Ode auf Friedrichs Tod

Ein Denkmal Dir, vergötterter Friedrich!
Unaufgefordert bau` ichs, und unbezahlt.
Die Nachwelt seh` es einst, und spreche:
Friedrichs Denkmal von Priesterhänden!

O! daß es würdig werde des Einzigen!
O! wie es tobt, das Meer von Empfindungen
In diesem Busen! Wie vor meinen
Augen der Riese der Menschheit dasteht!

Ihn schildern will ich. Sterbliche, sehet Ihn,
Nicht eingehüllt in flimmernden Dichterschmuck!
In seiner Größe, wie er dasteht,
Will ich den Riesen der Menschheit schildern.

In seiner Rechten blinket das Siegerschwert:
Die Woge unentweihter Gerechtigkeit
Hängt von der Linken: dies dem Schutze,
Diese der Ruhe der Brennen heilig.

Die Fürstenhüfte zierer, vom Hofgeschmack
Nie aufgehör´t, der Gürtel der Mäßigkeite:
Sein Schemmel ist der Aberglaube
Und der zertretene Fanatismus.

Wer bebte nicht vor Friedrichs Thatenfaust?
Wer zählte nicht die Trophähen auf Galliens
Zermalmten Uebermuth gepflanzt,
Prangend auf modernden Slavenknochen?
Dort stehen sie am Ufer der Moldau, einst
Gestemmt mit Oestreichs Leichen, bei Lssa dort,
Und dort bei Mollwitz, Rossbach, Breslau,
Und auf den Felsen zerstörter Veßten.

Groß sind des Riesen Thaten! Mit Russenblut,
Mit Franzosenblut, mit Schweden- und Ungarnblut,
Und ach! mit deutschem aufgezeichnet
Stehen die flammend in Buch der Zeiten.

Doch – war er Held nur? War er nicht Menschenfreund?
Nicht Vater seiner Tausende? Strömte nicht,
Nachdem er ausgedonnert, Sorgen
Auf die Gefilde gsschüzter Brennen?

Sie aßen Brod, und hörten von ferne nur
Des Hungers Brüllen, der Alemanniens
Verdorrten Winzer, und nach Kacchmehl
Lüsternen Pflüger begierig auffraß.

In Friedrichs Arme flüchtete sich, verbannt
Von heiligfrommen Ländern, die Industrie,
Des Reichthums Mutter. Auf Morästen
Säet der Landmann, nd Heerden blöcken.

Auf dürren Heiden. Griechischer Kunstgeschmack
Beseelt den Preußen. Seinen Anakreon,
Und seinen Pindar hört Apollo
Staunend in nordischen Wäldern singen.

Aus tausend Quellen strudelte Friedrich Gold:
In tausend Flüssen strömt´ es ihm wieder zu.
So rollet von, und zu dem Herzen
Ab, und zurücke der Saft des Lebens.

Verkriechet euch Despoten! Was schauet ihr
Ihn ins Gesichte? Er tränkte den Schmeichler nicht
Mit Waisenblut, und feile Dirnen.
Mästet´ er nicht mit dem Mark des Bürgers.

In seinem Kerker faulte der Denker nicht:
Sein Censor fraß nicht gleich dem Getreidewurm
Der Schriften Kern aus, daß die Hülsen
Schmachten Lesern den Gaumen rizten.

Sein Glaube war nicht künstliches Wortgeweb,
Nach keines Wurmes dreisten System geformt,
Nicht millionenfach durchgestochten,
Einfach, wie Gott und die Wahrheit, war er.

Das Beste thun, war seine Religion:
Sein Opfer rastlos wirkende Thätigkeit:
Die Welt sein Tempel: seine Priester
Herzberg, und Karmer, der Brennen Solon.

Sei Mensch, sei Bürger, sprach er, dass Innere
Des Herzens und der Meinungen richte der,
Zu welchem Moses, Zoroaster,
Christus, und Muhamed rufen: »Vater«!

Verheerte Friedrichs Jäger die Hoffnungen
Des Landmanns, spottend? War nicht die höchste Lust
Des Weisen, in der dunklen Vorwelt
Tiefen bei nächtlicher Lampe graben?

Dort fand der dich, allmächtige Herrscherkunst,
Die auf dem Wohl des Ganzen ihr eignes baut,
Bedächtlicheilt, und ihre Wunder,
Wie die Natur in der Stille wirket.

Groß sind die Wunder Friedrichs, groß und viel!
Wer rüttelte Europa ins Gleichgewicht?
Wer sagte zu dem Erstgebohrenen
Preußens: »du herrschest derein am Moenus«?

Wer schlug von deinem Busen, Bavaria,
Des nahen Buhlers nervigten Arm zurück!
Wer schnitt Sarmatien in Stücke?
Deckte die Weichsel mit freien Segeln?

Nur fehlte noch die eherne Kette, die
Er schling´n sollte um Alemanniens
Getehilte Herrscher, daß sie schützen
Graue Gesetze, den Bojerzepter

Bewahren den Absprösslingen Wittelspachs,
Die, unbebaucht vom römischen Cölibat,
Den Mörder deutscher Fürstenstämme,
Blühen am Ufer des Vaters Rhenus,

Er schlang die Kette um Alemanniens
Getheilte Herrscher. Als es Allvater sah,
Da sprach er aus. »Sie sind vollendet
»Friedrichs Thaten, sie sind vollendet«.

Jetzt eilt der Engel Erster zu Friedrich,
Und bringet ihm die Botschaft: »Allvater sprach:
»Sie sind vollendet, deine Thaten,
»Friedrich Brennus, sie sindvollendet!

»Komm, wirk in jenen höheren Gegenden
»Nicht mehr gehüllt ins hindernde Erdgewand,
»Nicht mehr bestritten von der Dummheit,
»Trotzend dem Gifthauch´ des blassen Neides«.

Dem Engel folgte Friedrich, unverrückt
Die Miene, seines innern Gehalts gewiß,
Entschlossen ewig fortzuwirken,
Ewig zu streben nach Thatengröße.

Jezt kam er an. Sein harrten am Jaspisbor
Der graue Ziethen, und der getreue Keith,
(Unsterblicher, als er hienieden
Hätte vermutet4) Schwerin, und Bevern.

Ihm glänzt der Schwester Friedrichs Sohn du Stolz,
Der Held der Liebe, Guelsiens Leopold
Entgegen: laut ertönt die Harfe
Kleistens, des Barden mit hundert Narben.

Ein Chor verklärter Weisen, von Socrates
Herab bis zum tiefblickenden Mendelsohn
Umringet ihn: halblächelnd reicht ihm
Wilhelm, der Strenge, die Vaterrechte.

So ziehen sie zum Throne Allvaters hin.
Allvater krönet Friedrichs Haupt, und spricht:
»Wirk ewig! bald bist du den Göttern,
Was du den Söhnen der Erde warest.«


Letzte Änderung der Seite: 06. 03. 2021 - 00:03