Heinrich Christoph Albrecht
* 00.11.1763 in Hamburg
† 11.08.1800 in Kielseng/Flensburg
Heinrich Christoph Albrecht wurde im Jahre 1763 in der Freien Reichsstadt Hamburg geboren. Zunächst besuchte er das renommierte städtische Johanneum und ging dann an die Universität Göttingen.
In Göttingen studierte der junge Albrecht Theologie und Philosophie. Göttingen galt seinerzeit als Vermittlungszentrum für englische Literatur. So bot sich dem Albrecht die Gelegenheit gründliche Kenntnisse in der englischen Literatur zu erwerben. Im Alter von 20 Jahren übersetzte er bereits Verse des englischen Dichters William Shakespeare ins Deutsche. Über diese Übersetzungsarbeiten schrieb Eschenbach - in seinem im Jahre 1787 erschienenen Werk »Ueber W. Shakespeare« - über Albrechts Tätigkeit als Übersetzer, der »Venus und Adonis« sowie »Tarquin und Lucrezia« im Jahre 1783 bearbeitet hatte, wie folgt:
Ich würde sie ganz übersetzen, wenn nicht Herr H.C. Albrecht, ein um die englische Literatur unter uns Deutschen, besonders durch seine Umarbeitung der Lowthischen Sprachlehre, vorzüglich verdienter Mann, beyde Gedichte vor einigen Jahren im Ganzen sehr glücklich übersetzt hätte. Es sey hier also an einem Auszuge des Inhalts und einiger sehr hervorstechender Stellen genug, den ich sogleich mit einigen kritischen Nachrichten und Bemerkungen über diese Gedichte verbinden werde.
Nach seiner Rückkehr nach Hamburg gründete Heinrich Christoph Albrecht zusammen mit seinen Brüdern Dietrich Rudolf, einen Sprachlehrer, und Detlev Wolder Albrecht (1761-1796) einen Armenarzt, in Eppendorf eine Schule. Die Zeit an der Schule war jedoch nur von kurzer Dauer und der Heinrich Christoph Albrecht entschloss sich als freischaffender Schriftsteller, Dichter und Theaterautor seinen weiteren Lebensweg zu begehen.
Er verkehrte in jenen Jahren unter anderen im Hause des Kaufmanns Ernst Friedrich Johann Westphalen. Im Jahre 1786 widmete der Dichter Albrecht der Frau von Westphalen ein langes philosophisches Gedicht. In diesem Gedicht sah er die Bestimmung des Menschen nicht in der Glückseligkeit im Jenseits lieg sondern im Bemühen auf Erden ein Reich der Wahrheit, Schönheit und Sittlichkeit zu errichten. An ihrem 29. Geburtstag im folgenden Jahre widmete er Christina Westphalen auch die »Freundschaft am Altar der Grazien«.
Nach Ausbruch der Französischen Revolution im Jahre 1789 trat der junge, von aufklärerischen Gedanken stark beeinflusste Schriftsteller, immer mehr als Verfechter und Befürworter der Pariser Ereignisse auf. So veröffentlichte er im »Journal alles Journale« mehrere Aufsätze über die Notwendigkeit eines Widerstandes gegen eine despotische Obrigkeit. Im Jahre 1791 gab er die »Hamburger Monatsschrift« zusammen mit seinem Freund Johann Anton Fahrenkrüger heraus. Diese Zeitschrift existierte jedoch nur ein halbes Jahr und nach deren Einstellung bemühte er sich als Theaterkritiker in die Fußstapfen von Lessing zu treten. Er unterzog im gleichen Jahr die von der Theatertruppe um Friedrich Ludwig Schröder aufgeführten Theaterstücke einer kritischen Betrachtung. Von dieser »Neuen Hamburgischen Dramaturgie« erschienen insgesamt 16 Nummern.
Albrecht gehörte einigen Freimaurerlogen an. Diese Freimaurerlogen strebten eine gesellschaftliche Gleichheit sowie eine moralische Vervollkommnung der Gesellschaft an. Da die Gesellschaften ihr Innenleben vor den Augen der Öffentlichkeit abschotteten entgingen sie auch der staatlichen Überwachung. Zu jener Zeit war die Freimaurerei in vielen Kreisen der Bevölkerung sehr beliebt.
Zu diesen Geheimbünden gehörten auch die Rosenkreuzer die sich durch ihre Homunkulus sowie abstrusen geometrischen und kabbalistischen Symbolen die Zeit vertrieben und alchimistisch den Stein der Weisen und andere Belehrungen über Geister hervorzubringen versuchten. Auch der preußische König Friedrich Wilhelm II. und seine Minister Bischoffswerder und Wöllner gehörten diesem Geheimbund an. Durch seinen Freund Radike wurde er, nach dessen Austritt aus den Rosenkreuzern, in die Geheimnisse des aufklärungsfeindlichen Ordens eingeweiht. Albrecht versuchte mit seinem Werk »Geheime Geschichte eines Rosenkreuzers« über die Verbindung aufzuklären. So verspottete er die spirituellen und magischen Rituale des Ordens, die sich den kirchlich geförderten Unglauben zunutze machten, und drang darauf den Orden ein Ende zu bereiten. Sein Werk erschien zunächst in »Braunschweigischen Journal« als Fortsetzungsserie und im Jahre 1792 erschien es in Hamburg als Buch.
Auch mit den Freimaurern setzte sich der Schriftsteller auseinander. So untersuchte Albrecht in seinem Buch »Materialien zu einer kritischen Geschichte der Freimaurerei« gab er einen entsprechend kritischen Abriss des englischen Freimaurersystems. Dieses diente den Freimaurerlogen auf dem Kontinent zum Vorbilde. So betonte er in diesem Werke die Notwendigkeit der Freimaurerei, die sich der Verwirklichung der Sittlichkeitsgebote zum Ziel setzte. Er folgte in diesem Werk stark den bereits von Lessing mehr als zehn Jahre zuvor erschienen Werk über die Freimaurerei.
Zusammen mit seinen Freunden Reimarus, Schütz und Sieveking nahm er an der kurzlebigen Lesegesellschaft die im November und Dezember 1792 revolutions- und franzosenfreundliche Bürger der Stadt vereinigte. Albrecht gehörte auch der christlich-jüdischen Freimaurerloge »Einigkeit und Toleranz«, die um die Jahreswende 1792/93 ihre Blütezeit hatte. So betonte Albrecht am 04.10.1792 in der Loge »Einigkeit und Toleranz« dass das Festhalten der Juden an ihren orthodoxen Glauben nicht mit dem Staatswohl vereinbar sei. So sah er in der Abkehr vom talmudisch-rabbinischen Mosaismus, der eine Emanzipation der Juden verhindere, für notwendig. So sagte er:
Die Juden sind eine Nation, die kein Vaterland hat und sich in allen den Ländern, wohin ihr reisendes Leben sie führt, mit ihrer belastendsten Bürde schleppt, die allenthalben, wohin sie kommt, das schlimmste, was sie hat, mitbringet, ihre eigene Verfassung; eine Verfassung, die die der Kultur Trotz bietet, Veredlung ausschließet und Knechtschaft an die Stelle der Moral und Humanität setzt. [...] Die jüdische Nation kann eines besseren schicksals, als sie durch Schuld ihrer Verfassung bis dahin in Europa genießet, allein dadurch empfänglich werden, daß sie sich einer reinen Achtung guter Gesinnungen befleißigt und schlechte Handlungen mit der Unparteilichkeit einer strengen Gerechtigkeitsliebe verachten lernt.
Diese Rede stieß bei den jüdischen Mitgliedern der Freimaurerloge »Einigkeit und Toleranz« auf heftigen Widerstand und so sah Albrecht sich genötigt in den Aufsatz »Über die Veredlung der jüdischen Nation« dies seinen jüdischen Zuhörern weiter zu erläutern. In diesem Aufsatz erwähnte er - nicht ohne Stolz - dass Moses Mendelssohn sein Lehrer und Freund gewesen sei. Doch rückte er von seiner Position vom 04.10.1792 nicht ab, weil er glaubte dass sich die Juden nicht den Moralgesetzen anderer Völker unterwerfen würden. Diese Rechtfertigungsschrift erschien im März 1793 im »Schleswigschen Journal«. So führte er aus:
Solange die Juden mit den Joche eines göttlichen Gesetzes auf dem Nacken, das ihnen der Ewige auferlegt haben soll, Rechte von uns verlangen, sind sie ein Volk, das mit den Waffen in der Hand unterhandeln will. Daß sie bitten und flehen und an unsere Menschenliebe appelieren, macht keinen Unterschied. Diese Bitten und Appellationen um und an Toleranz sind auch Waffen. [...] Noch bis diesen Augenblick fordert das unglückliche Volk nicht allein Vergünstigungen, Schutz und Beistand von uns, sondern selbst die Verbesserung der Nation wird aus unseren Händen erwartet.
So ironisierte Albrecht seine Kritik in der Abwandlung eines Bibelzitats »Das auserwählte Volk der Juden erwartete ihr Heil von den Heiden« Er kritisierte auch die Haltung von Moses Mendelssohn, der in seinem Werke »Jerusalem« seine jüdischen Mitbürger aufforderte auf staatsbürgerliche Rechte zu verzichten, wenn dies mit Einschnitten in den Religionsgesetzen verbunden sei. Diese Weigerung, den Glauben auch an die Gegebenheiten der Zeit anzupassen. So sei zwar das Christentum ursprünglich nur eine Abart des mosaischen Glaubens gewesen hätte jedoch durch die Reformation die Türen der Aufklärung geöffnet.
Albrecht war zwar bereit, den Juden staatsbürgerliche Rechte zuzugestehen und sie gesellschaftlich zu integrieren. Jedoch verband der Schriftsteller damit die Forderung einer Aufgabe der jüdischen kulturellen Identität. Er verkannte jedoch die enge Verbindung von Tradition, Sitten und Religionsgesetzen und die damit verbundene Enge von Religion und Nation sowie von Glauben und Volkszugehörigkeit. Eine solche Teilhabe der Juden an der Gesellschaft musste zwangsläufig zur Folge haben, dass sie im Laufe der Zeit ihre Angehörigkeit zum Glauben verlieren und sich als Staatsbürger sehen. Aus jüdischer Sicht würde auf diese Weise die Einheit von jüdischer Religion und jüdischer Nation aufgelöst. Die einzige Alternative, die Taufe der jüdischen Mitglieder, wollte Albrecht nicht propagieren.
Im Jahre 1791 tobte zwischen Edmund Burke und Thomas Paine in England eine erbitterte literarische Debatte zur Rechtmäßigkeit und Notwendigkeit der Französischen Revolution. Diese Diskussion erreichte auch sehr schnell Deutschland und führte zu der Frage ob das französische Beispiel auch eine deutsche Revolution hervorrufen könne. Gegner und Befürworter der »Neufranken« versuchten auf die öffentliche Meinung einzuwirken. Auch der Hannoveraner Oberhauptmann Freiherr von Knigge, der in Bremen lebte, beteiligte sich an der Diskussion mit der Feder. So übte der Freiherr in zahlreichen Schriften Kritik an den deutschen Fürsten und sowie ihren Ratgebern und der Kirche. Er trat für Aufklärung, Freiheit, Toleranz und eine republikanische Verfassung ein. Gerade für seine Werke »Benjamins Noldmanns Geschichte der Aufklärung in Abyssinien«; »Joseph von Wurmbrand, Kaiserlich abyssinischen Ex-Ministers. Jetzigen Notarii caesarii publici in der Reichsstadt Bopfingen, politisches Glaubensbekenntnis mit Hinsicht auf die Französische Revolution und deren Folgen« sowie »Des seligen Herrn Etatsrats Samuel Conrad von Schaafskopf hinterlassene Papiere, von seinen Erben herausgegeben«. Durch diese Werke versuchte Freiherr von Knigge die in weiten Teilen der Fürsten vorherrschende Meinung zu widerlegen, dass die Französische Revolution durch Illuminaten und Freimaurer vorbereitet wurde um die Staatsmacht zu stürzen und so die Machtverhältnisse im Staate zu verändern.
Johann Georg von Zimmermann, der bereits gegen den Aufklärer Friedrich Barth eine unrühmliche Rolle gespielt hatte, fühlte sich durch Knigges polemische Schriften persönlich beleidigt. So eröffnete er den Federkrieg mit dem Freiherrn mit einem Aufsatz der in der konservativen »Wiener Zeitschrift«. In einem weiteren Aufsatz setzte Zimmermann sich kritisch mit »Wurmbrand« auseinander. In diesen zweiten Artikel brandmarkte er den Freiherrn von Knigge als »Revolutionsprediger«.
Knigge strengte daraufhin einen Ehrenbeleidigungsprozess gegen Zimmermann an. Nach drei Jahren Verhandlungen musste der Hofrat aus Hannover offiziell Abbitte und eine Ehrenerklärung publizieren.
Durch die Äußerungen des Hofrats Zimmermann fühlte sich die Hamburger Gruppe um Reimarus und Albrecht persönlich beleidigt und man klagte Zimmermann des Denunziantentums. Anfangs hielt man die Schrift Albrechts, die anonym erschien für ein Werk aus der Feder Knigges. Durch den Schweizer Geologen Luc, der seit 1773 Vorleser der englischen Königin war, eine Verteidigungsschrift für Zimmermann. In dieser wurde Knigge und behauptete, dass die Menschenrechte von Paine und dem Freiherrn selbst erdichtet worden seien und somit den Ruf nach Anarchie gleichzustellen seien.
Im Frühjahr 1793 erschien eine weitere Rechtfertigungsschrift von Albrecht. Er forderte in dieser seine Mitbürger auf, den Machtmissbrauch der Gewalthaber zu steuern und sich für Reformen einzusetzen. So forderte er, dass die Deutschen die Möglichkeiten der Französischen Revolution um sich selbst von Ungerechtigkeit, Freiheit und Willkürherrschaft zu befreien.
Im Sommer 1792 beendete Albrecht sein Hauptwerk »Versuch über den Patriotismus« und suchte einen Druckort für dieses Werk. Sein Versuch das Werk in Chemnitz drucken zu lassen, wurde durch die sächsische Zensur verhindert. Seine Versuche das Werk in Hamburg zu publizieren scheiterten ebenfalls. Der Chemnitzer Rat wandte sich am 20.11.1792 an den Hamburger Senat um den Druck der Schrift in der freien Reichsstadt zu verhindern. Doch der Hamburger Senat erteilte, die Schrift kritisierte nicht die Stadtverfassung und sei keine Aufmunterung der Untertanen gegen ihre Obrigkeit aufzustehen. Für die den »großen Haufen« sei es unverständlich. Der Begriff des Patriotismus war schon vor der Französischen Revolution zum Gegenbegriff des absolutistischen Staates geworden. Seit Beginn der 1770er Jahre nahmen stolze Vertreter der bürgerlichen Öffentlichkeit eine patriotische Haltung für sich in Anspruch. So wollte man sowohl die Wertmaßstäbe als auch die Denkmodelle des absolutistischen Staates sprengen.
Bereits im Jahre 1789 diskutierten führende Aufklärer ob denn in Deutschland Patriotismus überhaupt möglich sei. Man kam zu dem Ergebnis, dass dies in Deutschland auf Grund der anerzogenen Unterwürfigkeit unter den Willen der Mächtigen und partikularisierte Geisteshaltung dieses verhindern würden. Man ging sogar soweit, dass man Patriotismus mit dem Abschütteln der Fürstengewalt gleichsetzte. Der große Königsberger Philosoph Immanuel Kant definierte den Begriff Patriotismus folgendermaßen:
Patriotismus ist nämlich die Denkungsart, da ein jeder im Staat (das Oberhaupt desselben nicht ausgenommen) das gemeine Wesen als den mütterlichen Schoß [...] betrachtet, nur um die Rechte desselben durch Gesetze des gemeinsamen Willens zu schützen, nicht aber seinen Unbedingten Belieben zum Gebrauch zu unterwerfen. Dieses Recht der Freiheit kommt ihm, dem Gliede des gemeinen Wesens, als Mensch zu, sofern dieser nämlich ein Wesen ist, das überhaupt des Rechts fähig ist.
Albrecht hingegen ging in seiner Schrift »Versuch über den Patriotismus« nicht auf diese Definition des großen Königsberger Philosophen ein sondern betonte vielmehr den sozialen Aspekt der Vaterlandsliebe. Für ihn sollte die brüderliche Gesellschaft an die Stelle der privilegierten Minderheit treten. Ein erster Schritt sollte die völlige Gedankenfreiheit sein. So war nach Ansicht Albrechts wahrer Patriotismus nur durch Völkerfreundschaft, Volksverbundenheit und Pazifismus und Abschaffung aller Standesvorteile möglich. Diese Elemente könnten sich jedoch nur in einem Staate entwickeln, der auf einer sozial gerechten Basis stünde und dies wäre nur in einem Gemeinwesen mündiger, selbstbestimmter Bürger möglich, die auch die Interessen der arbeitenden Bevölkerung berücksichtigen würde. Vaterlandsliebe bedeutet die Befürwortung demokratischer Lebensordnung und Gleichberechtigung aller Nationen.
Albrecht unterschied sich mit einem solchen Begriff von Patriotismus deutlich von dem bald aufkeimenden Pseudopatriotismus der politischen Romantik, die sich für eine Verherrlichung der mittelalterlichen Ständeherrschaft aussprach und gegenüber anderen Nationen von einer Vormacht- oder Vorrechtstellung ausging.
Die Denkweisen des Hamburger Jakobiners unterschieden sich sehr von denen seiner Zeitgenossen. So war Patriotismus ein ethischer und kein ökonomischer Begriff geworden. So war ihm, der sich mit der sozialen Situation in England auseinandersetzte - bewusst, dass eine bürgerliche Gesellschaftsordnung weder Klassenverhältnisse aufhob noch moralische Politik betrieb. Die wichtigsten Gründe, die eine Ausbreitung des Patriotismus verhinderten seien:
- Die Zunftrechte seien nicht im nationalen Interesse, da nur der freie emanzipierte Bürger Patriot sein könne.
- Die Kirchenlehre von irdischem Jammertal lenke vom vaterländischen Interesse ab. Solange die Kirchenvertreter Untertanengehorsam predigten und Eroberungskriege im Namen Gottes gutheißen, kann die Kirche ihrer moralischen Aufgabe nicht gerecht werden.
- Die Heere absolutistischer Staaten, die größtenteils aus geworbenen Söldner und armen Leuten bestünden lassen keinen Patriotismus entstehen.
Gerade im letzteren Punkt griff Albrecht Preußen an, das für viele Aufklärer durch seine Heeresdisziplin für die Keimzelle eines gereinigten Deutschlands angesehen wurde.
Insgesamt enthält das Werk Heinrich Christian Albrechts einige Hauptgedanken, die später auch von den bürgerlichen Demokraten der Revolution von 1848 aufgegriffen wurden. Insbesondere waren dies
- Sein politisches Staatsideal war eine parlamentarische Republik in der sowohl die Entfaltung des Individuums und die Gleichheit vor dem Gesetze. Das gebildete Bürgertum sollte die Staatsführung übernehmen.
- Sein philosophisches Menschenbild entsprach dem optimistischen Grundsatz Rousseaus wonach der Mensch der Vervollkommnung entgegenstrebt. Er glaubte an die Veränderungsbedürftigkeit der bestehenden Verhältnisse. Die Lehren von Hobbes (1588-1679) und Burkes (1729-1797) lehnte er entschieden ab. Vertreter, die sich für eine Unterwerfung unter ererbter Macht aussprachen betrieben eine Trennung von Moral und Macht.
- Er wandte sich sowohl gegen die katholische als auch gegen die evangelische Kirche da sie sich durch die Einfügung des Ständesystems in die göttliche Ordnung betrachtete und ein Widerstand dagegen ein Eingriff in die gottgewollte Ordnung darstelle.
- Für ihn war aus wirtschaftlicher Sicht die Arbeit die Quelle Güter sei. Damit bezog er gegen John Locke und Adam Smith eine klare Position. Ihm war auch schon früh bewußt, dass sowohl Naturkunde als auch Technologie den Menschen neue Möglichkeiten bei der Nutzung der Erde geben würden.
- Ihm waren die Widersprüche des Privilegiensystems ebenso bewusst wie der private Eigennutz eine bürgerliche Ordnung nicht aufhob. Einen gangbaren Weg zur Überwindung der sozialen Verhältnisse konnte er nicht aufzeigen.
Nachdem im Jahre 1793 Schütz aus Hamburg ausgewiesen wurde blieb Albrecht noch über ein Jahr in der Freien Reichsstadt ansässig. Er verkehrte auch weiterhin im Hause Reimarus. Ob er in jener Zeit auch noch mit Heinrich Würzer, der sich seit Anfang 1794 in der Stadt aufhielt, in Kontakt getreten ist, ist nicht überliefert. Würzer leitete unter anderem die von der Loge »Einigkeit und Toleranz« gegründete Schule und war Herausgeber des »Historischen Journals«.
Schon seit dem Jahre 1792 besaß Albrecht in der Nähe von Flensburg eine alte Ziegelei. Durch eine Bürgschaft seines alten Freundes und Schwagers Ernst Friedrich Johann Westphalen konnte er das vor den Toren Flensburgs gelegene Freigut Kielseng erwerben. Diesem Besitz war sowohl eine Graupen- und Grüzmühle angeschlossen. Das Gut erwarb er am 08.07.1794.
Heinrich Christoph Albrecht heiratete am 20.07.1794 Margaretha Elisabeth Axen. Sie war die jüngere Schwester von Christina Westphalen die er in deren Haus in Hamburg kennenlernte.
Nach der Hochzeit begab sich das junge Paar nach Flensburg um sich auf ihren Landsitz Kielseng niederzulassen. Sowohl die Landwirtschaft als auch die Ziegelei ermöglichten dem Paar ein auskömmliches Leben. Albrecht blieb jedoch weiterhin auch als politischer Schriftsteller tätig. So veröffentlichte er im Jahre 1794 eine Abhandlung über die englische Staatsverfassung. Er untersuchte die sozialen Unruhen, die eine Begleiterscheinung der Industrialisierung darstellten und dem Freiheiten Englands, die im Koalitionskrieg 1794 verlorengingen. So kritisierte er sowohl die Ausweisung zahlreicher schottischer Jakobiner ebenso wie die Aufhebung der Pressefreiheit, der Habeas-Corpus-Akte und Hetze gegen politische Dissidenten. Er beschrieb ausführlich die Verfolgungen, die der englische AufklärerJoseph Priestley ausgesetzt war, der als Freidenker und Anhänger der Französischen Revolution gerade in Kreisen der anglikanischen Kirche verhasst war. Unter Zurücklassung seiner Habe floh er zunächst von Birmingham nach London. Eine von Priestern aufgehetzte Menge zündete Priestleys Haus an. Er versuchte an Hand dieses Vorfalls den Beweis zu führen, dass die Kirche die Ignoranz der Arbeiter zum Vehikel nutze um die politischen Nichtkonformisten mundtot zu machen.
Der Schriftsteller und Philosoph Heinrich Christian Albrecht starb am 11.08.1800 auf seinem Freigut Kielseng im Alter von nur 37 Jahren. Drei Jahre nach seinem Tode verkaufte seine Gattin Margarethe Albrecht das Gut und zog in das Stadthaus ihrer Schwester Christina zurück.
Werke:
- A short Grammar of the german tongue'. Hamburg, 1786
- Neue Hamburgische Dramaturgie, 1791 [Herausgeber]
- Geheime Geschichte eines Rosenkreuzers, 1792
- Rettung der Ehre Adophs, Freiherrn von Knigge, welchen der Herr Hofrat und Ritter von Zimmermann in Hannover als deutschen Revolutionsprediger und Demokraten darzustellen versucht hat, 1792 [Anonym]
- Materialien zu einer kritischen Geschichte der Freymaurerey. Hamburg, 1792
- Versuch über den Patriotismus
- Über die Veredlung der jüdischen Nation, 1793
- Untersuchung über wahre und fabelhafte Theologie als Übersetzung von Thomas Paine, 1794
- Carl des Ersten, König von England. Leben und Thaten - dramatisch bearbeitet., 1796