Nicolai Abraham Abildgaard
* 11.09.1743 in Kopenhagen
† 04.06.1809 in Frederiksdal

Geboren am 11.09.1743 in Kopenhagen, war Nicolai Abraham Abildgaard der Sohn von Søren Abildgaard (1718–1791), einem angesehenen Zeichner, Illustrator und Naturforscher, der für seine detailreichen Darstellungen von Natur- und Baudenkmälern bekannt war. Seine Mutter war Anne Margrethe Bastholm. Der Tiermediziner Peter Christian Abildgaard war sein um drei Jahre älterer Bruder.
Abildgaard begann seine künstlerische Ausbildung bei einem Malermeister, bevor er im Jahre 1764 an die Königlich Dänische Kunstakademie in Kopenhagen eintrat, wo Johan Edvard Mandelberg und Johannes Wiedewelt eine Lehrer waren. Zwischen 1764 und 1767 gewann er mehrere Medaillen, darunter 1767 die Große Goldmedaille, die ihm ein Reisestipendium einbrachte.
Zwischen 1772 bis 1777 hielt er sich in Rom auf, wo er sich intensiv mit antiker Kunst und den Werken von Künstlern wie Annibale Carracci, Raffael und Michelangelo beschäftigte. In Rom entwickelte er ein Interesse an der Literatur von Shakespeare, Homer und Ossian und begann, Themen aus der griechischen sowie nordischen Mythologie in seinen Werken zu verarbeiten.
Nach seiner Rückkehr nach Dänemark wurde der Künstler 1778 zum Professor an der Kunstakademie in Kopenhagen, wo er Malerei, Mythologie und Anatomie unterrichtete, berufen. Im Jahre 1789 erhielt er seine Ernennung zum Direktor der Akademie.
Abildgaard war ein produktiver Künstler, der sowohl monumentale Werke als auch kleinere Illustrationen schuf. Er entwarf unter anderem Kostüme im altnordischen Stil und illustrierte Werke von Sokrates und Ossian. Zu seinen Schülern gehörten bedeutende Künstler wie Bertel Thorvaldsen, J. L. Lund und Christoffer Wilhelm Eckersberg, der später als »Vater der dänischen Malerei« bekannt wurde, oder Asmus Jakob Carstens. Prägend wirkte er sich auch auf die Künstler Caspar David Friedrich, der kopierte Vorlagen des Lehrers für die Druiden-Darstellung im Gemälde »Vision der christlichen Kirche« benutzte, oder Philipp Otto Runge.
Als königlicher Historienmaler erhielt Abildgaard um 1780 den Auftrag, den Rittersaal des Schlosses Christiansborg mit einer Serie von Gemälden zur dänischen Geschichte zu schmücken. In diesen Arbeiten kombinierte der Künstler historische Darstellungen mit allegorischen und mythologischen Elementen. Ein Großteil dieser Arbeiten wurde jedoch 1794 bei einem Brand zerstört.
Nicolai Abildgaard war ein Verfechter politischer Reformen in Dänemark und ein religiöser Freidenker. So unterstützte er die Emanzipation der Bauern und beteiligte sich an der Sammlung von Geldern für das Freiheitsdenkmal (Frihedsstøtten) in Kopenhagen. Seine progressiven Ansichten führten jedoch zu Spannungen mit dem Königshaus, insbesondere als er versuchte, revolutionäre Ideale in seine Arbeiten für den Rittersaal einzubringen, was vom König Christian VII. abgelehnt wurde.
Nach dem Brand von Christiansborg erhielt Abildgaard Aufträge für dekorative Arbeiten, darunter die Gestaltung des Levetzau-Palastes (heute Christian VIII.s Palast) in Amalienborg. Er entwarf auch Möbel und Innenräume für das dänische Königshaus.
Im Jahr 1781 heiratete Abildgaard Anna Marie »Nancy« Christiane Oxholm (1762–1822). Das Paar hatte einen Sohn, Marcus Aurelius, der jedoch im Alter von vier Jahren verstarb. Nach einer ehelichen Krise, seine Frau unterhielt eine außereheliche Beziehung mit Reinhard von Eppingen, und der Scheidung im Jahre 1787 heiratete er 1803 Juliane Marie Ottesen (1777–1848), mit der er weitere Kinder hatte.
Nicolai Abildgaard starb am 04.06.1809 in seinem Landhaus »Spurveskjul« nahe Frederiksdal, das er 1805 selbst entworfen hatte. Er wurde auf dem Assistenzfriedhof (Assistens Kirkegård) in Kopenhagen beigesetzt.
Obwohl viele seiner Werke außerhalb Dänemarks wenig bekannt sind, gilt er als Wegbereiter der dänischen Romantik und nahm bedeutenden Einfluss auf die sogenannte Goldene Zeit der dänischen Malerei. Seine Werke sind heute in verschiedenen Museen in Dänemark ausgestellt.
Werke:
- Der verwundete Philoktet, 1775
- Ossian, 1782
- Emilia’s Kilde, 1782 (Skulptur)
- Mareridt, 1800
- Odysseus befragt Teiresias