Ode an Babette

(Aus dem Kloster zu Augsburg.)

Nicht in die ängen Mauern des Reims gesperrt
Sei meine Muse! Frei, wie mein Kopf, und Herz,
Ertöne sie! gleich deinen Fingern
Fliege sie über die kühnen Seiten.

Noch hör´ ich Dich: noch schmachtet mein lüstern Ohr
Nach deinen Zaubertönen: noch schwillt mein Herz,
Wenn du mit Millionen Griffen
Jedes Gefühl dem Klavier entlockst.

Bald hobelst Du mein strebsames Selbstgefühl
Bis zu den Sternen: bald, wenn es Dir gefiel,
Sank tief mein Herz, und auf der Wange
Zitterten Thränen der süßen Schwermut.

Beglückt die Edlen, welchen zur Tochter Dich
Die Götter gaben! Freundlich begegnen sich
Des Zeugers Scharfsinn, und der Mutter
Zärtliche Seele in Deinem Blicke.

Dein Herz verkennt die Reize der Tugend nicht,
Verkennt die Wonne zärtlicher Freundschaft nicht:
Mit Ketten, die den Zeiten trotzen,
Liegt es geschlossen an seine Freunde.

O! laß auch mir den Himmerl, Dir Freund sein!
Erröthe nicht, wenn spottendes Vorurtheil
Den Menschen nach der Hülle richtet,
Oder ihm Kirche und Himmel sperret.

Zerreiß ich einst die Bande der Sterblichkeit
Und finde Dich in besseren Gegenden;
Dann wird´ ich gierig Dir: »Babette«!
Und Du mir: »Eulog«! entgegen rufen.


Letzte Änderung der Seite: 06. 03. 2021 - 00:03