Ludwig Theodor Dietrich Christian von Grolman

* 08.05.1777 in Darmstadt
† 18.02.1813 in Wilna

Geboren wurde Ludwig Theodor Dietrich Christian von Grolman am 08.05.1777 als Sohn des geheimen Regierungsrats Adolf Ludwig von Grolman (1722-1795) und seiner Frau Anna Sophie, eine geborene von Rauen. Die Taufe erfolgte am folgenden Tag. Er war das dritte Kind im Hause Grolman. Er hatte noch die älteren Brüder Adolf (1773 – 1855), der später Hofgerichtsrat wurde sowie der spätere hessische Staatsminister Karl von Grolman (1775 – 1829). Ihm folgten noch die jüngere Schwester Luisa sowie der jüngste Bruder Friedrich (1784 - 1859).

Die erste schulische Ausbildung erhielt der junge Grolman im elterlichen Hause. Zur Vorbereitung seines weiteren Lebensweges besuchte er in Gießen das sogenannte Pädagogium. Schon zu dieser Zeit entdeckte er seine Liebe zu Horaz. Dessen Werke ihm auch auf seinen Feldzügen in Spanien und Russland ein treuer Begleiter waren.

Eigentlich sollte Ludwig Grolman, sein Vater lehnte den 1785 durch Friedrich den Großen (1712-1786) angebotenen Adelstitel für diesen Zweig der Familie ab, wie seine anderen Brüder eine geisteswissenschaftliche Ausbildung erhalten. Doch die Neigung des Sohnes richtete sich auf die militärische Laufbahn. So trat er im Jahre 1792 in niederländische Dienste. Der gerade herrschende Krieg bot ihm günstige Aufstiegschancen. So wurde er bereits am 29.09.1793 zum wirklichen Fähnrich (vaandrig effectief) im 1. Bataillon des Regiments des Obersten Thouars ernannt.

Er nahm im holländischen Feldzug von 1793/94 nur an einigen Scharmützeln teil. Im Mai 1795 als die Franzosen die Verwaltung in Holland übernommen hatten, bat er um weitere Verwendung im holländischen Militär. Doch schon am 20. Mai 1795 bat er um Entlassung bzw. Beurlaubung. Es ging darum, dringende Familienangelegenheiten in Kleve zu regeln. Am 29.05.1795 erhielt er sein Entlassungsgesuch unterzeichnet von General Moreau.

Kurz nach seiner Rückkehr nach Gießen trat er Freikoporal in das 1. Bataillon des Regiments Landgraf ein. Am 01.09.1795 erfolgte seine Beförderung zum Fähnrich im 2. Bataillon des Regiments. Insgesamt war aber die Zeit in hessischen Diensten nicht sehr ereignisreich. Im Jahre 1803 trat er in kurbadische Dienste.

Zunächst ist er als Premierleutnant im Regiment »Kurprinz« ein. Dieses wurde gerade aus ehemaligen Stammeinheiten der von Bayern abgetretenen Truppenteile neu gegründet. Bei der Erweiterung des badischen Heeres wurden viele Stellen durch überwiegend ehemalig kurhessische Offiziere besetzt. In dieser Stellung verblieb Grolman jedoch nicht lange, bereits am 19.09.1804 wurde er zum Quartiermeisterleutnant im Generalstab und zugleich zum persönlichen Adjutanten des Kurprinzen Karl von Baden ernannt. Bereits am 08.05.1805 wurde er zum Stabshauptmann ernannt.

Baden stellte ein Feldkorps unter dem Befehl des Generalmajors Valentin von Harrant auf, das aus 5 Bataillonen Infanterie, einen Husarendetachement und 6 Geschützen bestand. Es sammelte sich Anfang Oktober in Pforzheim, um die Stadt gegen einen österreichische Angriff unter General Mack zu verteidigen. Da dieser jedoch am 17.10.1805 bei Ulm kapitulierte und die französische Hauptarmee auf Wien marschierte, zog die badische Brigade über Heilbronn und Nördlingen nach Donauwörth und Augsburg bis zur Festung Braunau. Die Brigade leistet entlang der Festen am Inn Garnisonsdienst.

Grolman nahm im Januar an der Reise von Kurprinz Karl von Baden nach Paris teil, wo am 08.04.1806 die Hochzeit zwischen den Kurprinzen und Stephanie Beauharmais, einer Stieftochter Napoléons, stattfand. Grolman nahm am darauf folgenden Krieg gegen Preußen als Adjutant des Erbgroßherzogs Karl von Baden - das Kurfürstentum Baden war nach der Unterzeichnung der Rheinbundakte am 12.07.1806 zum Großherzogtum erhoben worden - teil. So war er ständige Begleitung des Erbgroßherzogs und General von Harrants im Hauptquartier Kaiser Napoléons.

Am 20.07.1807 wurde Grolman für eine Waffentat bei der Belagerung von Danzig das Ritterkreuz des neugestifteten militärischen Karl-Friedrich-Verdienstordens verliehen. Grolman schrieb in seinem Tagebuch über den Feldzug von 1806/1807 »Tagebuch über den Feldzug Sr. Hoheit des Erbgroßherzogs von Baden, von Anfang Oktober 1806 bis Ende Juni 1807«:

Am 16. April machten die Belagerten einen Ausfall auf die isoliert auf der Nehrung stehende schwache Division Gardanne. Als nach einem dreistündigen hartnäckigen Gefecht worin sich Gardanne behauptet hatte, der Kampf, der sich gelegt zu haben schien, von neuem mit verdoppeltem Eifer entbrannte, schickte der Erbgroßherzog mit Genehmigung des Marschalls Lefebvre zum Zwecke einer Diversion seinen Adjutanten mit fünfzig Schützen auf die linke Flanke der Tranchée um dort den Feind zu beschäftigen und ihn an der Unterstützung seiner gegen Gardanne kämpfenden Truppen zu verhindern. Die kleine badische Abteilung treib durch ihr Feuer die preußischen Arbeiter an Hagelsberge, sowie die feindlichen Schützen, die sich vor dem Olivaer Tor postiert hatten, in den bedeckten Weg zurück, unternahm einen Scheinangriff auf die Kalkschanze und nötigte die Preussen hierdurch, ansehnliche Verstärkungen nach dieser Richtung zu divegieren und ein ansehnliches Feuer dahin zu unterhalten, während Gardanne auf der Nehrung einen vollständigen Sieg errang.

Nach dem Feldzuge von 1806/07 begann für Grolman eine kurze Zeit am badischen Hof, die ihm nicht so ganz behagte. Bereits am 29.12.1807 wurde er zum Infanterieregiment von Harrant nach Freiburg versetzt. Das Regiment wurde 1806 aus Truppen der ehemaligen Fürstentümer Leininigen, Salm und Fürstenberg gebildet. General von Harrant wurde Inhaber des Regiemtns, nachdem der bisherige Inhaber der spätere Markgraf Ludwig auf Befehl Napoléons alle militärischen Funktionen niederlegen musste. Mit dem 4. Linieninfanterieregiment unter Befehl des Obersten Heinrich von Porbeck, zog Grolman im 24.08.1808 nach Spanien. Bei Kehl, das 1808 wegen seiner militärischen Bedeutung an Frankreich abgetreten werden musste, zog man über den Rhein, weiter über Metz, Brienne, Troyes, Orleans, wo Marschall Lefebvre das Regiment besichtigte, ging es weiter über Chateauroux, Perignieus, Mont du Marsan nach Bayonne, wo am 12. Oktober die französisch spanische Grenze überschritten wurde.

Über seinen Einsatz in Spanien berichtet Major Grolman ausführlich in seiner Veröffentlichung »Aus dem Tagebuch eines Deutschen Offiziers über seinen Feldzug in Spanien 1808«.Nach dem Tode des Regimentskommandeurs von Porbeck übernahm er die Führung des badischen Kontingents in Spanien.

Aber auch diesmal gefiel Ludwig von Grolman das Hofleben nicht besser als 1808. Im Februar 1812 wird er zum Generalstabschef des badischen Kontingents nach Russland ernannt. Bereits seit Mai 1811 befanden sich Truppen des Linieninfanterieregiments Erbgroßherzog über Magdeburg und Stettin im November 1811 in Danzig. Am 19.02.1812 zog Grolman mit dem Linieninfanterieregiment Wilhelm von Hochberg Nr. 3 und dem leichten Infanteriebataillon von Lingg von Mannheim aus, während eine weitere Kolonne bestehend aus dem Linieninfanterieregiment Großherzog Nr. 1, dem Husarenregiment von Geusau, sowie einer Fuß- und einer halben reitenden Batterie gebildet. Doch bevor Graf von Hochberg mit seinen Truppen in Danzig eintraf, marschierte Napoléons schon in Russland ein. So sammelte sich ein großer Teil der badischen Truppen im August 1812 unter Marschall Victor in Tilsit. Von Tilsit aus ging es Minsk, Borissow, Orscha nach Smolensk wo sie Ende September eintrafen.

Für die Truppen des Marschall Victor war es bisher ein Feldzug ohne Feindberührungen gewesen. Erst am 31. Oktober kam es zum Gefecht mit den Truppen Wittgensteins bei Czansniki. Bis zum zweiten Gefecht von Czansniki am 14.11.1812 deckte das 9. Korps von Marschall Victor, zu dem die Badener gehörten, den Rückzug der Grande Armee von Moskau aus. Erst nach diesem 2. Gefecht musste sich auch das 9. Armeekorps zurückziehen. Am 24 11.1812 kam es zu einem weiteren Gefecht der stark geschwächten badischen Brigaden bei Baturi. Am darauf folgenden Tag deckte das 9. Korps den Rückzug der Armee auf der Straße von Smolensk nach Wilna.

Am Abend 27.11. überschritt das Korps die Berisina und ging an der östlichen Uferseite in Stellung. Sie nahmen eine defensive Stellung ein, um die heranrückenden russischen Streitkräfte aufzuhalten. Es kam zu schweren Kämpfen, die bei den Badenern schwere Verluste forderten. Allein 28 Offiziere wurden verwundet oder sind gefallen. Zu den verwundeten gehörte auch Grolman. Durch eine Quetschung am Bein, wurde seine Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Am Abend dieses mörderischen Gefechtes erhielten die Truppen den Befehl, sich über die Berisina auf das westliche Ufer zurückzuziehen. Der Rückzug vollzog sich unter schwersten Strapazen unter anderem durch die extremen klimatischen Bedingungen. Grolman schleppte sich anfangs noch zu Fuß weiter ehe Graf Hochberg ihm seinen Wagen überließ. Zusammen mit dem Feldjäger Karl Hubbauer und dem Rittmeister Freiherrn von Collenberg, vom aufgeriebenen badischen Husarenregiment trennte er sich am 07.12.1813 vom Grafen. Da der Weg nach Wilna versperrt war und die Männer sich verirrten fielen sie am 13.12.1812 in russische Gefangenschaft. Sie wurden in einem von einem Kapuziner bewohnten Pfarrhaus im Dorfe Keitowischki untergebracht. Dort wurden sie zunächst freundlich aufgenommen und mit Lebensmitteln versorgt. Am 2. Tag kamen irreguläre russische Soldaten und raubten den wehrlosen Gefangenen auch noch ihre Kleider. Am Morgen des 3. Tages wiederholte sich eine ebensolche Durchsuchung erfolglos. Der Kapuziner wohl unwillig der Durchsuchungen trieb die Gefangenen aus seinem Hause. Ein Bauer nahm die halbnackten badischen Soldaten in einer schlechten Hütte auf, wo sie zwar vor der Kälte nicht aber vor den marodierenden russischen Soldaten sicher waren. Bei dieser Gelegenheit trennte sich Rittmeister von Collenberg und entkam über Wien nach Karlsruhe.

Zwanzig weitere Tage verbrachten Grolman und Hubbauer in dem Verschlag. Sie ernährten sich vom Fleisch gefallener Pferde oder von den Gaben, die Hubbauer von einem polnischen Edelhof bei Wilma erhielt. Sie waren dabei schwersten Misshandlungen ausgesetzt. Bei dieser Gelegenheit wurde Grolman ein derart heftiger Stoß mit einem Gewehrkolben auf die Brust verpasst, dass er die Nacht unter großen Schmerzen verbrachte. Ein russischer Dragoneroffizier namens Albrecht, der auf dem Edelhof bei Wilma vom Schicksale Grolmans und Hubbauers erfahren hatte, überließ den Männern Kleidungsstücke und Pelze und quartierte sie auf dem Edelhofe ein. Auch die Versorgung mit Lebensmitteln war sehr gut. Nachdem sich die beiden einigermaßen erholt hatten, wurden sie mit einer Dragonereskorte nach Schischmori, wo Grolman in der Judenschule ein Quartier fand. Dort trennte sich Albrecht von Grolman. Grolman entschloss sich jedoch nach Wilna zurückzugehen, wo er nach einem fünftägigen Fußmarsch völlig durchnässt eintraf. In Wilma bat er darum den Gouverneur vorgestellt zu werden, doch der russische Offizier verstand ihn nicht.

Nach zwei weiteren harten Nächten fand sie ein Abgesandter des Großfürsten Konstantin - dem Bruder Alexander I. - der Grolman 100 Rubel für eine neue Montur zur Verfügung stellte, damit er vor den Zaren erscheinen könnte, der ihn dann nach Baden entlassen wollte. Doch Grolman war inzwischen durch den erlittenen Kolbenhieb und die Strapazen der letzten Tage zu schwach um noch vor Alexander I. zu erscheinen. Nach einer kleinen Besserung befand sich der Zar jedoch nicht mehr in Wilna. Am 30.01. schrieb er noch Briefe an seine Familie und den Großherzog Karl und bat um finanzielle Unterstützung. Doch am 18.02.1813 starb Oberst Ludwig von Grolman durch die Strapazen seiner Gefangenschaft.

Am 22.10.1812 wurde Oberstleutnant Ludwig von Grolman in den preußischen Adel erhoben. Am gleichen Tag erhielten auch seine Brüder Adolf, Karl und Friedrich Grolman. Ihnen wurde, wie bereits 1786 ein Wappen verliehen, dass in einem goldenen Schildrand in blau eine silberne Lilie. Auf den Helm fanden sich blausilberne Decken und ein aufgerichtetes Schwert mit goldenen Griff und blanker Klinge Es wurde von zwei Büffelhörnern umgeben.

Werke:

  • Tagebuch über den Feldzug Sr. Hoheit des Erbgroßherzogs von Baden von Anfang Oktober 1806 bis Ende Juni 1807
  • Aus dem Tagebuch eines Deutschen Offiziers über seinen Feldzug in Spanien 1808

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