Ode auf den Rettertod Leopolds von Braunschweig.

Besingt ihn, Engel! Menschen vermögen´s nicht;
Besingt den Fürsten, welcher für Menschen starb!
Umschlingt den Märtyrer der Liebe
Mit paradiesischen Lorbeerkränzen.

Wie? Oder wag´ ichs? Lächelt nicht Leopold.
Wenn ihn der Mönch in einsamer Kluft besingt?
Wenn unter dieser rauen Hülle
Mächtig mein Busen für ihn emporschlägt?

Ja! Wagen will ich´s, singen den Einzigen
Laut will ich tönen; daß es der Wüterich
Im hohen blutbespritzten Neste,
Und der gepurpurte Schwelger höre:

Der Thor es höre, welcher die Thatenkraft
Verseufzt, verträumt vor´m goldenen Krucifix:
Daß, gleich den Schrecken des Gerichtete,
Selbstische Herzen mein Lied erschüttre.

Laut will ich tönen; daß an des Grabes Rand,
Held Leopold! Der Greife noch segne Dich!
Daß Engelneid in Thränenperlen
Über die Wange der Jugend gleite!

So starb noch keiner, Sterbliche! Keiner noch
Starb so von euren Fürsten, wie Leopold!
Ihn übertrifft nur Einer, Er nur,
Der an dem Kreuze für Sünder blutet.

Verderben flog auf schäumender Flut einher,
Und umbezähmbar tobte der Vladrus,
Paläste Thürme, Tempel bebten,
Häuser entschwammen dem starren Frankfurt.

Da steht der götterähnliche Leopold,
Und trägt mit Riesenschultern des Sturmes Last,
Versendet Trost mit jedem Blicke,
Fliegende Rettung mit jedem Worte.

Jehova sieht vom Himmel den Menschenfreund,
Und nun beschließt er, ihn zu verherrlichen.
Ein Engel stösst in die Posaune,
Rufet den Himmel zum großen Schauspiel.

Dem fernsten Pol entschwebten die Seligen
Zum großen Schauspiel. Sterbliche lasset mich´s,
O! lasset mich´s mit unentweihtem
Pinsel entwerfen, das große Schaupiel!

Ein Weib umschlingt die Kniee des Fürstensohns;
Verzweiflung schwellt den Busen der Mutter hoch,
Verkrämpfet ihr die offnen Lippen,
Funkelt aus ihrem verzerrten Blicke.

„Ach meine Kinder“. Weiter vermag sie nicht,
Sich auszuschlurchzen. – Hell wie der Mittagsstral
Scheint der Gedanke: Menschenrettung.
Ueber der Seele des Fürstensohnes.

Ja! Sprach er, - Kaiser, Könige, Priester hört´s! –
Sie retten will ich! Bin ich nicht Mensch wie sie?
Er spricht´s, und predigt zweien Schiffern
Fürstengefühl in den rohen Busen.

Jetzt stehet er im Nachen; schon mäßigt sich
Der Strom, als ob er fühlte den Herrscherfuß;
Schon hofft die Mutter, steckt die Hände
Segnend und flehend empor zum Himmel.

Geh feiger Cäsar! Prahle dem Schiffer vor;
„Du führst den Cäsar“; wenn dich dein Mordgewehr
Von ausgetilgten Naionen
Triefend, im Auge der Menschheit brandmarkt.

Entrinn den Wogen, würde Dein Vaterland,
Zertritt die Tugend, mache zur Sclavin Rom,
Werd´ ein Koloß, umspanne Welten,
Stürz´ dann zusammen, und werd´ - verfluchet!

Nicht Glück bestimmt die Größe der heldenthat;
Sein Machtspruch schafft den Pöbel der Helden nur;
Die wahre Würde liegt im Herzen,
Innern Adel erzeugt die Absicht.

Sieh! Leopold entgehet den Fluten nicht;
Er scheitert, sinkt – die Wellen bedecken ihn.
Die Menscheit sieht´s – In tiefer Ohnmacht
Sinkt sie an Viadrus Ufer nieder.

So sinkt sie nur, wenn Tausende, wie das Heu,
Gemähet fallen, oder ein Marc-Aurel
Verlischt, und vaterlose Reiche
Huldigen Tiegern im Fürstenschmucke.

Jetzt lebt sie auf: ein Seufzer entwindet sich
Denn matten Busen; kümmerlich blickt empor
Ihr trübes Aug´, und will vom Himmel
Ihren Geliebten zurücke weinen.

Allein zurücke kehret nicht Leopold;
Jehova hat den Helden verherrlichet;
Schon rollt sein Wagen im Triumphe
Zwischen den Reihen erstaunter Engel.


Letzte Änderung der Seite: 06. 03. 2021 - 00:03