Johann Heinrich Franz von Wittgenstein
* 20.04.1797 in Köln
† 29.03.1869 in Köln

Johann Heinrich Franz von Wittgenstein wurde am 20.04.1797 in Köln geboren. Seine Eltern waren der Jurist Johann Jakob von Wittenstein, von 1803 bis 1815 Kölner Maire und Bürgermeister, und seiner Gemahlin Therese Haes, Tochter des höchsten weltlichen Beamten Kurkölns Friedrich Joseph Haes. Sein älterer Stiefbruder Johann Heinrich von Coels war von 1818 bis 1848 Landrat in Aachen während seine Stiefschwester Elisabeth von Coels mit dem Bankier Peter Heinrich Merkens, der auch Abgeordneter des Provinziallandtags und Präsidenten der Kölnischen Handelskammer, verheiratet war.
Das Elternhaus war wissenschaftlich und künstlerisch offen. Er besuchte das Gymnasium seiner Vaterstadt. Nach einem juristischen Studium in Berlin und Heidelberg trat er im Jahre 1823 eine Stelle als Auskultator in der preußischen Justizverwaltung an.
Im Jahre 1825 übernahm er eine Stelle als Landgerichtsrat zu Köln, ehe er in das Kollegium der Kölner Armenkasse eintrat. In dieser unbesoldeten Funktion verwaltete Wittgenstein einen großen Teil des Kölner Vermögens für die Armenfürsorge, die Hospitäler und Waisenhäuser. Hier konnte er gestaltend für die Kölner Wohlfahrtspflege wirken. Durch die Pariser Juli-Revolution von 1830 sowie eine restriktive Politik des preußischen Staates kam es auch in Köln zu einer Verteuerung der Grundnahrungsmittel, wodurch auch in der Rheinprovinz einzelne Proteste auftraten. Von 1831 bis 1848 gehörte der ausgebildete Jurist dem Kölner Stadtrat an. Von 1834 und im Jahre 1846 hatte er die Stelle eines unbesoldeten Beigeordneten für Finanzen und Banken inne. In dieser Funktion regelte er die finanziellen Verhältnisse zwischen Armenverwaltung und der Stadt. Zusammen mit seinem Schwager Merkens sowie weiteren Honoratioren der Stadt beschaffte er Brot zur besseren Versorgung für etwa 65.000 städtische Bewohner. Im ehemaligen Minoritenkloster gründete er eine Armenanstalt. Seine verwitwete Schwiegermutter, Therese Schaffhausen, unterhielt eine Armenmädchenschule. Er gehörte auch zu den Initiatoren des Taubstummenunterrichts.
Auch im Kölner Vereinswesen war Wittgenstein aktiv. So war er im Jahre 1842 erster Präsident des Kölner Dombauvereins, der das Ziel hatte den Kölner Dom fertig zu stellen. Selbstverständlich gehörte er dem Kölner Kunstverein sowie dem Theaterverein seiner Vaterstadt an.
Als erster Präsident des Festkomitees des Kölner Karnevals war er der Jurist bemüht, die Überschüsse des Karnevals der Armenverwaltung zukommen zu lassen. Als Karnevalist stand er auch liberalen Ideen positiv gegenüber und förderte die kritische Meinungsäußerung während der Karnevalszeit.
Im Revolutionsjahr 1848 gehörte Wittgenstein der preußischen Nationalversammlung an. Als 1829 in der lokalen Karnevalszeitung ein versteckter Artikel für eine preußische Verfassung erschien, folgte ein Verbot der vermeintlich unpolitischen Zeitschrift. Wittgenstein sowie die Karnevalsgesellschaft positionierten sich daraufhin öffentlich gegen die restriktive preußische Polizei- und Zensurpolitik, indem sie den Rosenmontagszug absagen, Totenzettel für den Karneval verteilt und Hanswurst in Ketten gelegt.
Auch war er, wie bereits 1846, der Chef der Bürgerwehr.
Im Jahre 1848 war er für sechs Monate Regierungspräsident zu Köln, und folgte auf Karl Otto von Rauner. Im folgte Eduard von Moeller. Im folgenden Jahr wurde er zum Vizepräsidenten des Preußischen Abgeordnetenhauses gewählt.
Seit dem Jahr 1850 gehörte er wieder dem Kölner Stadtrat an. Das ihm angetragen Amt des Kölner Oberbürgermeisters lehnte er jedoch aus gesundheitlichen Gründen entschieden ab.
Er gehörte als Aufsichtsratsvorsitzender der Cöln-Mindener Eisenbahngesellschaft auch zahlreichen Verkehrsunternehmen an. Er stand bei den Versicherungen Colonia und Concordia als Verwaltungsrat vor.
Seit dem 18.04.1829 war Wittgenstein mit Maria Therese Franciska Schaaffhausen, Tochter des Kölner Bankiers Abraham Schaffhausen verheiratet. Aus der Ehe stammten 11 Kinder, von denen der älteste Sohn Carl von 1868 bis 1884 Landrat des Kreises Köln war.
Johann Heinrich Franz von Wittgenstein starb am 29.03.1869 in seiner Vaterstadt. Seine letzte Ruhestätte fand er im Familiengrab auf dem Friedhof Melaten.