Karoline
Mönch und Dichter weiden sich
Leider! nur mit Idealen.
Neulich erst versuchte ich
Mir das meine auch zu malen.
Von den Körper red´ ich nicht;
Ob ich gleich nach Wielands Lehre
Glaube, daß ein schön Gedicht
Mit zur besten Welt gehöre;
Ob die Unschuld gleich so gut
Mir, als jedem Weltmann blühet;
Und die Tugend durch die Glut
Frischer Wangen schöner glühet;
Ob ich – doch es ist nicht klug,
Daß ich Alles hererzähle –
Kurz: ich malte Zug für Zug
Eine göttliche schöne Seele.
Daß ich ihr Gefälligkeit,
Witz, Verstand, Empfindung, Leben,
Feinheit, Anstand, Sittsammkeit,
Und das beste Herz gegeben;
Kurz: daß ich´s für schicklich fand,
Jede Tugend ihr zu schenken;
Läßt sich von der Meisterhand
Eines Eulogs leicht bedenken.
Schön und göttlich stand sie da!
Da ich aber jede Miene
Kritisch prüfend übersah,
Sieh! da war es - Karoline!