Leopold Alois Hoffmann

* 00.00.1748 in Wien
† 02.09.1806 in Neustadt/Wien

Leopold Alois Hoffmann wurde vermutlich um das Jahr 1748 in Wien als Sohn eines böhmisch-deutschen Schneiders geboren.

Er studierte in jungen Jahren in Breslau und beschäftigte sich schon sehr frühzeitig mit Poesie. So schickte er ein Bändchen mit Gedichten an Denis und wurde von diesem mit einer nachsichtigen Kritik bedacht was ihn veranlasste, den Weg eines Schriftstellers zu wählen.

Nachdem ihm die Jesuiten in Breslau die Aufnahme in ihrem Orden verweigerten verließ Hoffmann Breslau in Richtung Prag. Dort wollte er eine Anstellung als Autor finden und verfasste zahlreiche Rezensionen und verfasste sogar ein Trauerspiel, das jedoch vom Publikum abgelehnt wurde. Ein erster Versuch eine Monatsschrift herauszugeben scheiterte ebenfalls, schon nach einem Exemplar wurde dieses Projekt nicht mehr fortgesetzt. Seine Themen waren sehr vielfältig, so verteidigte er zum einen die Juden in einem Libell und in einer weiteren Schrift setzte er sich mit der Kindererziehung auseinander.

Nachdem er sich genötigt sah, seine erste literarische Wirkungsstätte zu verlassen ging er nach Wien. Dies war ihn durch die Unterstützung guter Freunde erst ermöglicht worden. In Wien nahm ihn zunächst der Buchdrucker und –händler Schönfeld in Lohn. Seine erste Aufgabe war eine Predigten-Kritik zu verfassen. Hierbei arbeitete er sich insbesondere an den Predigten religiöser Eiferer ab, die es verstanden Politik und Religion in ihrem Fanatismus zu vermengen. Doch schnell trat an seine Stelle der Freiherr von Gemmingen und Hoffmann trat als Sekretär in die Dienste des Freiherrn. Auch lernte er den Freiherrn von Swieten kennen, der mit der Reorganisation des österreichischen Unterrichtswesens beauftragt wurde.

Durch Gemmingen kam der Schriftsteller Hoffmann auch mit den Lehren der Freimaurer in Berührung. Er trat den Freimaurern bei und blieb bis zum Jahre 1790 deren Anhänger.

Beim Freiherrn von Swieten fand er wohlwollende Aufnahme, insbesondere durch seine besonnene und mit Entschiedenheit vorgetragenen Predigtkritik. Nach der Abreise von Gemmingens aus Wien und der Einstellung der »Wochenschrift« des mittellosen Schriftstellers an.

Im Jahre 1785 verschaffte ihn sein Förderer eine Anstellung als Professor für deutsche Sprache an der Universität Pest in Ungarn, wo er bis zum Jahre 1790 blieb. In jenen Jahren bildete er unter der Anleitung Gotthardys, einen bankrotten Kaffeesieder und Polizeikommissar, seine Fähigkeiten in Spionieren aus. Als im Jahre 1790 die Ungarn die Deutschen aus Pest verjagten gelangten beide Freunde wieder nach Wien.

Während seines zweiten Aufenthaltes in Wien, ab dem Jahre 1790, fand er zunächst eine Anstellung als Professor der deutschen Sprache, des Geschäftsstyls und der praktischen Beredsamkeit an der Universität zu Wien. Diese Stelle vermittelte ihn sein Freund Gotthardy, der sich durch seine geheimen Aufzeichnungen aus Pester Tagen beim neuen Kaiser Leopold II. ein offenes Ohr verschaffte.

Kurz vor Ausbruch der Französischen Revolution verließ Hoffmann die Freimaurer und entwickelte sich zu einem ihrer Gegner. So sah er die sich in Europa ausbreitende Gefahr des Jakobinertums insbesondere durch die Geheimbünde von Freimaurern, Illuminaten und Rosenkreuzlern begünstigt. So war es für logisch, dass die die Freimaurerei auch die Ursache für die Umwälzungen durch die Französische Revolution in Frankreich seien und dies eine Gefahr für ganz Europa und seine Staatsgefüge darstelle.

Zunächst versuchte er mit seinen in der »Wiener Zeitschrift« erschienenen Artikeln und anonym veröffentlichten Büchern über die Gefährlichkeit der Freimaurerlogen aufzuklären. Hierbei bemühte er sich zunächst das Wohlwollen Kaiser Leopold II. und seines Nachfolgers Franz II. zu versichern und die Monarchen für ein entschiedenes Vorgehen gegen die Logen zu gewinnen.

Besondere Aufmerksamkeit erregten seine Schriften »Briefe eines Biedermannes an einen Biedermann über die Freymaurer in Wien« und »Die zwo Schwestern P*** und W*** oder neuentdeckte Freimaurer- und Revolutionssystem«. So predigte er in seinen Schriften:

»Man lebe in einem bösen Zeitpunkt in welchen man so viele von teils wirklich verübten, teils versuchten Königsmorden höre.«

Aus Sicht Hoffmanns strebten die Freimaurer eine für den Staat gefährliche internationale Vereinigung und strebten zugleich mit dem Bau ihrer Tempel den Untergang der bisherigen christlichen Kirchen an. So habe man aus den Grundsätzen der Wiener Loge »Zur Wahren Eintracht« eine Verbindung nach Paris erkennen können und somit auch in Österreich der Umsturz der bisherigen Staatsverfassung bevorstehe. Auch für den überraschenden Tod Kaiser Leopold II. sah Leopold Alois Hoffmann in den Freimaurern die tatsächlich Verantwortlichen.

In jener Zeit wollte sich Leopold Alois Hoffmann auch als Publizist einen Namen machen und veröffentlichte die Staatsschriften »Babel« und »Ninive«, die sich beide gegen die Ungarn richteten. So kritisierte er die Regierung und forderte von ihr das Verhalten gegen die Ungarn zu ändern:

Eines ehrlichen Wollens, der Festigkeit und des Muthes von Seite der Regierung bedürfte es einem solchen Volke gegenüber und nicht der politischen Radomontaden eines Abenteurers, der längst aller Achtung baar, feil für jede Summe und überdieß ohne Geist war.

Doch auch diese schriftstellerischen Versuche Hoffmanns scheiterten.

Als Spion und vor allem Denunziant gewann er jedoch mehr und mehr an Einfluss. Schon seine Zeitgenossen kritisierten Professor Hoffmann heftig. So gehörten Alxinger mit seiner Schrift »Anti-Hoffmann« und Huber zu seinen entscheidenden Gegnern.

Franz Xaver Huber entwickelte die Idee einer neuen Zeitschrift. Das Blatt sollte den Titel »Das politische Sieb« tragen und alle Verfehlungen öffentlicher Beamter, die entweder nachlässig oder parteiisch verfuhren aber auch die Thorheiten des Adels gerügt und figürlich gesiebt werden. Durch dieses Blatt gelang es Huber in die gesellschaftlichen Kreise vorzudringen, die bisher Hoffmann bisher eine Allmacht hatte. So nutzte er die Gelegenheit mit dem Blatt auch die Verleumdungen des Denunzianten Hoffmann öffentlich hinzuweisen.

Die von  Huber verfasste und gegen den Professor Hoffmann gerichtete Schrift »Kann ein Schriftsteller wie Professor Hoffmann Einfluß auf die Stimmung der Völker und die Denkart ihrer Fürsten haben?« Nur durch den Tod Kaiser Leopold II. konnte der Verfasser der allerhöchsten Ungnade entgehen.

Unter Kaiser Franz II. wurde eine Untersuchung gegen Hoffmanneingeleitet, weil man seine Lehrfähigkeit in Frage stellte. Am Ende der Untersuchung wurde er in den Ruhestand versetzt. Hoffmann verlebte seine letzten Lebensjahre zurpckgezogen und verachtet in Wiener Neustadt.

Insgesamt dürfte die Figur des Leopold Alois Hoffmann eher zu den tragischen Schicksalen seiner Zeit zu zählen sein. Interessant ist sicherlich auch sein im letzten Jahrzehnt stattgewundener Wandel eines Aufklärers und Fortschrittmenschens hin zu einem glühenden Kämpfer gegen aufklärerisches Gedankengut.

Professor Leopold Alois Hoffmann starb am 02.09.1806 im Alter von gerade einmal 58 Jahren vereinsamt.

 

Werke:

  • Gedichte, Breslau 1778
  • Triumph des Friedens. Ein Melodrama, Prag 1779
  • Ueber die Juden und deren Duldung, Prag 1781
  • Seelenbeschreibung der Stadt Wien, Wien 1782
  • Willmanns Leben und Reisen, (1. Theil), Prag 1783
  • Anonym: Wöchentliche Wahrheiten für und über die Prediger in Wien, Prag 1782-1784 [9 Bände]
  • Anonym: Für Herrn Joseph Pochlin. Von den Verfassern der wöchentlichen Wahrheiten für und über die Prediger in Wien. Auf allgemeines Verlangen herausgegeben, Wien und Prag 1782
  • Ueber den Gottesdienst und die Religion in den österreichischen Staaten, Wien 1783-1785 [6 Theile]
  • Der vertraute Mönch in seiner Blässe, Prag und Wien 1783
  • Anonym: Zehn Briefe von der schlesischen Gränze an den Verfasser der Briefe aus Berlin, Wien 1784
  • Vermischte kleine Schriften, Pesth 1785 [2 Theile]
  • Anonym: Werden wir Katholiken nach im Jahre 1786 fasten müssen?, Wien 1786
  • Anonym: Joseph des Zweiten Reformation der Freimaurer, Deutschland [Wien] 1786
  • Geschichte der Päpste von Petrus bis Urban II., Wien 1786-1791 [2 Theile]
  • Anonym: Briefe eines Biedermanns an einen Biedermann, über die Freimaurer in Wien, Wien 1786
  • Miscellen, Pesth 1788
  • Ninive, fortgesetzte Fragmente über die Angelegenheiten in Ungarn, Wien 1790
  • Der Dorfpfarrer. Schauspiel, Wien 1790
  • Vorlesungen über die Philosophie des Lebens, Wien 1791
  • Anonym: Babel; Fragmente über jetzige politische Angelegenheiten in Ungarn, Wien 1791
  • Anleitung zur christlichen Beredsamkeit. Ein Handbuch für Prediger, Wien 1790
  • Wiener Zeitschrift, Wien 1792/93 [Zwei Jahrgänge] (I. Jahrgang in 12 Heften, Wien 1792; II. Jahrgang in 6 Heften, Wien 1793)
  • Höchstwichtige Erinnerungen über Angelegenheiten unseres Zeitalters., Wien 1795/96[2 Theile]
  • Aktenmässige Darstellung der deutschen Union, Wien 1796
  • Lehrbuch einer christlichen, aufgeklärten Lebensweisheit für alle Stände, 1. Theil, Wien 1797
  • Herzerleichterung an das Publikum besonders an die Leser meiner Geschichte der Päpste über die Fortsetzung dieser Geschichte durch einen Anonymus, Wien 1801

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