An Lina aus dem Kloster

Einsam schmacht´ ich hier im Bette:
Thränen fallen auf die Kette,
Die der Tieger Hildebrand
Mir um Herz und Hände wand.

Joseph – kann der uns nicht retten?
Nicht zerschmettern unsre Ketten?
Nein; noch nicht; er fängt nur an,
Was vielleicht sein Erbe kann.

Alles gehet stufenweise.
Wenn dein Jüngling einst als Greise
Zittert, und am Stabe keucht;
Lina, dann geschieht´s vielleicht.

Dann, wenn seine Manneskräfte,
Mark, und Geist, und Lebensäfte
Schwinden, wenn das, was er fühlt,
Gram erstickt, und Alter kühlt;

Dann vielleicht, wenn ich im Grabe
Endlich jene Ruhe habe,
Die ich ohne Deine Hand
Immer suchte, nirgends fand;

Dann vielleicht, wenn ich schon modre,
Nichts mehr wünsche, nichts mehr fodre,
Wenn mich zwar der Wurm zernagt,
Aber kein Tyrann mehr plagt;

Dann o Freundinn, kann´s geschehen,
Daß die Quelle unsrer Wehen
Sich vestopfe! Möchte´ es doch!
Freute mich im Grabe noch!

Letzte Änderung der Seite: 08. 11. 2024 - 19:11
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