Christian Wilhelm von Schütz
* 13.04.1776 in Berlin
† 09.08.1847 in Leipzig
Christian Wilhelm von Schütz wurde am 13.04.1776 in Berlin als ältester Sohn des Geheimen Finanzrats Johann Georg Schütz (1736-1809) und seiner Ehefrau Esther (1743-1815) geboren. Sein Bruder Carl von Schütz (1777-1837) wurde später Wirklicher Geheimer Oberfinanzrat und Provinzialsteuerdirektor in der preußischen Rheinprovinz während Ferdinand von Schütz (1783-1845) preußischer Geheimer Regierungs- und Kassenrat war.
Zunächst besuchte der Knabe das Friedrichwerdersche Gymnasium in Berlin, wo er erste Bekanntschaft mit den um 3 Jahre älteren Ludwig Tieck Freundschaft schloss, und begann nach der Reifeprüfung an den Universitäten Würzburg und Erlangen Jura zu studieren.
Im Jahre 1798 kann der Jurist Schütz als Referendar zur königlich-kurmärkischen Kriegs- und Domänenkammer. Er machte in der preußischen Verwaltung Karriere. Im Jahre 1803 wurde ihn durch König Friedrich Wilhelm der preußische Freiherrentitel verliehen. Im Jahre 1807 wurde er, nachdem er zuvor das Rittergut Kummerow im Kreis Beeskow-Storkow in Brandenburg erworben hatte, zum Landrat berufen und zum Ritterschaftsdirektor der Neumark.
Doch im Jahre 1811 endete seine bis dahin sehr vielversprechende Laufbahn in der preußischen Verwaltung, da er sich gegen die von Stein und Hardenberg eingeleiteten Reformen wandte. Öffentlich kritisierte er die Einschränkungen der Feudalrechte der Rittergutsbesitzer. Auf Grund eines Protestes wurde er vom Dienst suspendiert. Hier hatte er eine ähnliche antireformerische Haltung wie sein Schwiegervater.
Nah nur vier Jahren starb im Jahre 1812 seine erste Ehefrau Barmine. Sie war die Tochter von Friedrich Ludwig Karl Finck von Finckenstein (1745-1812). Dieser Ehe entstammte die einzige Tochter Barnine (1810-1842), die den späteren preußischen Major Hermann von Haslingen (1802-1885) heiratete.
Seit dem Jahre 1814 lebte Schütz auf dem Gute seines Schwiegervaters in Ziebingen, wo auch der Schriftsteller Ludwig Tieck lebte.
Der junge Schütz gehörte zum Freundeskreis der Romantiker um August Wilhelm Schlegel und Ludwig Tieck. Zunächst veröffentlichte er lyrische Arbeiten, die auch wohlwollende Anteilnahme bei den Romantikern fand. Sein erstes Drama »Lacrimas«, das bereits im Jahre 1803 erschien, wurde nicht so gut aufgenommen. Das anonym von Schlegel veröffentlichte das Stück des als große dichterische Hoffnung geltenden jungen Mannes, doch erntete es nur negative Kritiken. Der Komponist Franz Schubert vertonte im Jahre 1825 zwei Szenen des Stückes. Kotzebue oder auch Goethe hielten das Werk auf Grund überbordender Bildlichkeit und des stilistischen und inhaltlichen Synkretismus für wenig lobenswert. Auch mit seinen 1807 erschienen Stücken »Niobe« und »Die Gräfin von Gleichen« konnte er die in ihm gesteckten Erwartungen nicht erfüllen. So galt er unter seinen Freunden eher als Außenseiter.
Zwischen 1820 und 1828 lebte Schütz in der sächsischen Hauptstadt Dresden. Dort hielt er auch mit Tieck, Fouqué, Loeben und Steffens in Verkehr stand. Auch mit den konservativen Schriftsteller Adam Müller von Nitterdorf pflegte er Umgang.
In jenen Jahren verfasste der Lyriker weiterhin Gedichte und mehrere Historiendramen im Stile Friedrich Schillers.
Im Jahre 1830 konvertierte Schütz, der von Haus aus Calvinist war, zum römisch-katholischen Glauben. Diese Entscheidung isolierte ihn von früheren Freunden entsprechend. Aber sein Freund Adam Müller von Nitterdorf animierte ihn zu einer umfassenden publizistischen Tätigkeit. So schrieb er von nun an über volkswirtschaftliche, kulturgeschichtliche aber auch kirchenrechtliche Fragen.
Für den Leipziger Buchhändler Friedrich Arnold Brockhaus übersetzte er die Memoarien von Giacomo Casanova vom Französischen in die deutsche Sprache, die zwischen 1822 und 1828 unter den Titel »Aus den Memoarien des Venetianers Jacob Casanova de Seingalt, oder sein Leben, wie wir er es in Dux niederschrieb« erschienen. Mit dieser Arbeit ging er auch in die Literaturgeschichte ein.
Schütz gilt auch als ein früher Kleist-Forscher und Rezensent des Autors.
In den Jahren 1842 bis 1846 war der Schriftsteller auch Herausgeber der katholischen Zeitschrift »Anticelsus« heraus.
Im Alter von 71 Jahren starb Christian Wilhelm von Schütz in Leipzig.
- Romantische Wälder vom Verfasser des Lacrimas. 1808
- Der Garten der Liebe, 1811
Dramen:
- Lacrimas, Schauspiel, 1803
- Niobe, Tragödie, 1807
- Der Graf und die Gräfin von Gleichen, Tragödie, 1807
- Graf von Schwarzenberg, Schauspiel, 1819
- Dramatische Wälder (Gismunda, Evadne), 1821
- Carl der Kühne, Drama, 1821
Essays und sonstige Schriften:
- Rußland und Deutschland oder über den Sinn des Memoire von Aachen, 1819
- Deutschlands Preßgesetz, seinem Wesen und seinen Folgen nach betrachtet, 1821
- Zur intellectuellen und substantiellen Morphologie, mit Rücksicht auf die Schöpfung und das Entstehen der Erde, 1821-1823
- Der Kirchenstaat, biblisch-prophetisch begründet in Rom, 1832
- Lücken der deutschen Philosophie, 1837
- Über die preußische Rechtsansicht wegen der gemischten Ehen, 1839
- Maria Stuart, Königin von Schottland. Treu nach historischen Quellen geschildert, 1839
- Über den katholischen Charakter der antiken Tragödie und die neuesten Versuche der Herren Tieck, Tölken und Böckh, dieselbe zu dekatholisiren, 1842
- Hegel und Günther. Nicht Posaunenklang des jüngsten Gerichtes, nur fünf philosophische Betrachtungen, 1842
- Weissagung des Bruders Hermann von Lehnin, 1847
Herausgeber:
- Aus den Memoarien des Venetianers Jacob Casanova de Seingalt, oder sein Leben, wie wir er es in Dux niederschrieb, Leipzig 1822-1828
- Anticelsus, Leipzig 1842-1846