Heinrich Clauren

* 20.03.1771 in Dobrilugk (Lausitz)
† 02.08.1854 in Berlin

Am 20.03.1771 erblickte Johann Gottlieb Samuel Carl Heun als Sohn des Amtmannes und Rittergutbesitzers Johann Carl Heun (1735-1798) und dessen Ehefrau Karoline Christiane Elisabeth Heun (1743-1776) geboren.

Schon während seines Studiums widmete sich Heun der Schriftstellerei. Für seine literarischen Arbeiten nutzte der das Pseudonym H. Clauren, was eigentlich ein Anagramm frür Carl Heun war. Seine juristischen Studien, die er in den Jahren 1788 bis 1790 in Göttingen und Leipzig belegte konnte er mit einer Promotion an der Universität Leipzig abschließen.

Nach seinem Studienabschluss fand Heun eine Anstellung als Privatsekretär beim preußischen Minister Friedrich Anton von Heynitz, der den preußischen Bergbau in Schlesien reformierte und den Aufbau der Berliner Kunstakademie beförderte. Im Jahre 1792 wurde er Geheimsekretär in einer Abteilung des preußischen Generaldirektoriums des preußischen Staates. Schließlich erfolgte seine Versetzung an das Bergwerk- und Hüttenamt, wo er eine Anstellung als Assessor antrat. Im Jahre 1800 erhielt er schließlich den Titel eines Kommissionsrates.

In den Jahren 1801 und 1810 verwaltete Heun die Güter des Kanonikus von Treskow in den polnischen Provinzen. In jener Zeit hatte er auch eine Stille Teilhaberschaft an einem Leipziger Buchhändler und war einer der Mitherausgeber der »Allgemeinen Literaturzeitung«.

Im Jahre 1810 kehrte Heun nach Berlin zurück, wo er eine Anstellung beim preußischen Staatskanzler Karl August von Hardenberg antrat. Während des Befreiungskrieges war Heun auch Mitglied der Redaktion der »Preußischen Feldzeitung«. Den Feldzug der Jahre 1813/14 erlebte der preußische Beamte und Schriftsteller im preußischen Hauptquartier. Im Jahre 1813 erschien sein Lied »Der König rief und alle, alle kamen / Die Waffen muthig in der Hand«, dessen Anfangszeile zum geflügelten Wort jener Zeit wurde. Im Jahre 1814 erhielt er auch das Eiserne Kreuz. Auch am Wiener Kongress nahm er in den Jahren 1814/15 teil.

Nach dem Wiener Kongress fand Heun zunächst im diplomatischen Dienst eine Verwendung als preußischer Geschäftsträger in Sachsen. Im Jahre 1820 übernahm er den Posten eines leitenden Redakteurs bei der »Allgemeinen Preußischen Staatszeitung« und wechselte als Geheimer Hofrat an das Generalpostamt.

Der literarische Erfolg, des seit seinem Studium schreibenden Autors, erfolgt mit der Erzählung »Minili«, einer Liebesgeschichte zwischen einem mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichneten deutschen Offizier und einer Bergbauerntochter im Berner Oberland. Er bediente sich der Romantisierung der Schweizer Bergwelt und deren Bewohner und wie der Kampf zwischen Tugend und Begehren. Heun wurde zum Publikumsliebling und Vielschreiber. In den folgenden Jahren veröffentlichte er jährlich mehrere Romane und Erzählungen. So veröffentlichte der Autor zwischen 1827 und 1830 mehr als 80 mit rund 2.700 Seiten bei August Friedrich Macklot in Stuttgart. Auch eine Vielzahl an Theaterstücken, insbesondere Lustspiele, konnten sich eine lange Zeit im Bühnenprogramm behaupten.

Im Jahre 1828 erschien »The Robber’s Tower. A True Adventure« in der englischen Literaturzeitung »Blackwood’s Edinburgh Magazine« eine sehr freie Übersetzung seiner Erzählung »Das Raubschloss«. Diese Erzählung soll Edgar Allen Poe zu seiner weltbekannten Erzählung »The Fall oft he House of Usher« inspiriert haben.

Im Jahre 1825/26 war er Teil eines literarischen Skandals. Wilhelm Hauff einen Frontalangriff auf die zeitgenössische Trivialliteratur in der Manier Claurens und des Pseudonym einen Roman veröffentlichte: »Der Mann im Mond oder Der Zug des Herzens« ist des Schicksals Stimme. Hauff verschärfte den Angriff nochmals im Jahre 1827 mit der »Kontroverspredigt über H. Clauren und den Mann im Monde«. In dieser Schrift offenbarte Hauff seine Absicht mit einer Parodie Heun lächerlich zu machen und analysierte die Inhalte und den Schreibstil Claurens bewusst polemisch.

Auch der aus Düsseldorf stammende Heinrich Heine verhöhnte Heun im 14. Kapitel seiner »Ideen. Das Buch Le Grand«, wo er Clauren als »Sänger mit Korallenlippen, Schwanenhälse, hüpfenden Schneehügelchen, Dingelchen, Wädchen, minilichen, Küsschen und Assessorchen«.

Den literarischen Erfolg des Verspotteten schadete dies jedoch nicht.

Bereits im Jahre 1791 trat Heun der Freimaurerloge Minerva zu den drei Palmen in Leipzig bei und im Jahre 1803 wurde er in die Loge Archimedes zum Reißbrett in Altenburg aufgenommen. Im Jahre 1805 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Geraer Loge Archimedes zum Ewigen Bunde. Dieser Loge gehörte er bis zu seinem Tode an, auch war er Ehrenmitglied der Minerva.

Im Jahre 1799 ging Carl Heun die Ehe mit Henriette Breitkopf, die Tochter des St. Petersburger Verlegers Bernhard Breitkopf. Aus der Ehe stammte ein Sohn. Seine Frau starb im Jahre 1822. Eine zweite Ehe ging der Witwer im Jahre 1831 mit Friederike Sophie Hambrauer ein. Dieser ehe entstammten zwei Töchter.

Im Alter von 83 Jahren starb Schriftsteller Carl Heun als Geheimer Hofrat am 02.08.1854 in Berlin. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof I vor dem Halleschen Tor. Das Grab ist heute nicht mehr erhalten.

Werke:

  • Gustav Adolph. Eine Familiengeschichte aus zwey Jahrhunderten.
  • Das Raubschloß, 1812
  • Mimili, 1816
  • Das Raubschloß, 1818
  • Rangsucht und Wahnglaube., Dresden 1821
  • Liesli und Elsi, zwei Schweizergeschichten., Dresden 1821
  • Der Bräutigam aus Mexiko oder Die Kartoffel in der Schaale, 1824
  • Meine Ausflucht in die Welt. Eine Erzählung. [2 Bände], Dresden 1822
  • Das Vogelschießen. Lustspiel in 5 Aufzügen., Dresden 1822
  • Die Frauen-Insel., Dresden 1823.
  • Das Gasthaus zur goldenen Sonne. Lustspiel in vier Aufzügen., Wien 1825
  • Das Dijon-Röschen., Wien 1825
  • Leopoldine und Molly. [3 Bände], Dresden 1825
  • Der Sylvesterabend und der Doppelschuss. 2 Erzählungen., Dresden 1825
  • Liebe und Irrthum., Nordhausen 1827
  • Der Friedhof. [2 Theile], Dresden 1828
  • Scherz und Ernst. 10 Theile., Dresden 1820–1828.
  • Vergißmeinnicht. [Taschenbuch], Leipzig 1848–1853.
  • Schriften. [80 Bände], Stuttgart 1827–1829.

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