Der Witz und die Weisheit

Der Witz ward in die Weisheit einst verliebt,
Und wünschte sie zur Frau zu haben.
Er sah sie oft: sie lächelte dem Knaben,
So oft er kam: schien, wenn er gieng getrübt:
Einst ließ sie gar von ihm sich Hand und Wange streicheln.
Jetzt fieng der stolze Junker an,
Mit kühner Hoffnung sich zu schmeicheln,
»Jezt, dacht´ er, glückt es mir: ich bin der Weisheit Mann:
»Jezt  ist es Zeit, mich deutlich zu erklären.
»Und ihre Hand in forma zu begehren«.

Er thut´s; allein die Weisheit spricht:
»Bald werden unsre Reize schwinden,
»Wenn wir so äng auf immer uns verbinden.
»Zum Buhlen taugst du mir, zum Gatten nicht«.


Letzte Änderung der Seite: 06. 03. 2021 - 00:03