Johann Jakob von Wittgenstein

* 24.02.1754 in Köln
† 15.03.1823 in Köln

Johann Jakob von Wittgenstein wurde am 24.02.1754 in der Kölner Trankgasse, dem Wittgensteinischen Hof, geboren. Vater war Melchior Dietmar von Wittgenstein und Mutter Maria Elisabeth von Heck. Der junge Wittgenstein besuchte zunächst das Laurentiner Gymnasium und im Anschluss die Universität zu Köln um sein Jura Studium zu beginnen. Später wechselte er an die Georg-August-Universität nach Göttingen.

Nach einer kurzen Anstellung am Reichskammergericht in Wetzlar wurde Wittgenstein in Köln als Syndikus angestellt. Melchior Dietmar von Wittgenstein verstarb, nachdem er zum dritten Mal dem Rat der Stadt Köln vorstand, im Jahre 1787. Im Jahre 1790 wählte der Rat den noch jungen Wittgenstein zum Bürgermeister.

Johann Jakob von Wittgenstein regierte zunächst bis zum Jahre 1795 als Bürgermeister der Stadt Köln. Gerade zum Ende seiner Amtszeit veränderte sich die politische Situation im Rheinland erheblich. Im Rheinland standen die Truppen Österreichs und Frankreichs gegenüber die im ersten Koalitionskrieg gegeneinander antraten.

Im Jahre 1793 beabsichtigte der österreichische Befehlshaber ein Kontingent kurkölnischer Truppen in die Stadt zu legen. Bürgermeister von Wittgenstein sorgte dafür, dass das Kontingent Stadtsoldaten entsprechend anerkannt wurde. Am 06.10.1794 wurde die militärische geräumte freie Reichsstadt Köln durch französische Revolutionstruppen kampflos besetzt. Es begann für die nächsten 20 Jahre die Zeit der französischen Besetzung und Inbesitznahme. Bürgermeister von Wittgenstein bemühte sich das Los der Bevölkerung, die unter Kontributionszahlungen und den Beschwernissen der Besatzung litten, zu mildern. Im Mai 1796 wurde der bisherige Rat und die bisherige Verwaltung aufgehoben. Wittgenstein verlor bereits im Frühjahr 1795 sein Amt als Bürgermeister.

Er war zwischen dem 28.05.1796 und dem 21.03.1796 als Präsidenten der provisorischen Munzipalverwaltung an der Spitze der Stadt und wurde am selben Tag zusammen mit Heinrich Josef von Groote zum Bürgermeister bestellt. Im September 1797 wurde die alte Ratsverfassung der Freien Reichsstadt Köln aufgehoben und Wittgenstein, der im August für eine ausstehende Kontributionsleistung der Stadt Köln als Geisel nach Bonn gebracht wurde, wurde seines Amtes enthoben.

Durch den Luneviller Frieden des Jahres 1801 wurden die linksrheinischen Gebiete an Frankreich abgetreten. Die Freie Reichsstadt Köln war nun eine Stadt in der französischen Grenzprovinz. In dem neu eingerichteten Departementsrat wurde er Mitglied und nahm Aufgaben in der Zentralschule wahr. Für den engagierten Kölner war es selbstverständlich auch unter den neuen Herren für das Wohl seiner Stadt zu sorgen. Im Jahre 1803 wurde Johann Jakob Wittgenstein zum Maire durch den französischen Konsul Napoléon berufen und am 19.08.1803 feierlich in sein Amt eingeführt. An der Spitze der Stadtverwaltung war der Maire zugleich Vorsitzender der Handelskammer und Vorstand der Armen-, Kranken- und Schulwesens. In den Jahren 1804 und 1811, als der Kaiser Napoléon die rheinische Stadt besucht, wurde der Maire persönlich für das Wohl der Stadt bei ihm vorstellig. So konnte er erreichen, dass zahlreiche säkularisierte Kirchengüter innerhalb der Stadtmauer für städtische Wohlfahrtsaufgaben an die Stadt Köln übertragen wurden. Er setzte sich auch für den Kölner Dom ein.

Im Jahre 1804 wurde Wittgenstein auch an Beratungen in Handelsangelegenheiten in Mainz hinzugezogen. Napoléon I. ernannte ihn als Zeichen seiner Wertschätzung zum Mitglied der Ehrenlegion. Der Maire nahm auch an der Hochzeitsfeier des Kaisers im Jahre 1811 in Paris teil. Anlässlich der Taufe des Thronfolgers wurde von Wittgenstein in den französischen Ritterstand erhoben.

Wittgenstein bemühte sich auch durch eine Neugestaltung des Stadtbildes Weite und Licht in die Stadt am Rhein zu bringen. Er ließ neue Plätze innerhalb der Stadt errichten, vorhandene Straßen verbreitert oder verschönert. Auch der Friedhof Melaten wurde durch ihn, auf Geheiß des Kaisers, vor den Toren der Stadt angelegt.

Nachdem am Ende des napoleonischen Reiches Köln am 15.01.1814 durch allierte Truppen besetzt wurde blieb Maire von Wittgenstein zunächst weiter in seinem Amt. Als sich im Laufe der Verhandlungen in Wien die politische Zukunft des Rheinlandes preußisch darstellte wurde er am 11.05.1815 durch Generalgouverneur von Sack von seinen Aufgaben entbunden. Wittgenstein blieb jedoch bis zu seinem Tode Mitglied des Rates. Bei seinem Ausscheiden stand er 15 Jahre lang unentgeltlich dem Rat vor.

Der Kölner Maire gehörte dem romantisierenden Freundeskreis um Frerdinand Franz Wallraf an. In seiner Freizeit musizierte er. Er setzte sich für die Neuschaffung des Domchores ein.

Johann Jakob von Wittgenstein war mit Theresia Haes (1758-1835) verheiratet. Aus dieser Ehe stammt Sohn Johann Heinrich von Wittgenstein, der später Regierungspräsident in Köln wurde.

Der ehemalige Maire Johann Jakob von Wittgenstein verstarb am 15.03.1823 in seiner Vaterstadt Köln.


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