Johann Frizen

* 00.00.1753 in Odenthal
† 00.00.1833 in Odenthal

Johann Frizen wurde im Jahre 1753 in Odenthal geboren, das zu jener Zeit noch aus den Kirchspielen Oberkirspel und Unterkirspel bestand. Er war der Sohn von Gottfried Frizen aus Schmeisig und der Osenauer Anna Christine Selbach. Über die Kindheit ist wenig überliefert und es ist anzunehmen, dass der junge Frizen zunächst in der Villa Carthusiana in Osenau aufwuchs. Sein Vater bewirtschaftete als Ackerer gepachtetes Land.

Schon früh erhielt er – vermutlich bei Pastor Johann Adolf Fischer von St. Pankratius seinen ersten Unterricht. Hier dürfte er mit Stephan Cremer, später als »Schwarzer Steffen« berühmt-berüchtigt, begegnet sein. Im Jahre 1773 besuchte er, im Alter von 20 Jahren, die Universität zu Köln.

Im Jahre 1779 heiratete Johann Frizen in St. Pankratius zu Odenthal Chatharina Margarete Eck aus Osenau. Das Paar hatte neun Kinder, wobei zwei Mädchen bereits im Kindesalter starben.

Im Jahre 1785 war Johann Frizen bereits als Halbwinner des Osenauer Hofes in Erscheinung getreten, wodurch er einen Anspruch auf die Hälfte der Erträge des Hofes hatte. Die restlichen Erträge erhielt das Kölner Stift St. Gereon. Über die Hintergründe dieses Aufstieges ist heute jedoch nichts mehr bekannt. In jenen Jahren trat er auch immer wieder als Zeuge in Pachtprozessen mit dem Sensenhammer Freudenthal in Schlebusch auf. Zwei Jahre später wurde er vom Grafen Wolff-Metternich, Herr auf Strauweiler, »wegen seiner schönen Handschrift und seiner neunjährigen Schulen, mithin in allen Vorfällen brauchbar« als Schöffe vorgeschlagen. So erhielt er ein entsprechendes Schöffenpatent am Landgericht Strauweiler. Zu seinen Aufgaben gehörte von nun an die Ermittlung und Taxierungen aber auch Besitzteilungen, Kostenrechnungen, Schlichtungen, Vergleiche und die Tätigkeit als Gerichtsschreiber. Im gleichen Jahr wirkte Frizen auch im Prozess gegen den »Schwarzen Steffen« mit. Cremer war der 1787 letzte in Odenthal hingerichtete Deliquent.

Im folgenden Jahr war er bei der Vereidigung des neuen Rentmeisters Karl Josef Tils zugegen. Er war auch im Prozess gegen Stephan Cremer als Gerichtsschreiber beteiligt. Frizen gab seinen Herren Wolff-Metternich regelmäßig über die Einkünfte und Umtriebe in Ober- und Unterkirspel Bericht. Im Jahre 1791 verlangte der Landesherr, Carl Theodor eine Aufstellung des Besitzes im Ort und der Schöffe kümmerte sich um die Bestandserhebung.

Am 29.06.1796 zogen marodierende französische Husaren von Opladen kommend durch Odenthal und verbreiteten Angst und Schrecken. Die Soldaten plünderten Häuser und die die Kirche aus. Sie schlugen den Pfarrer und schändeten junge Mädchen. In Osenau brannten sie ein Haus nieder und der Bauer Geus wurde erschossen. Die Bewohner der Ortschaften flüchteten mit ihrem Vieh in die Wälder, wo sie vor den französischen Soldaten in Sicherheit waren. Johann Häck, der später als »Franzosendrescher« bekannt wurde, verteidigte den Eingang seiner Scheune mit einem Dreschflegel und schlug eine Schar angreifender Husaren in die Flucht. Zu den Aufgaben Frizens gehörte es die verheerenden Schäden, die die Revolutionssoldaten hinterlassen hatten, zu protokollieren. Der 29.06.1796 wurde von nun an in der Region der Schreckenstag von Odenthal genannt.

Der Gleichheitsgedanke hatte jedoch auch die Odenthaler erfasst. So stellten zahlreiche Pächter fest, dass sie Abgaben an die französische Besatzungsmacht leisten mussten, während die Freihöfe des Grafen von Wolff-Metternich freigestellt waren. Frizen wurde von den Unterkirsplern zu ihrem Sprecher gewählt. Sein Auftrag lautete vor dem Notar Beschwerde einzulegen. Die vorsichtig formulierte Klage wurde vom Grafen zurückgewiesen. »Hier gebe es keine Verhältnisse wie im polnischen Landtag!«. Erst zwei Jahre später befand ein Düsseldorfer Gericht, dass künftige Abgabenregelungen für Pächter und Freihöfe getrennt erlassen werden sollen. Den Pächtern wurde eine entsprechende Einsicht verwehrt.

Mit dem Jahre 1801 wurde auch Odenthal, wie das gesamte linke Rheinland Teil des französischen Staates. Die Kirchengüter wurden im Zuge der Säkularisation aufgelöst und versteigert. So wurde auch der Osenauer Hof, der im Besitz des Kölner St. Gereon-Stifts war, von Johann Frizen erworben.

Im Jahre 1805 wurde das Großherzogtum Berg an Joachim Murat übergeben, der auch die Schöffen auch sich einschwören ließ. Im Jahre 1808 übernahm Napoléon selbst die Regierungsgeschäfte. Im November des gleichen Jahres wurde Frizen zum Maire von Odenthal berufen. Hierbei handelte es sich jedoch in erster Linie um ein Ehrenamt. Der Osenauer Hof wurde zum Amtssitz des neuen Maire.

Die nach französischem Vorbild ausgerichtete Verfassung des Großherzogtums Berg verlangte der Gemeinde mehr Aufgaben ab, die sowohl vom Maire als auch den Schöffen durchzusetzen waren. Es gab neuerdings Regelungen zur Wasserversorgung über die Fließgewässer oder ein Verbot von Stroh- und Schindeldächern. Verfügungen zum Waldschutz und gegen Holzfrevel oder Einschränkungen beim Tabakrauchen mussten durchgesetzt werden. Auch wurde ein kirchlicher Napoléon-Tag angesetzt und durch den Maire überwacht.

Nachdem im Juni 1809 seine erste Frau verstarb, heiratete er nur kurze Zeit später die gerade einmal 21 Jahre alte Christine Büscher aus Fahn, die als Magd in Osenau lebte. Das Paar hatte noch zwei gemeinsame Kinder.
Im Jahre 1811 ermittelte er für eine Statistik für Odenthal, das es in 74 Ortschaften insgesamt 502 Häuser, 6 Mühlen, 2 Kirchen und Rittersitze gab.

Nachdem um die Jahreswende 1813/14 die napoleonische Herrschaft in Odenthal vorüber war, gehörte der Ort zunächst zum Generalgouvernement der Verbündeten Monarchen und wurde von Preußen verwaltet. Frizen wurde durch die neuen Herren als Bürgermeister bestätigt, während die Schöffen entlassen wurden.

Im Jahre 1815 wurde er – mit Übergang des Gebiets an den preußischen Staat – zum Königlich Preußischen Bürgermeister berufen und sollte dieses Amt bis zum Jahre 1833 innehaben. Im gleichen Jahr informierte er die preußische Regierung sofort über einen Brand in Altenberg, dem der dortige Dom zum Opfer fiel. Er setzte nun auch preußische Regierungsanordnungen durch und legte Verzeichnisse über Kunstgegenstände, Denkmäler und historische Ereignisse an.

Im Jahre 1826 setzte der das Odenthaler Kataster um, in dem die Gemeindegrundstücke erfasst wurden. Im gleichen Jahr musste der Bürgermeister die Einführung der allgemeinen Schulpflicht umsetzen. So sorgte er für die Einrichtung der Schule neben der Odenthaler Kirche und richtete ebenfalls in den Vikariaten Fahn und Altenberg kleinere Schulen ein.

1829 verordnete er, dass in jedem Haus ein mit Namen versehener Wassereimer zu stehen hat. Eine Überprüfung dieser Brandschutzmaßnahme wurde durch eine »Polizey-Visitation« überprüft. Im Jahre 1833 legte Frizen eine Registratur mit einer 15-Punkte-Systematik vor, die zur Archivierung von Gemeindeschriftgut galt.

Nach seinem Ausscheiden als Bürgermeister, er hatte 46 Jahre der Gemeinde vorgestanden, erhielt er auf Antrag seines Sohnes und Nachfolgers als Bürgermeister, Joseph Frizen, die Silbermedaille für Zivildienste des preußischen Staates verliehen.

Johann Frizen starb im Jahre 1838 im Alter von 80 Jahren in Odenthal.
 

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