Louis-Ferdinand von Preußen

* 18.11.1772 in Berlin-Friedrichsfelde
† 10.10.1806 in Wöhlsdorf bei Saalfeld

Prinz Louis Ferdinand - eigentlich Friedrich Ludwig Christian, wurde als Sohn von Prinz August Ferdinand von Preußen (1730-1813), dem jüngsten Bruder Friedrich II. und der Markgräfin Anna Elisabeth Luise von Brandenburg-Schwedt (1738-1820) am 18.11.1772 auf Schloss Friedrichsfelde bei Berlin geboren.

Zu seinen Eltern konnte der junge Prinz keine wirkliche Beziehung aufbauen, diese entwickelte er zu seiner älteren Schwester Luise, die später Anton von Radziwill heiratete. Als Kind war der Prinz ein echter Sonnenschein. Er war wild und übermütig, sein Herz war jedoch ein gütiges. So steckte der Prinz armen Soldatenfrauen etwas Geld zu oder versorgte die Wachen mit einer warmen Speise. Um dieses Verhalten, was bei den Eltern nicht gerade auf Zustimmung stieß, einzuschränken, wurde der Prinz finanziell sehr knapp gehalten. Dies führte dazu, dass er schon in jungen Jahren Schulden anhäufte.

Als im Jahre 1792 das preußische Heer gegen das revolutionäre Frankreich mobil machte, zog auch Prinz Louis Ferdinand ins Feld. Er war zunächst Oberst und wurde für seinen Sturm auf die Zahlbacher Schanze bei Mainz zum Generalmajor befördert. Der junge Prinz nutzte den Feldzug um seine Tapferkeit und seinen Mut zu zeigen. Dies war für ihn die einzige Möglichkeit als nachgeborener Prinz die von ihm gewünschte Anerkennung zu erhalten. Als Friedrich Wilhelm II. im Jahre 1795 in Basel einen Separatfrieden mit der Französischen Republik schloss, war Prinz Louis-Ferdinand entschieden dagegen.

Zum einen sah er einen Verrat an dem österreichischen Bündnispartner aber auch eine Schwächung der nationalen Sache. Er schrieb seinerzeit:

Dieser unglückselige Friede, der die Prinzipien allen Unglücks enthält, das uns bevorsteht, verursacht im Reich eine nur allzu begründete Erbitterung gegen den Hof von Berlin, über die perfide Preisgabe Deutschlands.

Mit seiner offen vorgetragenen Kritik an der königlichen Politik verärgerte Prinz Louis Ferdinand den preußischen König Friedrich Wilhelm II. Diese Verärgerung wurde noch gesteigert als der Prinz versuchte, sich den Schwiegertöchtern Luise und Friederike zu nähern.

Nach Preußens Ausscheiden aus der anti-französischen Koalition übertrug der König dem Prinzen Louis-Ferdinand das Kommando über ein Infanterieregiment, welches seinen Standort in Magdeburg hatte. Der Prinz war über dieses Kommando - sicherlich nicht ohne Grund - verbittert und flüchtete sich in den Alkohol und in Liebesaffären. Dieses unruhige Leben hielt bis zum Jahre 1800 an. Da lernte er die Beamtentochter Henriette Fromme kennen. Mit Henriette Fromme hatte der Prinz zwei illegitime Kinder: Anton Albert Heinrich Ludwig, der Louis oder Loulou gerufen wurde und Blanhé, der den Kosenamen Cocotte erhielt. Später verlieh der preußische König Friedrich Wilhelm III. den Kindern den Namen »von Wildenbruch«.

Louis Ferdinand hielt sich immer wieder in Berlin auf, dabei besuchte er die geistreichen Salons der Zeit. Zu seinen bevorzugte Salons gehörten die von Rahel Levin und Henriette Herz als Gastgeberin veranstalteten. In dieser Gesellschaft konnte er unbeschwert sein, niemand sprach ihm auf seine Schulden an, oder beschwerte sich, wenn er offen seine Meinung kund tat. Er fand auch die Anerkennung für seine musikalischen Fähigkeiten. Diese Abende gaben ihm die sonst so schmerzlich vermisste Zuneigung und Aufmerksamkeit.

Dank des Zuredens von Johann Ludwig Dussek fing der Prinz auch selbst an zu komponieren. Bis dahin war er eher als Klaviervirtuose bewundert worden. Im Jahre 1803 erschien ein Quintett für Klavier, Violinen, Viola und Violoncello. Dies war sein Erstlingswerk.

Sein Privatleben geriet erneut in unruhige Bahnen, so verliebte er sich in Pauline Wiesel. Sie war ebenso wie der Prinz in den Berliner Salons zu Hause, lebte von ihrem Mann, dem Kriegsrat Wiesel getrennt und wurde zur großen Liebe des Prinzen. Davon zeugen zahlreiche Briefe voller Leidenschaft.

Seine anti-französische Haltung verbarg der Prinz auch weiterhin nicht. Er forderte ein entscheidendes Vorgehen Preußens gegen Frankreich und die Aufgabe der Neutralitätspolitik Friedrich Wilhelm III. und seiner Minister ein Gräuel. So sah er keine andere Möglichkeit Napoleons Macht zu brechen, als durch einen Krieg.

Im August 1806, wenige Wochen vor Kriegsausbruch mit Frankreich initiierte Louis-Ferdinand eine Denkschrift. In dieser Denkschrift forderte er die Entlassung der Kabinettsregierung. Die Katastrophe, die einige Monate später Realität werden sollte, sah der Prinz voraus, so schrieb er in einem Briefe an Königin Luise:

Ich werde mein Blut für den König und mein Vaterland vergießen, ohne jedoch einen Augenblick zu hoffen, es zu retten.

Im Feldzug von 1806 führte Prinz Louis Ferdinand die Avantgarde der Armee des Fürsten Hohenlohe. Am 10.10.1806 griff er mit seiner Avantgarde, trotz einer ungünstigen Ausgangslage, den Feind bei Saalfeld an. Der Angriff brach unter großen preußischen Verlusten zusammen, die Aufforderung eines französischen Husaren, sich zu ergeben widersetzte sich Prinz Louis Ferdinand. Im folgenden Handgemenge mit dem französischen maréchal des logis - eines Unteroffiziers - Jean-Baptiste Guindey wurde der preußische Prinz tödlich verwundet.

Als Kaiser Napoleon I. vom Tode des preußischen Prinzen erfuhr, ließ er in einem Armee-Bulletin folgende Zeilen veröffentlichen:

Als der Prinz Louis von Preußen, als ein tapferer und rechtschaffener Soldat, die Unordnung seiner Leute gewahr wurde, ließ er sich in ein persönliches Gefecht mit einem Quartiermeister des 10. Husarenregiments ein. [...] Wenn er auch in der letzten Zeit seines Lebens nicht der beste Bürger war, so ist doch sein Ende glorreich und verdient, beklagt zu werden. Er ist gestorben, wie jeder gute Soldat wünschen sollte, zu sterben.

In der wenige Tage später, am 14.10.1806 folgenden Doppelschlacht von Jena und Auerstedt erlitt die preußische Armee eine vernichtende Niederlage von der sich der Staat, der für die nächsten Jahre der Willkür des französischen Kaisers ausgeliefert war, erst nach einschneidenden Reformen wieder erholten sollte.

Louis Ferdinand galt vielen jungen Offizieren als Vorkämpfer der Befreiung, als stürmischer Held in einer Welt des Mittelmaßes. So äußerte sich der spätere General Friedrich August Ludwig von der Marwitz über den Prinzen:

Er war ein Herr, wie wohl, seit die Welt sich so ganz ins Flache gewandt hat, keiner wieder geboren wird. Er war groß, schön wie Apollo, geschickt in allen Leibesübungen, ein gewandter Reiter, einer der gefürchtetsten Schläger im Fechten, dabei so außerordentlich stark, dass ich gesehen habe, wie er drei Finger in die Läufe von drei Infanteriemusketen steckte und sie so mit einem Male aufhob. Wenn er erschien in der sehr schönen und prächtigen Uniform seines Regimentes, sei es zu Fuß, sei es zu Pferde – und nie auf einem anderen als dem allerschönsten –, so war es nicht anders, als wenn der vornehmste Herr in der Welt, der schönste und der Kriegsgott selbst sich sehen ließ. Bei allen diesen Eigenschaften war es kein Wunder, dass er der Liebling aller Frauen war, was er gehörig zu benutzen verstand

In den folgenden Jahren entwickelte sich Louis Ferdinand zu einer national verklärten Identifikationsfigur des erwachenden Nationalismus insbesondere in Preußen und dem Deutschen Kaiserreich.

Zunächst wurden die sterblichen Überreste des preußischen Generals Louis Ferdinand in der Fürstengruft der Johanniskirche der Stadt Saalfeld beigesetzt. Im Jahre 1811 würden die sterblichen Überreste des Prinzen in den Berliner Dom überführt.


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