Friederike Elisabeth Oeser

* 00.00,1748 in Leipzig
† 13.06.1829 in Leipzig

Friederike Elisabeth Oeser war die älteste Tochter des Leipziger Malers Adam Friedrich Oeser und seiner Frau Rosine.

Während seines Leipziger Jurastudiums setzte der Student Johann Wolfgang Goethe seinen in Frankfurt am Main begonnen Zeichenunterricht bei Oesers Vater Adam Friedrich fort, der den jungen Mann sowohl in Zeichnen als auch durch Winckelmanns Schriften für die Antike und das antike Kunstverständnis begeisterte.

Bei dieser Gelegenheit lernte sie den um ein Jahr jüngeren Goethe im Jahre 1765 auch näher kennen. Beide schlossen eine Freundschaft, die weit über die Studienzeit hinausging.

Im Jahre 1768 übernahm sie nach seinem schweren Blutsturze auch den Hauptteil der Krankenpflege an den späteren Dichter. So konnte Goethe letztlich am 28.08.1768, seinen 19. Geburtstag, die Universitätsstadt in Richtung des provinziellen Frankfurt am Main verlassen.

Nach seinem Abschied widmete Goethe ihr das Gedicht »An Mademoiselle Oeser«. Er ließ in einer Abschrift zehn seiner Rokoko-Gedichte durch Bernhard Theodor Breitkopf vertonen. Die Gedichte waren in einem lockeren Rokoko-Stil verfasst worden. Dies traf jedoch nicht in jedem Fall auf ihre Zustimmung.

In der Folge schrieben sich beide noch einige Zeit und bei weiteren Besuchen Goethes in Leipzig tragen sie zusammen.

Die älteste Tochter ... Friederike, von 21 Jahren, ... ist zwar von Person klein, groß aber an Tugenden und Geschicklichkeit, sie leitet die häusliche Wirthschaft, führt ihres Vaters Correspondenz, ist sehr belesen, spielt vorzüglich Clavier und befleißt sich dennoch aller nützlichen weiblichen Arbeiten.

So schrieb Johann Mathias Korabinski im Jahre 1769 an Oesers Schwester Rosine Kowatsch, die in Preßburg lebte.

Sie selbst sah ihre Rolle etwas anders, wie sie in einen Brief an einen Herrn Neumann bekannte:

Ein gelehrtes Mädchen habe ich mir nie getraut zu werden, oder nie werden mögen, ... Ich habe ... jederzeit viel Liebe, viel Begierde zu denjenigen Teilen der Wissenschaft gehabt, die mein Herz beßern, meinen Verstand erweitern, und mir manche einsame Stunde angenehm machen konnten. ...

Durch die Persönlichkeiten des Freundeskreises ihres Vaters und dessen Reise-Bibliothek erhielt sie ihre Inspirationen und erschloss sich daraus ihre Wissbegierigkeit.

So erledigte sie für Adam Friedrich Oeser die gesamte Korrespondenz und führte dessen Haushalt. Im Mai begab man sich gewöhnlich auf das Landgut in Dölitz und kehrte im September wieder zurück. Anlässlich der beiden großen Messen traf man den auswärtigen Freundeskreis, der in der Stadt zu Besuch war. Sie war stets der Mittelpunkt der Gesellschaft, was ihrem Kommunikationstalent zu verdanken war.

Nach dem Tode des Vaters am 18.03.1799 musste sie das Landgut in Dölitz verkaufen, ebenso Kunstwerke des Vaters, da ihr keine Einkünfte mehr zur Verfügung standen.

Christoph Gottfried Bachmann, ein Freund der Familie, bot ihr eine Wohnung in seinem Haus Am Brühl an. Ihr Schwager Christian Gottlob Geyser  übernahm die Vormundschaft. Als dieser im Jahre 1803 starb konnte sie als unverheiratete Frau nur noch unter Schwierigkeiten eine Wohnung anmieten.

In den Sommermonaten hielt sie sich bei ihrer Schwester in Wilhelmine Geyser in Eutritzsch auf. In den Wintermonaten lebte sie in ihrer Stadtwohnung, die auch von der Familie Geyser genutzt wurde, behielt sie bei.

Ihren Neffen Gottlieb Geyser unterstützte sie bei der künstlerischen Ausbildung. Beide bildeten nach dem Tod von Oesers Schwester eine Wirtschaftsgemeinschaft. Zuletzt wohnte sie beim Kunsthändler Carl Gustav Boerner.

Friederike Oeser starb unverheiratet am 13.06.1828 in ihrer Vaterstadt Leipzig. Ihre letzte Ruhestätte fand sie auf dem Alten Johannisfriedhof in der Familiengruft, wo bereits ihr Vater Adam Friedrich Oeser und ihre Mutter Rosine beigesetzt waren. Im Jahre 1867 wurden die sterbliche Überreste auf den Neuen Johannisfriedhof umgebettet und nach Aufhebung dieser Begräbnisstätte wurde die Grabplatte an der Nikolaikirche angebracht.


Letzte Änderung der Seite: 18. 06. 2023 - 17:06