Der funfzigste Psalm
Sieh mein Elend, Gott, erbarme dich!
Und erlöse
Nach der Größe
Deiner Vaterliebe mich!
Laß mich, Herr, bei deiner Vaterschuld
Für die Sünden
Gnade finden,
Vater, tilge meine Schuld!
Wasch mich rein von meinem Aussatz, Herr!
Daß verschwinden
Meine Sünden,
Wasch mich immer mehr und mehr!
Denn ich fühle, daß ich Sünder bin,
Muß gestehen
Mein Vergehen,
Kann mir selber nicht entfliehn.
Ach! Ich habe Dich, ich Bösewicht,
Dich beleidigt!
So vertheidigt
Selbst der Sünder Dein Gericht.
Doch Du weißt, daß ich als Sünder ward:
Daß die Sünde
Mit dem Kinde
Sich im Mutterleib gepaart.
Denn du lässt was sonst dein Siegel deckt,
Mich verstehen:
Läset mich sehen
Wahrheit, die im Dunkeln steckt.
O! daß mich dein Hysop reinige,
Von den Flecken,
Die mich decken!
Daß ich werde weiß wie Schnee!
Sprich nur, Ja, dieß frohe Ja zu mir,
Sprich´s, und meine
Morschen Beine
Leben auf, und jachzen Dir.
Kehre weg von meiner Missethat
Dein Gesichte,
Und zernichte
Alles, was ich Böses that.
Schaff, oh Gott, ein reines Herz in mir!
Einen neuen,
Festen, freien
Geist erfleh´ ich mir von Dir.
Stoß, mein Gott, ach! stoß mich nicht von Dir!
Sieh mich weinen!
Nimm nicht deinen
Geist der Heiligkeit von mir.
Laß, was meines Retters Rechte thut,
Mit Entzücken
Mich erblicken!
Stärke mich mit Heldenmuth!
Sünder soll mein frommes Beispiel lehr´n,
zu verlassen
Ihre Straßen,
Und zu Dir zurück zu kehr´n.
Laß, mein Gott, für fremdes Blut mich nicht
Rach´ empfinden
Laß verkünden
Mich dein gnädiges Gericht.
Herr eröffne deines Knechtes Mund!
Und es werden
Fernen Erden
Deine Thaten durch mich kund.
Wenn es Dir gefiele, wohll´t ich gern
Opfer schlachten:
Doch dies achten
Nicht die Augen meines Herrn.
Ihm gefällt der Geist der Demuth mehr:
Gute Herzen,
Und die Schmerzen
Wahrer Reue liebet Er.
Herr beweis´ uns deine Huld in dem,
Daß wir sehen
Wieder stehen
Mauern um Jerusalem.
Jeder bringet dann sein Opfer dar,
Dich zu ehren:
Dann beschweren
Fette Rinder dem Altar.
[1] Diesen und den nachfolgenden Psalm habe ich für das Würzburger Gesangbuch verfertigt, welche noch im Kabinette des Fürsten liegt.