Volkslied auf den heiligen Kilian

[1]

Franken, preis´t  mit seinen Brüdern,
Preis´t mit den großen Kilian!
Hebt mit ihm frohen Dankesliedern
Euren Lehrer himmelan!

Dieser zeigte, edle Franken,
Euch den Weg zur Seligkeit.
Diesen habet ihrs zu danken,
Daß ihr Erben Gottes seid.

Werfet einmal eure Blicke
Auf das alte Frankenland!
Werft sie hin, und denkt zurücke,
Wie´s mit euren Vätern stand.

Dichte, dichte Finsternisse
Hüllten diese Gegend ein:
Von den Gräul der Aergernisse
War kein Hain, kein Hügel rein.
Diese Fluren, wo wir säen,
Waren in der Vorwelt Ziet,
So wie jene Traubenhöhen,
Blinden Götzen eingeweiht.

Fern von wahren Gottesdienste
Irrten sie in stäter Nacht,
Ohne Bildung, ohne Künste,
Ohne Wohlstand, ohne Macht.

Endlich blickte mit Erbarmen,
Gottes Aug´ auf sie herab;
Da er den bedrängten Armen
Einen Freund und Lehrer gab.

Sieh! vom britischen Gestade
Kömmt der Vater Kilian;
Und der helle Tag der Gnade
Bricht mit seiner Ankuft an.

Mächtig blüht durch ihn der Glaube,
Herrlich glänzt das Christenthum:
Und zertrümmert liegt im Staube
Das gestürzte Heidenthum.

Auf den traubenreichen Höhen
Sieht das frohe Vaterland
Nun das Kreuz des Heilands stehen,
Wo zuvor ein Götze stand.

Wir erkennen unsre Pflichten,
Unser Ziel, das höchste Gut:
Nähren uns mit Christusfrüchten,
Und vertrauen auf sein Blut.

Ueber unsre wilden Triebe
Lehret er uns, Herr zu sein:
Geißet wahre Bruderliebe
Unsern bessern Herzen ein.

Nicht genug! des Glaubens willen
Gab er auch sein Leben hin.
Denn um ihre Wuth zu stillen,
Tödtete die Fürstin ihn.

Der Gerechte mußte sterben!
Totnan auch, und Kolomann
Mußten ihre Dolche färben,
Mit dem Vater Kilian!

Glänzend mit der Marterkrone,
Segnet er nun Frankenland:
Sieht vergnügt von seinem Throne
Auf die Früchte seiner Hand.

Wollt ihr ihm den Dank erweisen,
Welchen er allein begehrt?
Wollt ihr euren Vater preisen?
Glaubt und thut, was er gelehrt.


[1] Auch für das würzburgische Gesangbuch gemacht

 


Letzte Änderung der Seite: 06. 03. 2021 - 00:03