Anna von Hofer

* 27.07.1765 in Algund bei Meran
† 06.12.1836 in St. Leonhard/Tirol

Geboren wurde die spätere Frau des Tiroler Freiheitskämpfers Andreas Hofer im Dorf Algrund bei Meran. Anna Ladurner am 27.07.1765 und als Tochter des Mitterplars und Bauer beim Zenz Peter Ladurner und seiner Gattin Maria. Sie war das vierte von elf Kindern des Paares.

Ihre Kindheit und Jugend dürfte – man weiß nicht viel über jene Jahre – wie die meisten junger Tiroler Mädchen gewesen sein. Schon früh wurde die junge Anna sehr fromm, wie es zu jener Zeit in Tirol üblich war, erzogen. Dies sollte ihr in ihrem weiteren Leben noch oft eine Hilfestellung sein.

Irgendwann lernte Anna Ladurner den Pferde- und Weinwirt Andreas Hofer aus St. Leonhard im Passeier kennen. Vermutlich machte er auf dem Hof der Ladurners einen Halt und Pferde und Wein zu verkaufen. Der Heimatschriftsteller Beda Weber schrieb:

Sie war eine verständige treue Frau von wenig Worten, aber desto tieferem Gefühle. Mit der größten Zärtlichkeit hing sie an ihrem Manne. Ihr stilles Wesen galt’ Vielen für Stolz, Andern für Schwermut, war aber keines aus beiden. Das stille ernsthafte Gebahren ist ein Erbteil ihres Hauses bis auf den heutigen Tag.

Am 21.07.1789 heiraten Anna Ladurner und Andreas Nikolaus Hofer in St. Leonhard. Sie war zu jenem Zeitpunkt bereits 24 Jahre alt, während ihr Ehemann drei Jahre jünger war. Erst im Jahre 1792 kam das erste Kind des Paares zur Welt. Die Tochter Maria Gertraud überlebte jedoch das Säuglingsalter nicht. Es folgte der einzige Sohn Johann Stephan und fünf weitere Schwestern in kurzen Abstand. Nur die Töchter Maria Kreszenz, Rosa Anna, Anna Gertraud, Gertraud Juliana sowie die im Jahre 1808 geborene Kreszenz Margareth Hofer.

Schon zu Beginn ihrer Ehe war Anna Hofer auch die Wirtin in St. Leonhard. Sie war ihrem Mann auch stets mehr als nur die Mutter seiner Kinder. So bezeugte er in seinen Briefen, die er ihr auch aus der Ferne sandte, sondern bezog sie auch als Botin während des Volksaufstandes von 1809 ein. Sie erhielt in seinen Briefen Botschaften, die sie geheim weiterleiten sollte.

Als ihr Gatte Andreas Hofer im Frühjahr 1809 zum Oberkommandanten von Tirol wird, bleibt sie auf dem Familienhof zurück und kümmert sich um den Hof und auch die Gastwirtschaft.

Als sich im November 1809 das Kriegsglück gegen die Tiroler wendete, die in der vierten Bergisel-Schlacht besiegt wurden, verließ sie auf Befehl ihres Mannes den Hof und das Passeier-Tal mit den Kindern. Sie versteckte sich am Schneeberg während ihr Gatte sich in einer 1.400 Meter hoch gelegenen Mähderhütte der Pfandleralm oberhalb von St. Martin vor den Franzosen versteckte.

Jedoch entschied sie sich um den 24.12. 1809 ihrem Mann Andreas zu folgen. Sie brachte die vier Mädchen zu Bekannte und folgte ihn – selbstbewusst und sich der Gefahr bewusst – zusammen mit ihren Sohn Johann Stephan in die Mähderhütte.

Jene Zeit im Versteck war für die kleine Familie eine Zeit voller Entbehrungen, so konnte sie kaum Feuer zum Wärmen machen und die Nahrungsmittel waren nur spärlich vorhanden. Man nutzte die Zeit fast ausschließlich zum Beten. Am 28.01.1810 um 4 Uhr früh wurden Andreas Hofer, seine Frau sein Sohn und die letzten Getreuen gefangengenommen. Hierbei zog sie sich, wie auch der fünfzehnjährige Sohn, Erfrierungen an den Füßen zu.

Bereits am übernächsten Tag, den 30.01.1810 wurde Anna Hofer aus dem Bozener Gefängnis St. Afra entlassen und konnte so zum Sandhof zurückkehren. Dieser war inzwischen geplündert war. Die französischen Zivil- und Militärbehörden erhielten den Befehl, sie vor Misshandlungen zu schützen. Johann Stephan Hofer wurde ebenfalls entlassen und ins Militärhospital überstellt. Ihr Gatte Andreas Hofer wurde nach Mantua gebracht und auf ausdrücklichen Befehl Kaiser Napoléons am 20.02.1810 erschossen.

Kurz nachdem Tirol wieder zu Ruhe gekommen war, wurde über den Sandhof der Familie Hofer das Konkursverfahren eröffnet. Die resolute Frau entschloss sich zum Kaiser Franz I. nach Wien zu reisen, wo sie am 22.07.1810 mit einem Bozener Pass eintraf. Nachdem sie zunächst ihre geschundenen Füße behandeln ließ, ersuchte sie auch um eine Audienz beim österreichischen Kaiser.

Die Erscheinung der Anna Hofer sorgte in Wien für Aufsehen. Hatte doch der österreichische Kaiser Franz I. seine Tochter Marie-Louise nur 3 Monate zuvor mit den französischen Kaiser Napoléon I., auf dessen höchstpersönlichen Befehl Hofer hingerichtet wurde, vermählt. So trug sie ganz ungeniert ihre Passeier-Tracht mit der Zottelmütze.

Nach ihrer dritten Audienz bei Kaiser Franz I. am 02.09.1810 verließ sie Wien wenige Tage später. Der Kaiser gab ihr 2.000 Gulden in Bankozetteln sowie 800 Gulden sowie die Aussicht auf eine Leibrente in Höhe von 500 Gulden jährlich. Auch die Töchter wurden mit einer Leibrente von 200 Gulden jährlich bedacht. Das versprochene Adelspatent wurde erst 1818 ausgehändigt, nachdem Napoléon auf St. Helena im Exil saß.

Sie zog sich auf den Sandhof zurück, der im Jahre 1816 schuldenfrei war. Später musste sich die Hoferin wegen Veruntreuung vor Gericht verantworten. Sie konnte jedoch mit Zetteln belegen, dass Geld-Kisten teils falsch verteilt und teils untergestellt wurden.

Bereits im Jahre 1810 begann ein Strom von Touristen auf den Sandhof einzusetzen. Als erster besuchte der bayerische Kronprinz Ludwig den Sandhof und erbat sich mehr von den Tiroler Freiheitskämpfer zu erfahren. In der Folge kamen immer mehr Touristen und Reiseschriftsteller die sich für das Leben Hofers interessierten. Sie selbst zog sich jedoch zurück und prahlte nicht mit den Taten ihres Gatten. So blieb sie auch im Jahre 1823 den Feierlichkeiten fern, die anlässlich der Überführung des Leichnams Hofers von Mantua nach Innsbruck stattfanden.

Der spätere Philologe und Bibliothekar Carl Friedrich Hoeck beschrieb sie anlässlich einer Reise im Jahre 1828 mit folgenden Worten:

Ja wenn ich sie nur recht treu und kräftig zeichnen könnte, die gute Frau Anna. Gutmütigkeit und Treuherzigkeit sind der Grundton ihres Charakters. Auf der Stirn der Witwe haben Gram und Sorgen tiefe Furchen gezogen und doch zeigt ein feiner Zug um die Lippen, dass dieses Gemüt nicht zu Trübsinn geschaffen, sondern zur Freude und Heiterkeit geboren war.

Kurz vor ihrem eigenen Tod starben alle vier Töchter innerhalb weniger Jahre. Nach dem Tode ihrer letzten Tochter Anna Gertraud am 28.11.1836 starb auch Anna von Hofer im Alter von 72 Jahren in St. Leonhard.

In ihrem Testament bestimmte sie, dass ihre Enkelin Anna Erb für die Summe von 9.000 Gulden Ablösung übernehmen. Auch erbat sie sich durch einen Stiftsbrief, dass jährlich für sie und ihren Mann am 30. November eine Messe gehalten werden solle.

Sie war die Frau eines Tiroler Nationalidols auch wenn sie selbst nicht zu den Frauen des Jahres 1809 gehörte, die mit der Mistgabel und dem Gewehr in der Hand gegen die Franzosen kämpfte, war sie auch nicht nur die einfühlsame und mütterliche Frau am heimischen Herd.


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