Philipp Otto Runge

* 23.07.1777 in Wolgast
† 02.12.1810 in Hamburg

Philipp Otto Runge wurde in Wolgast, einer See- und Handelsstadt in Schwedisch-Pommern, als neuntes von elf Kindern der Eheleute Daniel Nikolaus Runge (1737-1825), Kaufmann und Reeder, und seiner Gattin Magdalena Dorothea (1737-1818) geboren. Nikolaus Runge (1700-1766), der Großvater väterlicherseits, entstammte einer Rügener Bauernfamilie und seit 1729 das Bürgerrecht von Wolgast erwarb.

Im Jahre 1789 besuchte der junge Runge das Wolgaster Gymnasium. Leiter dieser Schule war der Pfarrer Ludwig Gotthard Kosegarten. Schon früh interessierte er sich für Zeichnen, doch war der Zeichenunterricht in Wolgast eher mäßig. Der Vater bestimmte den Jungen zunächst für das kaufmännische Gewerbe.

Im Jahre 1795 ging Philipp Otto Runge zunächst nach Hamburg bei seinem ältesten Bruder Johann Daniel in die Lehre. Dieser hatte in Hamburg ein Kommissions- und Speditionshaus gegründet. Schnell erkannte der Bruder, dass der Kaufmannsberuf nicht die richtige Wahl für den angehenden Künstler ist. Umgab sich Runge doch mit Buchhändlern, Malern und Wissenschaftlern. Zu seinen Freunden gehörten die Schriftsteller Matthias Claudius. Der Verleger Justus Perthes oder auch der Kunstsammler Johannes Michael Speckter, an dessen regelmäßigen Leseabenden er teilnahm, waren ebenfalls Bestandteil seines Freundeskreises.

So überzeugte Johann Daniel Runge die Eltern, dass Philipp Otto Runge die Kunst für seinen Lebensunterhalt wählen durfte, da er für den Kaufmannsberuf untauglich sein. Im Jahre 1798 erfüllte sich dann der Wunsch der Bruders und so lernte er unter der Anleitung von Heinrich Joachim Herterich Unterricht und Zeichnen lernte er bei Gerdt Hardorf, einem Schüler des Malers Casanovas und Johann Anton Tischbeins Malen lernte er bei Eckhardt.

Zwischen 1799 und 1801 studierte er an der Königlichen Kunstakademie zu Kopenhagen bei Jens Juel und Abildgaard und setzte dann bis zum Jahre 1804 seine Ausbildung an der Dresdner Kunstakademie fort.

Er arbeitete in Kopenhagen zunächst mit Böhmdel und Eiffe und stand mit der Dichterin Friederike Brun und Bonstetten in engen Kontakt. Als Joseph Grassi im Jahre 1800 als Direktor an die Dresdener Kunstakademie berufen wurde, folgte er diesem im Jahre 1801. Hier traf er auch mit seiner Kopenhagener Bekannten Brun zusammen. Von besonderen Einfluss war in jener Zeit seine Begegnung mit Ludwig Berger, einem Musiker der ihn in die Tonkunst einführte.

In Dresden traf er mit Casper David Friedrich oder Johann Gottfried Quistorp zusammen und pflegte eine Freundschaft mit den Künstlern. Durch seine Bekanntschaft mit Ludwig Tieck, mit dem er eine freundschaftliche Verbindung pflegte, wurde Runge mit der Mystik Jakob Böhmes vertraut gemacht. In Weimar traf er mit Johann Wolfgang von Goethe zusammen.

Nachdem er am 03.04.1804 die Kaufmannstochter Pauline Bassenge heiratete, ging das junge Paar nach Hamburg.

Schon in seiner Studienzeit schuf der Maler im Jahre 1800 seine Werke »Triumph des Amor« und »Heimkehr der Söhne«. Er verließ bereits sehr früh das Terrain der klassischen Malerei und näherte sich der Romantik. So standen nicht mehr biblisch-mythologische Themen im Zentrum seiner Arbeiten, sondern der Künstler ließ sich durch Wälder Steilküsten und das Meer inspirieren. Auch seine Gattin Pauline saß ihm oft Modell.

Philipp Otto Runge malte nicht nur sondern schrieb auch Geschichten, Märchen und Gedichte. Eines seiner berühmtesten Märchen ist wohl das vom »Fischer und seiner Frau«, die schnell als Satire auf den französischen Kaiser Napoléon. Er war auch Kunstttheoretiker, der eine Farbenlehre, die lange Zeit Gültigkeit behalten sollte, und selbst der Universalgelehrte Goethe bezog sich auf Runges Arbeiten in seiner eigenen Farbenlehre.

Insgesamt umfasste sein Werk mehr als 500 Zeichnungen, eine Unzahl von Scherenschnitten sowie 40 Gemälde. Hinzu kommen noch zahlreiche kunsttheoretische, zum Teil auch für die damalige Zeit revolutionäre, Schriften hinzu. Im Jahre 1931 wurden jedoch große Teile seines Werkes beim Brand des Münchener Glaspalastes zerstört. Heute befindet sich der überwiegende Teil seiner erhaltenen Werke im Besitz der Hamburger Kunsthalle, einige wenige Werke finden sich im Bestand des Kulturhistorischen Museums der Stadt Stralsund bzw. im Pommerschen Landesmuseums zu Greifswald erhalten.

Der Maler Philipp Otto Runge verstarb am 02.12.1810 in seiner Wahlheimat Hamburg an den Folgen der Lungentuberkulose. Der Maler fand seine letzte Ruhestätte auf dem Ohlsdorfer Friedhof. Sein Bruder Johann Daniel Runge veröffentlichte im Jahre 1840 kunstheorethische Schriften seines Bruders und im folgenden Jahr den Briefwechsel mit Ludwig Joachim von Arnim, Clemens von Brentano sowie den mit Goethe und Ludwig Tieck.

Der Literaturnobelpreisträger Günther Grass verewigte Philipp Otto Runge im Roman »Der Butt«.

Seine Heimatstadt Wolgast richtete in seinem Geburtshaus, dem sogenannten Rungehaus, ein kleines Museum ein. Seit dem Jahre 2001 trägt das Gymnasium seiner Vaterstadt seinen Namen.

Werke:

  • Selbstporträts in den Jahren 1799, 1802, 1806, 1810
  • Vier Tageszeiten
  • Triumph des Amor, 1800
  • Die Heimkehr der Söhne, 1800
  • Kupferstich-Illustrationen zu Ludwig Tiecks Minnelyrik-Edition Minnelieder aus dem schwäbischen Zeitalter, 1803
  • Die Zeiten (Vier Kupferstichvorlagen), 1803
  • Die Lehrstunde der Nachtigall, 1803 [1931 im Glaspalast verbrannt]
  • Die Mutter und Kind an der Quelle, 1804 [1931 im Glaspalast verbrannt]
  • Pauline im grünen Kleid, 1804
  • Wir drei (Runge mit seiner Frau und seinem Bruder Daniel); 1805 [1931 im Glaspalast verbrannt]
  • Die Hülsenbeckschen Kinder, (1805/1806
  • Die Ruhe auf der Flucht, 1805/1806
  • Der kleine Morgen, 1808
  • Der große Morgen, ab 1808 [unvollendet]
  • Arions Meerfahrt, 1809
  • Die Hülsenbeckschen Kinder, (1805/1806
  • zahlreiche Scherenschnitte
  • Die Gänsemagd

Märchen:

  • Van den Machandelboom
  • Van den Fischer und siine Fru

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