Franz Anton von Zauner
* 05.07.1746 in Unterfalpetan in der Gemeinde Kaunertal/Tirol
† 03.03.1822 in Wien
Geboren wurde Franz Anton Zauner in Unterfalpetan in der Tiroler Gemeinde Kaunertal. Er stammte aus ärmlichen Verhältnissen und kaum ein Jahr alt verlor er seinen Vater bereits und hinterließ die Mutter mit fünf Kindern zurück.
Schon früh bemühte sich die Mutter um die Ausbildung ihres Sohnes. Ihr Bruder Joseph Deutschmann (1717-1787), Bildhauer aus St. Nikolai bei Passau, versprach ihr, den Jungen auszubilden, wenn er Fleiß und Talent zeige. So erhielt er von der Mutter einen Meisel und weiteres Werkzeug und Vorlagen geschenkt. Schnell entwickelte der junge Zauner eine Begeisterung und Passion für das Handwerkliche.
Als der Bildhauer Balthasar Horer (1705-1760) auf den Knaben aufmerksam wurde, schenkte er ihm bessere Vorlagen und nahm Zauner mit in das Benediktinerstift Marienburg in Tirol. Dort konnte er ihm über die Schulter schauen.
Im Jahre 1756 ging der Franz Anton Zauner nach St. Nikolai zu seinem Onkel. Dieser besaß dort eine sehr ansehnliche Werkstatt mit 6 Gesellen und arbeitete an Kirchenaltaren, Kanzeln und ähnlichen.
Bei dem Onkel lernte er in den nächsten 10 Jahren insbesondere das handwerkliche Rüstzeug um jegliches Material mechanisch zu bearbeiten. Die bei seinem Onkel Deutschmann erlernten Techniken dienten in seinem späteren Leben als Basis zur Lösung manch kniffliger Aufgabenstellung.
Im Jahre 1766 ging er nach Wien. Ausgestattet mit einem Empfehlungsschreiben seines Meisters kam er nun in die Obhut des Professors Jakob Schletterer (1700-1774). Hier schuf er zwei Engel, die er im Steinbruch aus innerhalb von 8 Tagen aus den groben Stein meiselte. Während seiner Zeit an der Akademie erlernte er a Hand von Vorbildern und Büchern die menschliche Anatomie kennen. Nach fünf Jahren an der Akademie trat er in die Dienste von Johann Wilhelm Beyer (1729-1797), der mit Arbeiten für den Schönbrunner Schlossgarten beschäftigt war, und leistete diesem in den Folgejahren große Hilfe bei der Umsetzung dessen Werke aber auch mancher eigenen Kreation. Diese galten jedoch nicht als sein eigenes Werk.
Zunächst ließ er sich vom Stil Georg Raphael Donners (1693-1741) beeinflussen. Als er dessen Figuren, die später den Brunnen auf dem Wiener Neumarkt zieren sollten, zwischen Schutt und allerei Müll fand, bemühte er sich diese wiederherzustellen. Er nutzte seine freie Zeit auch um Architektur zu studieren.
Als der Augenarzt Joseph Barth (1745-1818) auf Kosten des kaiserlichen Hofes in den 1770er Jahren daran ging, eine anatomische Sammlung aufzubauen, beauftragte er den jungen Zauner mit der Anfertigung von Holzmodellen. Die Wahl fiel auf Zauner, da dieser schon in jenen Jahren als jemand galt, der streng nach der Natur arbeitete. Maria Theresia war von der Arbeit so begeistert, dass sie den jungen Mann die Goldene Medaille verlieh. Das Angebot für die nächsten 12 Jahre weiterhin anatomische Modelle zu erstellen und hierfür ein Jahressalär von 1000 fl. vom Hofe zu erhalten, lehnte er jedoch ab.
Wenzel Anton Fürst von Kaunitz-Rietberg (1711-1790) war von der Kunstfertigkeit Zauners dermaßen begeistert, dass er ihn im Jahre 1775 seinen ersten öffentlichen Auftrag vermittelte. Seine Aufgabe war die Anfertigung der Figuren der Donau und der Ems für den Neptunbrunnen im Ehrenhofv von Schloss Schönbrunn. Nach zwei Wochen war das Modell des Brunnens bereits fertig und fand sowohl den Beifall des Fürsten als auch des Kaisers Joseph II. Als Belohnung wurde ihm eine Pension gewährt um nach Italien zu gehen.
So hielt sich Zauner zwischen 1776 und 1781 für mehrere Jahre zusammen mit seinen Freund Friedrich Heinrich Füger für einen ausgedehnten Studienaufenthalt in der Ewigen Stadt auf. Hier kam er mit den Schriften Johann Joachim Winkelmanns in Berührung. Dies sollte seinen späteren künstlerischen Stil entscheidend beeinflussen, da er sich von nun an einem strengen Klassizismus, der der Antike nachempfunden war, verpflichtet fühlte.
Auch in dem Maler Mengs (1728-1779) fand er einen wohlwollenden Förderer. Dieser öffnete ihn sein umfangreiches Kunstkabinett für Studienzwecke.
In jenen Jahren lieferte er mehrere Arbeiten aus Rom nach Wien. Hierzu gehörten Kopien der Statuen »Apollo vom Belvedere« sowie »Andromeda befreit den Perseus«. Auch die Marmorstaue »Klio« wurde von ihm geschaffen.
Nach seiner Rückkehr aus Rom fand er im Jahre 1782 eine Anstellung als Akademischer Rat und Professorenadjunkt an der Wiener Akademie der Bildenden Künste. Zwei Jahre später wurde er zum Professor der Bildhauerkunst und Mitglied der k. k. Kunstakademie. Im Jahre 1796 wurde er zum Hofstaturius berufen und folgte im Jahre 1806 seinem Freunde Füger auf den Posten des Direktors der Akademie der Bildenden Künste. Dieser war zuvor Direktor der k.k. Belvederegallerie geworden. Dieses Amt hielt er bis zum Jahre 1815 inne. Dann trat er mit einer Pension von jährlich 3.000 fl. in den Ruhestand.
Für das Palais der Grafen von Fries am Josephsplatz, das als eines der wenigen streng klassizistischen in Wien gilt, schuf er die Fassadenskulpturen »Handel« und »Freiheit«. Beide Steinskulpturen sind über 4m groß. Weitere Arbeiten an diesem Hause waren zwei Figurengruppen am Portal des Hauses, die weibliche Karyatiden zeigten und etwa 4,50 m hoch sind. Im Besitz des Grafen Fries befanden sich noch weitere Figuren Zauners, wie beispielsweise der »Hymen« eine aus carrarischen Marmor gefertigte Figur, die in der rechten einen Blumenkranz hält während die Linke mit einer brennenden Fackel das Opfer auf dem Altare entzündet.
Weiterhin schuf er nach Plänen seines Freundes Füger das Reiterstandbild Kaiser Joseph II. auf dem Wiener Josephsplatz. Leopold II. wird in der Kleidung eines römischen Imperators auf einem Pferde sitzend dargestellt. Die eine Hand ist wie zum Siegen dem Himmel entgegengestreckt. Die Inschrift auf der Vorderseite lautet:
»Josepho II. Aug. qui saluti publico vixit non diu sed totus«
während auf der Rückseite
»Franciscus Rom. Et. Ag. Imp. Ex. Fratre nepos parenti posuit 1806«
angebracht ist. An beiden langen Seiten befinden sich zwei große Basreliefs, die aus Erz gegossen, und an den Ecken vier Pilaster in korinthischer Ordnung mit 16 Bronzemedallons. Diese stellen als Münzen die merkwürdigsten Ereignisse aus dem Leben des Kaisers dar.
Dieses Objekt galt als Zauners Hauptwerk. Begonnen hatte er die Arbeit bereits im Jahre 1795. Doch erst im Juni 1806 konnte die Überführung vom Ort des Gusses zum Josephsplatz erfolgen. Die feierliche Enthüllung des Denkmals fand am 24.11.1807 statt. Die Kosten für das Kunstwerk beliefen sich auf 366.055 fl. in Bancozetteln.
Der italienische Bildhauer Antonio Canova war von der Vollkommenheit des Werkes Zauners dermaßen begeistert, dass er sich zu der Äußerung hinreißen ließ, dass
»das Denkmal übertreffe Alles, was bis dahin die neuere Kunst in Europa geschaffen«.
Er ließ die Wiener Gießer eigens nach Rom ein kommen. Sie sollten für ihn den Guss seiner Staute des französischen Kaisers und Königs von Rom, Napoléon, realisieren.
Im Jahre 1807 verlieh Kaiser Franz I. ihm für die Umsetzung des Reiterstandbildes seines Vaters den persönlichen Adel mit dem Prädikat eines Edlen von Falpatann. Er erhielt auch noch eine goldene Dose, die mit Brillianten verziert war, und ein Geldgeschenk von 10.000 fl. In der Wiener Augustinerkirche schuf er ein Reiterstandbild Kaiser Leopold II.
Ebenso stammte aus seinen Händen das Grabmal des Feldmarschalls Laudon (1717-1790) in Hadersdorf. Es zeigt eine Kolossalgruppe aus grauen Marmor und einen auf einem Sarkophag hingesunkenen Krieger in tiefen Schmerze. Das Schild zur Seite gelegt und das Haupt in die Hand gestützt in der Hand..
Aus seinen Händen stammte auch das Grabdenkmal Kaiser Leopold II. in der Hofkirche bei den Augustinern in Wien. Hierzu ruhte ein geharnischter Leichnam im Sarkophag. An diesem lehnte sich die Religion stehend gegen die Leiche. An den Seiten des Postamentes wurden die Verdienste Kaiser Leopolds II.für den österreichischen Staate in erhabenen Bildern dargestellt. Die zwei überlebensgroßem Hauptfiguren des Grabmals sind aus weißen Marmor gefertigt, während der Sarkophag und das Postament aus farbigen böhmischen Marmor gefertigt wurden. Insignien und Verzierungen wurden aus vergoldeter Bronze angefertigt. Der Kupferstecher Johann Peter Pichler (1765-1807) hat jenes in geschabter Manier in Kupfer gestochen.
Insgesamt gilt Zauner als einer der bedeutensten Köpfe des Wiener Frühklassizismus. Er brachte auch den vom Bleiguss verdrängten Bronzeguss in Österreich wieder zur Geltung.
Franz Anton Zauner starb am 03.03.1822 in Wien. Er wurde auf dem katholischen Friedhof Wien Matzleindorf, dem heutigen Waldmüllerpark, beigesetzt.
Mythologische Werke
- apollo von Belvedere
- Andromeda befreit den Perseus
- Klio
- Handel am Fries’schens Hauses am Josephsplatz
- Freiheit am Fries’schens Hauses am Josephsplatz
- 2 weibliche Karyatiden am Portale des Fries’schens Hauses am Josephsplatz
- Hymnen, Statue
- Demosthenes, Marmorbüste
- Homer, Marmorbüsten
- Der Heilige Georg im Kampf mit dem Drachen. Alabaster-Statuette im Museum Insbruck
Grabmale
- Begegnung des Vaters mit dem Sohne im Elysium im Schlosspark Vöslau
- Grabmal Feldmarschall Laudons ins Hadersdorf bei Wien
- Das Grabdenkmal Leopolds II. in der Hofkirche bei den Augustinern in Wien.
Portraitbüsten und Portraitmedaillons
- Brustbild des Staatskanzlers Fürsten Kaunitz, in Marmor (lebensgroß) für die russische Kaiserin Katharina
- Staatskanzler Wenzel Anton von Kaunitz, Lebensgroßes Brustbild aus Bronze für das Gartengebäude des Fürsten in Wien
- Brustbild Kaiser Franz I. aus carrarischem Marmor
- Brustbild Kaiser Franz I. aus Bronze in der theresianischen Ritterakademie.
- Brustbild Erzherzog Carl aus carrarischem Marmor für den Kronprinzen Ludwig von Bayern
- Brustbild Johann Alexander Ritter von Brambilla, kaiserlicher Leibarzt, aus Erz
- Lebensgroße Bronzebüste Rudolf Graf Wrbna
- Lebensgroße Marmorbüste Joseph Freiherr von Sonnenfels
- Große Porträtbüste des Fürsten Gallizin, damaligen russischen Botschafters am Wiener Hofe; aus Carraramarmor in dem von dem Fürsten gestifteten Militär-Erziehungshause zu Moskau.
- Lebensgroße Marmorbüste Joseph Freiherr von Sonnenfels in der Akademie der bildenden Künste.
- Lebensgroße Gipsbüste des Freiherrn Joseph Reinhart im Innsbrucker Museum.
Denkmäler
- Reiterstandbild Kaiser Josephs II. auf dem Josephsplatz in Wien