Caroline Wuiet

Caroline Wuiet, Tochter des Organisten und Bibliothekars Clément Wuiet und seiner Frau Marie Adrienne geb. Labassée, erblickte am 17.08.1768 in Rambouillet das Licht der Welt. Aus der Ehe der Eltern stammten noch die jüngeren Brüder Jean-Baptiste und Antoine-Claude.

Ihr Vater vermittelte ihr eine fundierte musikalische Ausbildung. Es hieß, dass sie bereits mit fünf Jahren als Kindervirtuosin aufgetreten sei. Auch Königin Marie Antoinette war vom Spiel des Kindes begeistert und setzte für ihre Ausbildung eine Pension aus. Ihre weitere Ausbildung erhielt sie durch Pierre-Augustin-Caron de Beaumarchais und Charles-Albert Demonsiter Kenntnisse in der Literatur vermittelt. Jean-Baptiste Greuze vermittelte  der jungen Frau Kenntnisse in der Malerei und durch André-Ernest-Modeste Grétry, mit dem sie eine lebenslange Freundschaft verband, eine weitere musikalische Ausbildung. Letzterer erinnerte sich im Band 3 seiner »Mémoires, ou Essais sur la musique« folgendermaßen an seine ehemalige Schülerin:

Ma seconde élève fut M.elle Caroline Vuïet; jamais femme n’eut une tête plus mâle, plus forte que cette demoiselle, qui avoit alors neuf à dix ans. Elle pouvoit être un compositeur distingué lorsqu’elle prit un goût passionné pour la littérature, où elle doit avoir un jour des succès

(Meine zweite Schülerin war Mademoiselle Caroline Vuïet. Nie besaß eine Frau einen männlicheren und stärkeren Kopf als diese Demoiselle, die zu dieser Zeit erst neun bis zehn Jahre alt war. Sie könnte eine berühmte Komponistin sein, wenn sie sich nicht der Literatur verschrieben hätte, in der sie eines Tages Erfolg haben muss.)

Wuiet verfasste für die Opera-comique »L'epreuve villageoise« sowohl den Text als auch die Musik Das Stück wurde im Jahre 1786 in der Comédie-Italiene geprobt und war die Fortsetzung zu Grétrys »L'epreuve villageoise«, und wurde erstmals im Théatre Beaujalois gespielt. Auch die Veröffentlichung eigener Prosa am Vorabend der Französischen Revolution verhalfen ihr zu einer gewissen Popularität.

Durch ihre Nähe zur Königin Marie Antoinette bestand für die Musikerin die Gefahr verhaftet und sogar angeklagt zu werden. So entschied sie sich zunächst zur Flucht nach Holland und später emigrierte sie nach England. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie als Klavierlehrerin. Sie kehrte erst 1794, nachdem die Herrschaft des »Terreur« beendet wurde, nach Paris zurück, wo sie auch wieder schnell den Anschluss an die musikalischen und literarischen Salons der französischen Hauptstadt fand.

Am 04.10.1806 schloss Caroline Wuiet in Porto mit Joseph (José) Auffdiener die Ehe.  Ihr Ehemann stand als Colonel und Ingénieur des Ponts et Chaussées im Dienste des portugiesischen Königs und verantwortete seit dem Jahre 1789 den Straßen- und Brückenbau. Sie begleitete ihren Gatten nach Lissabon und publizierte unter dem Pseudonym »Donna Elidora« weitere Arbeiten.

Nachdem im Jahre 1808 französische Truppen in Portugal einmarschierten, kehrte die erfolgreiche Literatin und Komponistin nach Paris zurück. Erneut konnte sie durch Musikunterricht und eigene Kompositionen (Romanzen, Klavierwerke und Kammermusik) und Romanen ihren Lebensunterhalt verdienen.

Sie verbrachte ihren Lebensabend in ärmlichen Verhältnissen »zurückgezogen in einer Art stiller Geisteskrankheit«. Zuletzt lebte sie in Saint-Cloud nahe Paris, wo sie am 22.05.1834 starb.