Friedrich von Diergardt

* 26.03.1795 in Moers
† 03.05.1869 auf Schloss Morsbroich

Friedrich Diergardt wurde am 26.03.1795 in Moers als Sohn des protestantischen Konsistorialpräsidenten Johann Heinrich Diergardt (1759-1823) und dessen Ehegattin Maria Magdalena (1763-1844), geborene Rappard.

Nach seiner schulischen Ausbildung in seiner Vaterstadt Moers und Düsseldorf lernte er im Fabrikgeschäft seines späteren Schwiegervaters Deußen in Süchteln in der Nähe von Viersen.

Zusammen mit seinem Schwager Theodor Koentzeler, der die Schwester Wilhelmine geheiratet hatte, errichtete er in St. Tönis bei Krefeld eine Samt- und Samtbandfabrik, die unter den Namen Koentzeler & Co firmierte. Noch im selben Jahr übersiedelte die Firma nach Süchteln und verlegte erneut im November 1816 ihren Sitz nach Viersen. Nach dem Tode seines Schwagers führte Diergardt die Geschäfte unter seinen eigenen Namen fort. Er gab erst wenige Monate vor seinem Tod die Führung der Geschäfte an seinen Sohn weiter und zog sich aus dem Geschäftsleben zurück.

Die Unternehmung von Friedrich von Diergardt war in 43 Ortschaften in den Regierungsbezirken Aachen und Düsseldorf mit Hauswebern tätig. In den 1840er Jahren zählte die Handlung und Fabrik mehr als 3.000 Weber, die sich erfolgreich gegen die englische und französische Konkurrenz durchsetzen konnten. Dies zeigte sich insbesondere, das ihm im Jahre 1851 bei der Großen Weltausstellung in London der Ersten Preis verliehen wurde. Damit war eine Einladung in den Buckingham-Palast. Auch bei der Großen Pariser Weltausstellung des Jahres 1855 wurde er mit dem ersten Großen Preis für seine Waren geehrt.

Er beteiligte sich auch erfolgreich am Ausbau des rheinischen Eisenbahnnetzes und weiteren industriellen Unternehmungen. So gehörte er auch zu den führenden Industriellen bei der Erschließung der Kohlenfelder des Niederrheins. Zahlreiche Grubenfelder in der Nähe von Moers tragen heute noch seinen Namen. Ebenso kaufte er bei Brüggen Ländereien.

Als sozial verantwortlicher Unternehmer bemühte er sich auch in absatzschwachen Zeiträumen seine Hausweber zu beschäftigen. Er unterstützte auch notleidende Arbeiter, die nicht bei ihm beschäftigt waren durch einen Notverein.

So gründete er bereits im Jahre 1816 eine Krankenkasse zur Absicherung seiner Zulieferer im Krankheitsfalle. Sein soziales Engagement ging so weit, dass er sich auch für den Bau von Krankenhäusern in Brüggen, Moers und Viersen einsetzte. So gründete er die Elisabethstiftung für Blindenunterricht in Düren und im Jahre 1860 eine Familienstiftung für bedürftige Fabrikarbeiter. Hierfür brachte er die Summe von 50.000 Preußischen Talern in die heute noch tätige Stiftung ein, die heute noch unter dem Dach der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein existiert.

Er beteiligte sich auch erfolgreich am Ausbau des rheinischen Eisenbahnnetzes und weiteren industriellen Unternehmungen. So gehörte er auch zu den führenden Industriellen bei der Erschließung der Kohlenfelder des Niederrheins. Ebenfalls gehörte er zu den Gründungsvätern der Sparkasse Viersen.

Der rheinische Unternehmer Diergardt beteiligte sich auch aktiv am politischen Leben des Rheinlandes teil. So gehörte er mehrfach dem rheinischen Provinziallandtag an und im Jahre 1847 war der Unternehmer auch Mitglied des vereinigten preußischen Landtags und später auch des preußischen Abgeordnetenhauses. Im Jahre 1860 wurde er lebenslanges Mitglied des preußischen Herrenhauses.

Seit dem 01.07.1819 war er mit Julie, der Tochter seines ehemaligen Lehrherren Friedrich Wilhelm Deußen verheiratet. Dieser Ehe entstammte der Sohn Friedrich Heinrich.

Der Königlich Geheime Kommerzienrat, seit 1842 durfte er den Titel führen, Friedrich von Diergardt wurde auch durch zahlreiche Ehrungen ausgezeichnet. Nachdem er bereits 1832 den Roten Adlerorden und im Jahre 1843 große Goldene Medaille für die Verdienste um das Gewerbe in Preußen verliehen. Seine Vaterstadt Moers verlieh ihm am 25.03.1859 das erste Ehrenbürgerrecht in der Stadtgeschichte. Er war auch Ritter der französischen Ehrenlegion.

Am 07.01.1860 wurde Friedrich von Diergardt, nebst seinem Sohne und seinen beiden Enkelkindern Friedrich Daniel und Daniel Heinrich in die Fideikommisse Morsbroich und Dünnwald eingesetzt und zugleich die erbliche Freiherrenwürde verliehen. Im gleichen Jahr gehörte er auch dem Preußischen Herrenhaus an.

Im Jahre 1867 wurde diese Erhebung auch auf die weiteren Enkelkinder des Firmengründers Friedrich von Diergardt erweitert. Diergardt wurde auch durch die preußische Regierung in Wirtschaftsfragen als Berater angehört.

Im Jahre 1866 gründete der Unternehmer eine Stiftung zur Unterstützung von »armen, alten Fabrikarbeitern« und brachte hierfür die Summe von 50.000 Preußischen Talern ein. Noch heute existiert die Stiftung und die Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein ist die einzig aus der Stiftungsurkunde berechtigte Stelle zur Vergabe von Stiftungsgeldern.

Insgesamt war Diergardt gehörte schon früh zu den sozial eingestellten Unternehmern und verdrängte die soziale Frage des aufkommenden Industriezeitalters nicht..

Friedrich von Diergardt starb am 03.05.1869 auf Schloss Morsbroich bei Leverkusen. Seine letzte Ruhestätte fand er in einer Grabstätte auf dem Alten evangelischen Friedhof in Viersen. Dort hatte die Familie Diergardt eine Grabstelle in der auch die Mutter sowie die Schwester und seine Gattin begraben wurden.


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