Heinrich von Porbeck
* 15.10.1771 in Kassel
† 28.07.1809 in Talevera/Spanien
Heinrich Philipp Reinhard von Porbeck wurde am 15.10.1771 in Kassel geboren. Sein Vater Friedrich von Porbeck, ein Bürgerlicher Namens Bödicker, wurde durch einen Onkel adoptiert und konnte so den Namen Porbeck führen. Der Vater sorgte für eine Erziehung durch Hauslehrer auf dem elterlichen Gut Kalbsburg in der Nähe von Fritzlar.
Am 09.10.1787, es waren nur noch wenige Tage bis zu seinem 16. Geburtstag, trat er als Fahnenjunker in das Regiment Garde des Landgrafen Friedrich IX. von Hessen-Kassel ein. Im Jahre 1790 erfolgte seine Beförderung zum Fähnrich im Leib-Infanterieregiment.
In den Jahren 1792 bis 1796 kämpfte er als Offizier in den Reihen der Truppen Hessen-Kassels gegen das revolutionäre Frankreich am Niederrhein und am Mittelrhein. Zunächst nahm er als Generaladjutant des Generalleutnants von Wurmb an den Kampfhandlungen teil. In gleicher Funktion tat er auch Dienst bei den Generalleutnants von Biesenrodt und Hanstein. Seine Erfahrungen aus dem Krieg hielt er in dem Buch »Kritische Geschichte der Operationen, welche die englisch-kombinierte Armee zur Vertheidigung von Holland in den Jahren 1794 und 1795« fest. Die zwischen 1802 und 1804 veröffentlichte Arbeit stieß auf Kritik. So verfasste Generalmajor von Ochs (1759-1823) im Auftrage des Landgrafen eine kritische Stellungnahme.
Im Jahre 1797 nahm er die Stellung eines Quartiermeisterleutnants an und vier Jahre später erfolgte seine Beförderung zum Premierleutnant. Im Oktober desselben Jahres wurde er nach Marburg versetzt, wo er als Inspektions-Assitent Dienst versah. Diese Stelle befriedigte ihn jedoch nicht.Seit dem Jahre 1798 war Porbeck schrieb bereits seit dem Jahre 1798 auch militärwissenschaftliche Abhandlungen und Aufsätze für verschiedene Zeitungen. So veröffentlichte er Artikel im »Neuen militärischen Journal«, die durch den späteren preußischen Militärreformer Scharnhorst herausgegeben wurde. Im Anschluss gab er noch die Zeitschrift »Neue Bellona« heraus.
So suchte er eine neue Wirkungsmöglichkeit. Durch die Vermittlung eines Obersten, den er in den Niederlanden kennenlernte, wurde ihm eine Anstellung in Baden in Aussicht gestellt. Der Landgraf, der seine Abschiedsgesuche negativ beschied, versprach ihm nach dem dritten Gesuch die Stelle eines Flügeladjutanten. Doch ohne die Antwort aus Kassel abzuwartetn verließ er ohne Abschied die Truppen des Landgrafen. Sowohl sein Vater als auch sein Bruder verließen den hessischen Militärdienst und wechselten nach Baden über.
In badischen Diensten, er war zwischenzeitlich dem Kurfürsten durch persönliche Gnadenbeweise und finanzielle Unterstützungen verpflichtet, wurde er im Range eines Capitäns und Flügeladjutanten eingestellt. Hier folgte er seinem Onkel und militärischen Erzieher Bernhard Wilhelm Wiederhold, der ebenfalls ohne Abschied den hessischen Dienst verließ und in die Dienste des portugiesischen Königs trat. Porbeck erhielt jedoch auf Vermittlung des Kurfürsten Karl Friedrich von Baden erhielt er jedoch zu einem späteren Zeitpunkt seinen Abschied.
1803 trat Porbeck, weil sich seine militärische Karriere nicht wie gewünscht entwickelte, in badische Dienste und wurde Capitain und Flügeladjutant des badischen Kurfürsten. Die kurfürstlich badische Armee befand sich in jenen Zeiten in einer schwierigen Situation. So war die alte badische Armee schlecht ausgebildet und organisiert. Die älteren Offiziere waren für die moderne Kriegsführung nicht geübt und den jüngeren Offizieren fehlte es an entsprechender Erfahrung. Die Führung der Armee oblag bisher einer aus Zivilisten zusammengesetzten Kriegskommission, die der Hofkammer unterstellt war.
So plante man in Baden eine straffe militärische Ordnung einzuführen. Markgraf Ludwig (1763-1830), der seine militärische Ausbildung in Preußen erhielt, wurde mit dieser Aufgabe betraut. Porbeck unterstützte den Markgrafen bei dieser Reformarbeit und konnte so innerhalb von nur drei Jahren bis zum Major und Generaladjutanten und später noch zum Obersten und Generaladjutanten und Kommandeur der Leib-Grenadier-Garde aufrücken.
Im Feldzug des Jahres 1807 kämpfte der badische Offizier gegen schwedisch-pommersche Truppen und zeichnete sich vor Stralsund besonders aus. Er erhielt für seine Leistungen das Kommandeurskreuz des Militärverdienstordens verliehen.
Ab Januar 1808 stand Oberst von Porbeck an der Spitze des neu geschaffenen Genralstabs des Großherzogtums Baden. Doch die Geschäfte des Generalstabs führte er nur wenige Wochen, da auf Geheiß Napoléons der aus holländischen Diensten nach Baden kommende General Geusau die Führung des Generalstabs übernahm.
So wurde Porbeck an die Spitze des 4. Infanterieregiments mit Garnison in Freiburg versetzt. Hier zeigte sich das wahre Talent des Truppenführers. Hier fand er ein neu aufgestelltes Regiment vor, dessen Offizierskorps sich erst noch finden musste und auch die meisten Soldaten hatten wenig Kriegserfahrung. Doch auf dem Marsch von Freiburg an die französisch-spanische Grenze bei Bayonne formte er einen kampffähige Verband. In Spanien wurde der badische Verband dem Befehl General Lefebvres IV. Armeekorps und der deutsch-holländischen Division Leval zugeteilt. Die badischen Truppen bildeten zusammen mit den mit Nassauer Rheinbund-Truppen die 1. Brigade.
Dies zeigten die badischen Verbände bereits in den ersten Kampfhandlungen. Dies veranlasste Kaiser Napoléon war vom Einsatz des badischen Offiziers derart angetan, das er dem badischen König empfahl, Porbeck vorzeitig in den Generalsstand zu befördern.
Am 31.10.1808 kämpfte die 1. Brigade unter dem Befehl Porbecks bei Zornossa und am 18.11.1808 focht sie bei Balmaseda und im Dezember zog die badisch-nassauische Brigade mit Napoléon zusammen in Madrid ein. Im Februar rückte sie unter dem Befehl Victors in die Provinz Estremadura vor. In den Gefechten bei Val de Cannas am 19.02. und bei Medellin am 28.03.1809 zeichnete sich der Truppenführer Porbeck besonders aus. Er nahm in der Folge mit seiner Brigade, deren Eigenständigkeit er soweit wie möglich erhalten konnte, an Expeditionen in der Mancha sowie der Sierra Morena teil.
Bei Talavera de la Reyna stand er britischen Truppen, die aus Portugal vordrangen, gegenüber. Doch hatte er weder an den Vorgefechten noch an der am 28.07.1809 geschlagenen Schlacht keinen Anteil. Doch am Mittag des 28.07.1809 erhielt Porbeck den Befehl, einen Angriff auf die in der Mitte der englischen Schlachtordnung stehenden englischen Garden unter dem Befehl Generalmajors Campbells zu führen.
»Kinder, heut ist der Tag, an dem wir uns Ehre erwerben müssen.« und er stürmte auf seinen Braunen vor die Front und leitete einen Bajonettangriff ein. Durch eine feindliche Kugel tödlich getroffen, die auch den badischen Militärorden am Hals traf, fiel er vom Pferd.
Erst nach seinem Tode traf die Nachricht ein, das Heinrich von Porbeck die Beförderung zum General erhalten habe. Diese Beförderung geschah auf Initiative Kaiser Napoléons, der den badischen Offizier schätzte.