Jakob Friedrich von Abel
* 09.05.1751 in Vaihingen/Enz
† 07.07.1829 in Schorndorf
Geboren wurde Jakob Friedrich Abel als Sohn des Conradin Ludwig Abel, der als Regierungsrat und Oberamtmann angestellt war, sowie der Eva Regine Bojon. Der Landschaftskonsulent Conradin Christoph von Abel war sein Bruder.
Er besuchte zunächst die Lateinschule seiner württembergischen Heimatstadt Vaihingen, die er bereits im Alter von 14 Jahren mit dem Landexamen abschloss. Seine weitere schulische Ausbildung wurde an der evangelischen Klosterschule zu Denkendorf fortgesetzt ehe er im Jahre 1766 zusammen mit seinen Schulkameraden in die Klosterschule Maulbronn wechselte. Im Jahre 1768 verließ er als Drittbester seines Jahrganges die Schule und ging an das Tübinger Stift. Mit dem Ziel Pfarrer zu werden studierte der junge Mann zunächst Theologie, Philologie und Philosophie.
Im Jahre 1772 suchte Herzog Carl Eugen von Württemberg für seine 1770 auf der Solitude gegründeten Schule Professoren an der Universität Tübingen. Zunächst stand Abelnicht auf der Liste der Kandidaten, weil er zu klein gewachsen war. Der Herzog, als er dies erfuhr, erklärte, dass er die Tauglichkeit seiner Professoren nicht mit der Elle messe und beharrte auf dessen Kandidatur.
So wurde Jakob Friedrich Abel im Jahre 1772 zum Professor für Philosophie. Im Jahre 1775 siedelte die Schule nach Stuttgart um und im Jahre 1781 wurde die Bildungseinrichtung in Hohe Karlsschule umbenannt. Im Jahre 1786 wurde er zum Prorektor-Rektor.
Der junge Lehrer Abel war ein sehr beliebter Lehrer. So unterrichtete er im Sinne der Mäeutik. Dabei handelte es sich um eine auf Sokrates zurückgeführte didaktische Methode, die dieser der Überlieferung nach mit der Tätigkeit einer Hebamme verglich. Man verhilft einer Person zu einer Erkenntnis, indem man diese durch geeignete Fragen veranlasst, den Sachverhalt selbstständig herauszufinden um dann die Einsicht zu »gebähren«. So verwickelte der aufgeklärte Philosoph seine Schüler in Streitfragen um das eigene Denken zu entwickeln und zu fördern.
Abel verband mit dem Karls-Schüler Friedrich SchillerFriedrich Schiller und sollte zu einem der prägendsten Lehrer des Schriftsteller werden. Durch Professor Abel wurde der junge Mann auf die Werke William Shakespeares aufmerksam.
Die Fragestellung zwischen Genie und Leidenschaft wurde durch den Lehrer im Schüler angeregt.
Ohne Leidenschaft ist nie etwas Großes, nie etwas Ruhmvolles geschehen, nie ein großer Gedanke gedacht oder eine Handlung der Menschheit würdig vollbracht worden. […] Aber das Genie! Ungezählte Empfindungen wallen durch seine Seele, Gedanken strömen auf Gedanken.
Professor Jakob Friedrich Abel sensibilisierte den angehenden Schriftsteller auch für die Willensfreiheit des Menschen:
diese Fähigkeit macht ihn der Tugend und des Lasters […] fähig, und setzt also Glück und Unglück in seine eigene Gewalt.
Diese Grundgedanken tauchten in der Folge immer wieder als beherrschendes Thema in den Werken Friedrich SchillerSchillers auf. Auch die von Abel vertretende Auffassung von Tugend wurden zu Schillers eigenen Themen, die ebenfalls sein Werk durchzogen.
Im Jahre 1790 wechselte Abel als Professor für Logik, Metaphysik, Rhetorik und Poetik an die Universität Tübingen. Im Jahre 1793 übertrug man den Professor auch die Verantwortung für die württembergischen Gymnasien und Schulen. Der Versuch, den inzwischen in Weimar lebenden ehemaligen Schüler Friedrich SchillerFriedrich Schiller als Professor an die Tübinger Universität zu holen, blieb erfolglos. Bis zum Jahre 1811 war er an der Universität tätig.
Im Jahre 1811 wandte er sich kirchlichen Aufgaben zu und wurde zunächst Vorsteher des Seminars in SChöntl und Prälat und Superintendent von Öhringen. Schon im folgenden Jahr erhielt er das Ritterkreuz des Königlich Württembergischen Zivilverdienstordens verliehen. Mit dieser Auszeichnung war der persönliche Adel für Abel verbunden.
Im Jahre 1823 wurde er Generalsuperintendent von Urach und noch im gleichen Jahr, nach der Änderung der Ämterstruktur, Generalsuperintendent von Reutlingen. Seinen Stuttgarter Wohnsitz konnte er beibehalten.
Ab dem Jahre 1815 gehörte Jakob Friedrich Abel der Abgeordnetenkammer.
Der Philosoph Abel versuchte den Ausgleich zwischen den Ideen der Aufklärung und der Erfahrungsseelenkunde. Der Grundgedanke der Erfahrungsseelenkunde ging davon aus, dass alle Kräfte der Seele und alle Ideen und Arten von Ideen vom Körper abhängen würden.
So prägte seine Schrift »Über die Quellen der menschlichen Vorstellungen« die Hauptaspekte, die er in seinem Hauptwerk »Einführung in die Seelenlehre« fortentwickelte. Der Gelehrte versuchte den Beweis für die Einfachheit und Unsterblichkeit der Seele zu beweisen.
Im Jahre 1778 veröffentlichte er den anonymen Roman »Beyträge zur Geschichte der Liebe aus einer Sammlung von Briefen«. Dieses Werk, dass in der Manier des Sturm und Drang verfasst wurde, stand in der Nachfolge von Goethes »Werther«.
Seine »Sammlung und Erklärung merkwürdiger Erscheinungen aus dem menschlichen Leben« enthält im zweiten Band die Geschichte des Friedrich Schwahn. Diese Figur sollte Friedrich SchillerSchiller später zur Vorlage des Verbrechers aus verlorener Ehre dienen, die er in den »Räubern« verarbeitete. Der Vater des Gelehrten hatte als Oberamtmann Schwahn selbst verhaftet und später auch den Prozess gemacht.
Abel war auch Dichter und verfasste zahlreiche Gedichte im Stile des Sturm und Drang. Seine bekanntesten Texte sind »Fluch eines Eifersüchtigen« und »An Fanny«. Beide erschienen anonym in Friedrich SchillerSchillers »Anthologie auf das Jahr 1782«.
Auf einer Reise starb Jakob Friedrich von Abel am 07.07.1829 im Alter von 78 Jahren im Hause seiner Tochter in Schorndorf.
In seiner Geburtsstadt ist das ältere der beiden Gymnasien nach ihm benannt und eine Straße trägt ebenfalls seinen Namen. Eines der Bildfenster des Vaihinger Rathauses zeigt den Professor.
Werke:
- Rede über das Genie. Werden grosse Geister geboren oder erzogen und welches sind die Merkmale derselbigen? Rede in der Herzoglichen Militär-Akademie, Stuttgart, 1776
- Beyträge zur Geschichte der Liebe aus einer Sammlung von Briefen Roman, 1778
- Sammlung und Erklärung merkwürdiger Erscheinungen aus dem menschlichen Leben. 3 Bände, Stuttgart, 1784–90
- Einleitung in die Seelenlehre. Stuttgart, 1786
- Über die Quellen der menschlichen Vorstellungen. Mezler, Stuttgart, 1786
- Plan einer systematischen Metaphysik. Stuttgart, 1787
- Versuch über die Natur der speculative Vernunft, zur Prüfung des Kantischen Systems. Frankfurt a.M. und Leipzig, 1787
- Erläuterungen wichtiger Gegenstände aus der philosophischen und christlichen Moral, besonders der Ästhetik durch Beobachtungen aus der Seelenlehre. Heerbrandt, Tübingen, 1790
- Philosophische Untersuchung über die Verbindung der Menschen mit Höhern Geistern. Stuttgart, 1791
- Ausführliche Darstellung über die Beweise vom Dasein Gottes. Heilbronn, 1817
- Versuch über die Seelenstärke. Heerbrandt, Tübingen, 1804
- Philosophische Untersuchungen über die letzten Gründe des Glaubens an Gott. 2. Auflage Stuttgart, 1820
- Ausführliche Darstellung des Grundes unsers Glaubens an Unsterblichkeit. Frankfurt a. M., 1826