Joseph Fesch

* 03.01. 1762 in Ajaccio/Korsika
† 13.05.1839 in Rom

Am 03.01.1762 wurde in der korsischen Stadt Ajaccio Joseph Fesch geboren. Franz Fesch (1723-1775), der Vater gehörte als Offizier einem Schweizer-Regiment an, das im Dienste der Republik Genua stand. Er war mit der Witwe Angela Maria Ramolino (1725-1790), geborene Pietrasanta, verheiratet. Als das Paar im Jahre 1757 heiratete, brachte Angela Maria Ramolino die siebenjährige Tochter Laetitia (1750-1836) mit in die Ehe, die im Jahre 1769 ihren zweiten Sohn Napoléon zur Welt bringen sollte.

Der junge Fesch wurde für eine kirchliche Ausbildung vorgesehen und so begann er im Jahre 1781 ein theologisches Studium im Priesterseminar in Aix-en-Provenc. Seine Priesterweihe empfing er im Jahre 1787. Hier wurde er durch den Onkel Luciano Bonaparte finanziell unterstützt.

Fesch sprach sich im Sommer 1790 eindeutig gegen die Zivilverfassung des französischen Klerus auf der Insel Korsika aus. Mit dieser Auffassung stand er in Korsika nicht alleine dar. Als im Jahre 1791 Luciano Bonaparte verstarb folgte Fesch ihm als Archidiakon von Ajaccio. Zugleich wurde der Erzdiakon Fesch auch Patron und Oberhaupt der Familie Bonaparte.

Nach der Unterdrückung geistlicher Orden durch die Revolutionsregierung in Paris sah er sich gezwungen seine kirchliche Laufbahn zu beenden. Er zog sich ins Privatleben zurück.

Pasquale Paoli, der gefeierte Nationalheld eines unabhängigen Korsikas, setzte sich für eine pro-britische Annäherung der Insel Korsika ein. Fesch, der sich dieser politischen Ausrichtung nicht anschloss, musste nach dem Versuch seines Neffen Napoléon Bonaparte die Macht auf der Insel zu übernehmen, zusammen mit der Familie Bounaparte auf das französische Festland fliehen. Sie fanden im Herbst 1793 in Südfrankreich Anschluss an den Neffen und gelangten gemeinsam nach Toulon.

Der ehemalige Priester fand in jener Zeit keine Anstellung im geistlichen Stand, so übernahm er verschiedene Positionen in der Verwaltung. Während des Italienfeldzuges des Jahres 1796 fand er eine Anstellung als Kriegskommissar in der Armee seines Neffen Napoléon. Da jedoch zahlreiche Hinweise aufkamen, dass er sich durch Plünderungen persönlich bereichert habe, musste er die Anstellung aufgeben.

Erst mit der Einführung der Konsulatsverfassung trat Joseph Fesch wieder in den Dienst der katholischen Kirche. Zunächst wurde er Domkanonikus in Bastia und im Jahre 1802 – nach dem Konkordat Frankreichs mit dem Heiligen Stuhl - Erzbischof von Lyon. Im folgenden Jahre wurde er zum Kardinal berufen und ging als Gesandter des französischen Staates an den päpstlichen Hof nach Rom.

Fesch verhandelte erfolgreich mit Papst Pius VII. über die napoleonische Kaiserkrönung. Er begleitete im Jahre 1804 den Papst auf seiner Reise nach Paris, wo dieser am 01.12.1804 die Ehe seines Neffen Napoléon I. und Josephines einsegnete. Am folgenden Tag unterstützte er den Papst bei der feierlichen Einsegnung während der Krönungsfeierlichkeiten.

Im Jahre 1805 wurde Kardinal Fesch Großalmosenier des Kaiserreichs und Mitglied des Senats. Als er sich im Jahre 1806 den kirchenpolitischen Bestrebungen des Kaisers Napoléon I. widersetzte folgte die Abberufung von seinem Gesandtenposten.

Als Entschädigung für den Kirchenmann war zunächst angedacht ihn als Koadjutor und Nachfolger des deutschen Kurerzkanzlers Carl Theodor von Dalberg einzusetzen. Fesch verzichtete sowohl auf diese Stellung als auf eine Erhebung zum Erzbischof von Paris.

Nachdem im Jahre 1809 die Ehe zwischen Kaiser Napoléon I. und Kaiserin Josephine durch eine Zivilscheidung aufgelöst wurde, weigerte sich Kardinal Fesch, als Vorsitzender eines geistlichen Gerichts, diese Ehe auch aus kirchlicher Sicht für ungültig zu erklären. Dadurch wurde sein Verhältnis zu seinem Neffen noch angespannter als es zu diesem Zeitpunkt bereits war.

Im Jahre 1811 berief Kaiser Napoléon I. ein Nationalkonzil nach Paris ein. Fesch wurde auf ausdrücklichen Wunsch des Kaisers zum Präsidenten bestimmt. Als dieser sich jedoch vehement für Papst Pius VII. aussprach und zugleich die Behandlung des Papstes durch seinen Neffen, den französischen Kaiser Napoléon, heftig kritisierte fiel er in Ungnade. Er wurde von seinem Neffen den Kaiser nach Lyon geschickt, wo er sich zukünftig aufhalten musste.

Als sich im Jahre 1814 die österreichische Armee auf Lyon bewegte, floh Kardinal Fesch zusammen mit Madame Meré, der Mutter des Kaisers, nach Rom. Während der Herrschaft der Hundert Tage wurde Fesch durch Napoléon zum Pair von Frankreich berufen, kehrte nach dessen Niederlage bei Waterloo jedoch umgehend nach Rom zurück.

Fesch lebte im römischen Exil in völliger Zurückgezogenheit und widmete sich den Künsten und der Wissenschaft. Bestrebungen der französischen Regierung, dass er sein Amt als Erzbischof von Lyon zur Verfügung stelle, wies er bis zu seinem Tode vehement zurück, obwohl er dieses Amt faktisch seit seiner Flucht nach Rom nicht mehr ausübte.

Der Geistliche galt als ein großer Sammler. Als er starb umfasste seine Sammlung mehr als 20.000 Bilder. Diese wurde dann zur Schaffung von Stipendien für Familienangehörige nach und nach veräußert.

Kardinal Joseph Fesch verstarb am 13.05.1839 in seiner Wahlheimat Rom.


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