Friedrich Harkort
* 22.02.1793 in Haspe bei Hagen
† 08.03.1880 in Dortmund Hombruch
Am 22.02.1793 erblickte Friedrich Wilhelm Harkort als Sohn des Kaufmanns und Gutsbesitzers Johann Caspar Harkort und seiner Frau Henriette, geborene Elbers auf Gut Harkorten bei Hagen das Licht der Welt. Dieser Ehe entstammten insgesamt 9 Kinder, von denen 2 im Kindesalter starben. Friedrich Wilhelm war das 6. Kind, das am 01.03.1793 getauft wurde. Paten waren der Garnhändler Johann Caspar von der Beck aus Elberfeld, der eine jüngere Schwester der Mutter heiratete und ihrem Bruder Carl Johann Elbers aus Hagen und Sophia Harkort, die Schwägerin des Vaters.
Seine Schulbildung erhielt er zunächst in einer Volksschule, die sein Vater gegründet hatte und anschließend in der Handelsschule in Hagen, wo ihm nicht nur Latein, Französisch oder Englisch und die anderen üblichen Gymnasialfächer unterrichtet wurden, sondern auch Italienisch, Tanzen und Fechten auf seinen Lehrplan standen. Bereits im Alter von 15 Jahren begann er 1808 seine kaufmännische Ausbildung bei dem Teppich-Fabrikanten Konrad August Mohl und Friedrich Wilhelm Wuppermann in Wichlinghausen bei Barmen. Dieser betrieb auch einen Handel mit Webwaren. Schon damals konnte man erkennen, das seine Neigung weniger der kaufmännische als der technisch-konstruktive Bereich waren. Im Auftrage Mohls machte der Lehrjunge Harkort Anfang 1813 eine Reise in die Schweiz.
Nachdem Westfalen von russisch-preußischen Truppen besetzt wurde, folgte er dem Aufruf des Majors von Armin und schloss sich den Freiwilligenverbänden der Westfälischen Landwehr an. Er wurde bei den Eröffnungsgefechten am 15.06.1813 verwundet, rettete jedoch noch Teile seiner Einheit und führte diese sicher in die Auffangstellung zurück. Für diese Tat wurde im am 02.10.1813 das Eiserne Kreuz 2. Klasse verliehen.
Im Jahre 1818 gründete der junge Harkort zusammen mit dem Elberfelder Kaufmann Heinrich Kamp in der Burg mitten in Wetter seine erste Firma, die »Mechanische Werkstätte Harkort und Co«, und produzierte Dampfmaschinen und Gasbeleuchtungsapparate. Das Harkortische Werk wurde durch die preußischen Behörden stark gefördert, so war es doch das erste Eisenindustriewerk in Westfalen und eines der ersten Maschinenbauunternehmen des Ruhrgebiets, dessen Bergbau von Harkorts Wasserhaltungsmaschinen profitierte. Ein weiterer Verdienst des Unternehmers Friedrich Harkort war die Schaffung einer Betriebskrankenkasse, angelehnt an die Knappenkassen des Bergbaus, für seine Arbeiter.
Nachdem sich die wirtschaftliche Situation der »Mechanischen Werke Harkort und Co« verschlechterte, schied Harkort 1834 aus dem Betrieb aus. Er gründete mit geliehenen Geld eine kleinere Firma in Wetter und später in Dortmund-Hombruch. Diese, wie auch seine späteren zahlreichen Firmengründungen, haben sich stets als wirtschaftlicher Misserfolg herausgestellt. Harkort war ein genialer Erfinder und Organisator, aber kein Kaufmann.
Im Jahre 1825 veröffentlichte Harkort im der Ausgabe 26 des »Hermann« seinen Plan einer Eisenbahnverbindung von Köln am Rhein nach Minden an der Weser. Er betrachtete dieses Thema - das in Deutschland an Bedeutung gewann - unter marktstrategischen Aspekten und begann seinen Artikel folgendermaßen:
Durch die rasche und wohlfeile Fortschaffung der Güter wird der Wohlstand eines Landes bedeutend vermehrt.
Im Jahre 1828 gründete Friedrich Harkort zusammen mit seinem Schwager Karl Ludwig Mohl, Dr. Nikolaus Egen, Dr. med Voß und den Kaufleuten Reichmann und Meyberg die erste deutsche Eisenbahn-Aktiengesellschaft in Preußen. Sie bauten die Prinz-Wilhelm-Eisenbahn, welche am 20.09.1831 eröffnet wurde. Im folgenden Jahr wurde unter seinem Einfluss die Silscheder Kohlenbahn eröffnet.
Im Jahre 1833 konnte er als Abgeordneter des westfälischen Provinziallandtags seinen Vorschlag einer Eisenbahnstrecke zwischen Köln und Minden erneut wiederholen. Es wurde eine Aktiengesellschaft gegründet, die sich um die Kapitalbeschaffung kümmerte, da es von staatlicher Seite keine Unterstützung für das Projekt gab. Erst im Jahre 1847 wurde die Strecke vollständig durch die Köln-Mindener Eisenbahn fertiggestellt und genutzt. Zwischen 1844 und 1848 wurde nach seinen Plänen noch die Bergisch-Märkische Eisenbahn gebaut.
Aber auch als Bildungs- und Sozialpolitiker des 19. Jahrhunderts machte sich der Unternehmer und Eisenbahnpionier einen Namen. So gründete Friedrich Wilhelm Harkort den »Verein für die deutsche Volksschule und für Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse«, dessen Gedankenansatz sich heute noch in den Volkshochschulen wieder findet. Im Jahre 1844 veröffentlichte er eine Schrift, in der er die Bildung der Arbeiterklasse forderte. Dies war durch die fortschreitende Industrialisierung notwendig. Über 20 Jahre lang kämpfte er in der preußischen Nationalversammlung für die Aufhebung von Regulativen und für die Verabschiedung des Unterrichtsgesetzes ein.
Aber auch als Sozialpolitiker machte er sich einen Namen. So war er Kreistagsabgeordneter, Mitglied des Westfälischen Provinziallandtages, des Norddeutschen Reichstages, Abgeordneter in der konstituierenden preußischen Nationalversammlung und gehörte auch zwischen 1871 und 1874 dem Deutschen Reichstag an. Er galt stets als fortschrittlich-liberal und neben Bildungs- und sozialpolitischer Fragen beschäftigte sich der Unternehmer mit Wirtschafts- und Verkehrspolitik.
Als Reichstagsabgeordneter forderte er für die Arbeiter feste Anstellungen und feste Löhne, sowie eine Gewinnbeteiligung der Arbeiter. Auch wandte er sich gegen Kinderarbeit. Ab 1856 wurden nach seinem Forderungen Unterstützungskassen für Arbeiter und Handwerker eingeführt.
Friedrich Wilhelm Harkort, der als Vater des Ruhrgebiets gilt, starb im Jahre 1880 in Dortmund und wurde in der Familiengruft auf Gut Schede in Herdecke beigesetzt. Er heiratete am 21.09.1818 seine langjährige Verlobte Auguste Luise Mohl, die Tochter seines Lehrherren und hatte mit ihr 6 Kinder. Auguste Louise Harkort starb bereits am 31.12.1836.