Étienne-Jules Cousin de Marinville

* 15.10.1780 in Paris
† 05.03.1861 in Paris

Étienne-Jules Cousin de Marinville wurde am 15.10.1780 als Sohn von Antoine Cousin dit Marinville, der als Inspekteur der königlichen Regierung Konkursverwalter war, sowie seiner Frau François Leduc. Der Großvater war ein Pariser Bierbrauer.

Cousin de Marinville gehörte zu den engsten Freunden Jérôme Bonapartes, den Bruder Napoléon Bonapartes. Er begleitete im den Jahren 1807 bis 1813 seinen Freund auch nach Westphalen. Dort sollte König Jérôme einen Modellstaat mit einer französischen Verfassung etablieren.

In Kassel gehörte der junge Mann zu einem der vierzehn Kammerherren des Hofes und organisierte unter der Leitung des Grafen von Waldburg die Hoffeste im Schloss Napoleonhöhe.  Darüber hinaus war er auch intimer Sekretär des Königs und »Direktor seiner geheimen Freuden«. Der Monarch galt zu jener Zeit als verschwenderischer und verführerischer Frauenheld. Étienne-Jules Cousin de Marinville wird als sehr jung, sehr locher aber auch sehr korrupt und untreu beschrieben. So wurde er im Jahre 1810 zur Strafe zum »maître de la garde-robe« bestellt. Doch Jérôme machte ihm am 09.02.1810 zum Baron, der Titel wurde am 11.11.1814 bestätigt, und im Mai des Jahres 1812 erhielt er die Würde eines kaiserlichen Barons in Frankreich. Mit dem fluchtartigen Verlassen Kassels durch die Franzosen nach der Völkerschlacht von Leipzig kehrte auch der junge Adelige nach Frankreich zurück.

In Frankreich heirate Cousin de Marinville Françoise-Mathilde Manson. Die Ehe blieb jedoch kinderlos. In Paris erwarb er in der Rue d’Aguesseau 13 eine Villa, in der er später auch den Marschall de Castellane beherbergte.

Im Jahre 1830 konnte Baron Cousin de Marinville ein größeres Anwesen in der Rue dur Fourin in Saint-Maur erwerben. Das Grundstück lag auf beiden Seiten der Rue de Four, auf der Südseite der Avenue Marinville und Avenue Pasteur. Am 31.07.1837 berief ihn der französische Bürgerkönig Louis-Philippe zum Bürgermeister seiner neuen Wahlheimat Saint-Maur. In seiner Amtszeit ließ er ein neues Rathaus rechts neben dem Portal der Kirche Saint-Nicolas errichten, kümmerte sich aber auch um die Verbesserung der städtischen Infrastruktur. So ließ er einige Wegweiser am Ortsrand errichten und vier Laternenpfähle. Im Jahre 1841 erließ er auch noch ein Dekret. Wonach die Pächter und Eigentümer verpflichtet waren, täglich vor 8 Uhr morgens die öffentliche Straße vor ihrem Grundstück zu reinigen. Sollte dies nicht gesehen würden die Wege durch die Gemeinde zu Lasten der Eigentümer und Pächter gereinigt. Am 18.06.1843 trat der Baron als Bürgermeister zurück.

Der Bürgermeister interessierte sich auch für die Vergangenheit seiner Gemeinde. So veröffentlichte er im Jahre 1841 auch einen historischen Auszug aus einer Chronik der Herzöge von Burgund. Kaiser Karl IV. begab sich auf eine Pilgerfahrt nach Frankreich, die ihn auch in die Nähe von Saint-Maur bei Paris reisen lies.

Einige Jahre später, am 13.03.1852, trat er in die Verwaltung des Kaiserlichen Senats ein und wurde der Archivar des Gremiums. Jedoch hatte er das Amt nur bis ins folgende Jahr inne, ehe er von den Aufgaben zurücktrat.

Étienne-Jules Cousin de Marinville starb am 05.05.1861 in Paris. Seine letzte Ruhe fand er auf dem Friedhof von Rabelais in Saint-Maur. In der tempelförmigen Grabanlage sind die Zeilen eines Briefes von Jérôme Bonaparte eingraviert worden:

Ich sage Ihnen, dass ich Sie als einen der ehrenhaftesten, aufrichtigsten und schätzenswertesten Männer liebe, die ich in meiner langen Laufbahn kennen gelernt habe.


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