand zur Beerdigung der Toten und Versorgung verwundeter Soldaten vereinbaren. Davout lehnte dieses Anliegen jedoch ab.

Im Feldzug von 1807 wurde Major von Zieten zum Kommandeur der 1. Husaren-Brigade - bestehend aus 4 Schwadronen Württemberg-Husaren, einem Bataillon Füsiliere und einer halben reitenden Batterie - ernannt. Schon während der Februargefechte an der Allee nach Danzig konnte er seine überlegenen Fähigkeiten als Truppenkommandeur zeigen. Nachdem Danzig aufgegeben werden musste, beobachtete er die Passage zwischen Braunsberg und Plaswicher Mühle.

Nach der Schlacht von Friedland am 14.06.1807 wurde der nunmehrige Oberstleutnant, die Beförderung erfolgte mit Patent vom 21.05.1807, von Zieten mit der Deckung des Rückzugs des L´Estocqschen Korps auf Königsberg betraut. Diese Rückzugsgefechte bestand er unter großen Verlusten. Am 17.06.1807 wurde er erneut von nachdrängenden französischen Truppen des Marschalls Davout angegriffen und erhielt erneut schwere Verluste.

Nach dem Kriege wurde er am Ende des Jahres 1809 zum Kommandeur des 1. Schlesischen Husarenregiments ernannt und am 21.06.1809 erfolgte seine Beförderung außer der Reihe zum Obersten. Im Vorfeld dieser Beförderung beurteilte Scharnhorst Zieten als einen der geschicktesten und empfehlenswertesten Offiziere der preußischen Armee. U.a. erhielt er eine Empfehlung des Generals L'Estocq.Trotz aller positiven Bewertungen lässt eine Instruktion über »die von Linieninfanterie attakierten Truppen« erkennen, dass er der modernen Kriegsführung noch nicht so offen gegenüberstand.

Zieten wurde in die unter Vorsitz von Scharnhorst tagende Kommission zur Neuschaffung des Exerzierreglements für die Kavallerie berufen.

Am 30.03.1813 wurde seine Beförderung zum Generalmajor ausgesprochen. Zieten nahm als Kommandeur der 1. Oberschlesischen Brigade im Armeekorps des Generals von Blücher am Feldzug von 1813 teil. Während der Kämpfe um Großgörschen am 02.05.1813 rang er mit wechselndem Glück um den Besitz des Dorfes Kleingörschen. Neben ihm fiel Prinz Leopold von Hessen-Homburg, den Zieten vergeblich aus der Gefahrenzone entfernen wollte.

Am 26.05.1813 erlangte er einen Erfolg im Reitergefecht bei Haynau. Persönlich von von Blücher mit der Leitung dieser Operation betraut, lockte er den französischen General Maison in einen Hinterhalt. Durch die Inbrandsetzung der Mühle von Baudmannsdorf gab Zieten seinen 18 Schwadronen das Zeichen zum Angriff. Er konnte den französischen Verbänden große Verluste zufügen, was den aus Bautzen zurückweichenden preußisch-russischen Verbänden etwas Entlastung brachte. Außerdem konnten sowohl das Prestige als auch die Moral der verbündeten Truppen kurz vorm Abschluss des Waffenstillstandes von Poiswitz gehoben werden. Für diese Waffentat wurde Zieten das Eiserne Kreuz 1. Klasse ausgezeichnet.

Nach dem Waffenstillstand fand Hans von Zieten als Chef der 11. Brigade im II. Korps des Generals von Kleist Verwendung. Während der Dresdner Schlacht am 26. Und 27.08.1813 kämpfte der General nach der Einnahme von Strehlen mit Erfolg um den Großen Garten.

Wenige Tage später, im Gefecht bei Kulm am 30.08.1813 konnte er bei der Deckung des Korps des Generals von Kleist Erfolge erzielen. Am 29.08.1813 bestand er ein lebhaftes Gefecht mit den Truppen des Marschalls Saint-Cyr.

In den Gefechten, die schließlich in die Leipziger Schlacht mündeten nahm Zieten teil und wurde am 16.10.1813 mit seiner Brigade dem Korps des österreichischen Generals Klenau beigegeben. An diesem Tage sicherte Zieten mit seiner Brigade die Verbindung zwischen Österreichern und Russen bei Wachau. Nachdem der Generalmajor erfolgreich die Ortschaft Zuckelhausen verteidigen konnte, war sein Versuch die Ortschaft Sötteritz einzunehmen erfolglos. Im Verlauf des Tages konnte er jedoch das von seinen Kanonen in Brand geschossene Probsthaida für die verbündeten Armeen besetzen. Bei den Gefechten von Leipzig erhielt seine Brigade zahlreiche Verluste, die jedoch nicht genau aufgezeichnet wurden.

Im Winterfeldzug von 1814 nahm er im II. Armeekorps des Generals von von Kleist in Blücher Armee teil. In dieser Zeit wurde die Zieten'sche Brigade mit überwiegenden Truppen aus Schlesien aufgefüllt. Bereits am 09.12.1813 erhielt er seine Beförderung zum Generalleutnant.

Am 13.02.1814 konnte er die Truppen des Generals Marmont bei Formentiers zurückwerfen. Am 09.03.1814 konnte er in einer groß angelegten Reiterattacke als Führer der Kleist'schen und Yorck'schen Verbände - insgesamt 30 Schwadronen - in einer nächtlichen Umgehungstaktik dem Gegner große Verluste beibringen. Seine Verbände konnten eine Mehrzahl der 45 erbeuteten Geschütze und 131 Munitionswagen einbringen.

Nach dem ersten Pariser Frieden wurde Generalleutnant Hans von Zieten zum Kommandeur des bisherigen Kleist'schen II. Armeekorps befördert. Zunächst bezog der neue Korpsführer Quartier im Departement de Sonne und im weiteren Verlauf des Jahres wurde sein Verband an den Rhein zurückverlegt.

Während des Feldzuges von 1815 kommandierte er das I. Korps, das im Mai 1815 etwa 30.000 Mann umfasste. Der ehemalige Freikorpsführer Oberstleutnant Ludwig von Reiche wurde sein Generalstabschef. Bei Napoléons Herannahen fiel Zieten, der schon seit Monaten in Charleroi kantoniert war, eine besonders schwierige Aufgabe zu: Er sollte sich mit extremster Langsamkeit auf Fleurus zurückziehen um den heranrückenden preußischen Truppen genügend Zeit zu geben. Der Ort Fleurus war auch Aufmarschpunkt des restlichen preußischen Korps. Der Aufgabe zeigte sich Zieten vollkommen gewachsen. Er beobachtete den heranrückenden Feind und hielt Fühlung mit den Hauptquartieren der preußischen Truppen und dem englischen Oberbefehlshaber Wellington.

Am 15.06.1815 war er an den Gefechten von Tilly beteiligt und konnte sich mit wenigen Verlusten behaupten. Bei Ligny wurde die Hauptmacht seiner hervorragenden Truppen beim Hauptstoß gegen Napoléon nach heftigen Ringen gegen Ende des Tages zurückgeschlagen. Bei diesem Gefecht verlor er 11.000 Mann. Am Abend des 18.06.1815 konnte er noch in letzter Minute die englischen Truppen bei La Haye unterstützen und somit zum Sieg über Napoléon beitragen.

In der anschließenden Verfolgung der fliehenden französischen Truppen folgte Zieten ihnen bis Maisson du Roi. In weiteren Gefechten, die noch nach Belle Alliance folgten, konnte General von Zieten seine Bravour und sein Können als Reiterführer zeigen. Im Gefecht von Issy am 03.07.1815 konnte der Husarengeneral eine Entscheidung in der Übergabe von Paris herbeiführen. Es ist als eine besondere Auszeichnung anzusehen, dass der alte »Marschall Vorwärts« anordnete, das niemand anderes als Zieten dem König über die Einnahme von Paris berichten sollte, eine weitere Auszeichnung ist sicherlich darin zu sehen, dass der Korpsführer mit seinen Truppen als erster am 07.07.1815 in Paris einziehen durfte.

Zieten erhielt von Blücher den Auftrag, die Brücke von Jena zu zerstören, jedoch scheiterte dieser Auftrag.

Am 03.10.1815 übernahm der Generalleutnant von Zieten das Oberkommando über die preußischen Okkupationstruppen im Norden Frankreichs. Sein Hauptquartier schlug er in Sedan auf und kann so in seiner dreijährigen Amtszeit immer wieder den Pariser Hof sowie einen engeren Kontakt zum Oberbefehlshaber des Expeditionskorps dem Duke of Wellington pflegen. In dieser Zeit intensivierte er auch den Kontakt zur Familie seiner Frau in der luxemburgischen Gegend.

Anlässlich einer Inspektion des Expeditionskorps erhob König Friedrich Wilhelm III. den General am 03.09.1817 in den Grafenstand. Im Oktober 1818 nahm König Friedrich Wilhelm III. zusammen mit Zar Alexander I. die Truppen des Expeditionskorps bei einer großen Parade auf französischen Boden ab. Nach dem Abzug des Expeditionskorps im November desselben Jahres ging Zieten nach Berlin, wo er kurze Zeit später das Kommando über das IV. (schlesische) Korps übernahm. Er hielt in dieser Zeit engen Kontakt zu den ehemaligen Kriegskameraden Blücher, Gneisenau, Wilhelm, Prinz Bruder.

Am 14.09.1824 erhielt er seine Ernennung zum Chef des 4.(schlesischen) Husarenregiments und am 15.06.1825 - es war der 10. Jahrestag des Gefechts von Ligny - erfolgte seine Beförderung zum General der Kavallerie. Anlässlich seines Abschiedes am 09.02.1839 wurde er im Alter von 69 Jahren zum Generalfeldmarschall befördert.

Seit Ende des Krieges verfolgte der General alle das Kriegswesen betreffenden Fragen mit großem Interesse. So war es für ihn eine Genugtuung, als Feldmarschall Blücher ihn zu einem Gutachten über notwendige Reformen bei der Reiterei aufforderte. Selbst nach seinem Abschied aus dem aktiven Dienst bezog er in den 1840er Jahren noch Stellung zu den Thesen von François Baucher (1796-1873) über das Zureiten von Pferden. Er wandte sich auch gegen Forderungen, seine geliebte Waffe zu verkleinern.

Generalfeldmarschall von Zieten war Träger zahlreicher preußischer und ausländischer Orden und Auszeichnungen. So erhielt er im Jahre 1814 den Roten Adlerorden I. Klasse und im Jahre 1816 verlieh man ihm das Großkreuz des Militärverdienstordens. Aus England wurde er im Jahre 1819 mit dem Grand Cross des Bath-Ordens geehrt. Der russische Zar vernalasste im Jahre 1829 die Übersendung des Alexander-Newski-Ordens und 6 Jahre später erhielt er noch den Andreas-Orden. Bereits im Jahre 1830 wurde er mit dem Großkreuz des St. Stephans-Ordens ausgezeichnet.

Im Jahre 1847 gehörte der alte Zieten dem ersten Landtag als Vertreter der Herrenkurie an. Am 18.06.1847 griff er persönlich auch als Sprecher seiner Kurie in die Diskussion über die Periodizität des Landtags ein.

Zieten hatte am 31.01.1797 Josephine von Berlo (1776-1814)  geheiratet. Seine Ehefrau entstammte einer alten luxemburgischen Familie. Am 19.07.1814 starb sie. Er hatte eine Tochter und zwei Söhne. Seine 1799 geborene Tochter Josephine Clementine heiratete den preußischen Kammerherrn und Majoratsherren auf Maywalden Leopold Christian Gotthart von Schaffgotsch. Der im Jahre 1802 geborene Sohn Leopold Karl wurde Geheimer Regierungsrat und Landrat während sein jüngerer Sohn Adrian Hans Rittmeister im Garde-Kürassier Regiment wurde.

Am 03.05.1848 verstarb er im Wannbrunn, dessen Bäder er öfters besuchte, im Alter von 78 Jahren.

Zieten erfüllte die meisten der ihm gestellten Aufgaben durch seinen Blick für das Praktische aber auch durch eine gewisse Kaltblütigkeit. Selbst in den hektischsten Lagen traf er seine Befehle besonnen und weitsichtig. Als Vorgesetzter achtete er streng auf Disziplin zugleich war er jedoch ein fürsorglicher Truppenführer. Zieten war ein sehr selbstbewusster Mann, der es seinen nächsten Untergebenen wie z.B. Reiche, Natzmer oder Reyher nicht einfach machte.


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