Adam Müller von Nitterdorf
* 30.06.1779 in Berlin
† 17.01.1829 in Wien
Geboren wurde Adam Heinrich Müller am 30.06.1779 in der preußischen Hauptstadt Berlin. Sein Vater war Finanzbeamter und im Jahre 1798 studierte der junge Mann in Göttingen die Rechte und Geschichte. Die juristischen Vorlesungen hörte er bei Gustav von Hugo. Geschichte wurde ihm durch August Ludwig von Schlötzer und Arnold Hermann Ludwig Heeren. Besonders wurde der Student durch Friedrich Gentz geprägt. Von diesem erbte er dessen Anglophile.
Schon im Jahre 1800 hielt der Student Adam Heinrich Müller erste Vorlesungen über die politischen Ereignisse seiner Zeit im Stile Burkes. Er entschied sich schon in frühen Jahren für die Ordnung und gegen das revolutionäre Frankreich.
Besonders wurde der Student, der in Berlin unter der Anleitung von Friedrich Gentz Staatswissenschaften studierte, durch seinen Lehrer geprägt. Von diesem erbte er dessen Anglophilie.
Zunächst fand Müller eine Anstellung bei der Provinzialregierung der Kurmark als Rechtsreferendar. Diese Stelle gab er jedoch schon nach kurzer Zeit auf um bei der Familie Haza-Radlitz in Posen als Hauslehrer anzufangen. In jener Zeit verfasste er auch seine erste philosophische Publikation unter dem Titel »Die Lehre vom Gegensatz« Am 30.04. desselben Jahres – auf einer Reise zu seinem alten Lehrer Friedrich Gentz - konvertierte er zum katholischen Glauben. Müller nannte die Entscheidung später »den glücklichsten Entschluß« seines Lebens nannte. Er hielt sich zu jener Zeit auch länger in Wien auf, zuvor hatte er bereits mehrere Reisen nach Schweden und Dänemark und Polen unternommen.
Nach seinem Wienaufenthalt reiste er im Jahre 1806 über Polen nach Sachsen. In Dresden hielt Müller »Vorlesungen über die deutsche Wissenschaft und Literatur«. In diesen Vorlesungen zeigte er sich als begeisterter Anhänger der Romantik Schlegels. In seinen Vorlesungen, die ihn weit über die Grenzen Sachsens bekannt machten, propagierte er den Gedanken eines Ausgleichs der Gegensätze zwischen dem germanischen zum griechischen Element der europäischen Literatur. Es war der Widerspruch zwischen Klassik und Romantik die er in seinen Vorlesungen thematisierte. Er sah jedoch seine Theorien auch jenseits dichterischer oder philosophischer Ideen und weitete diese auch auf das politische Denken aus. In seinen Vorlesungen der Jahre 1808 und 1809 entwickelte sich dieser Gedanke. Im Jahre 1811 veröffentlichte er diese Vorlesungen unter dem Titel »Die Elemente der Staatskunst«.
Entsprechend seiner Lehrmeinung, das der Staatsphilosoph dem Staatspolitiker zur Seite stehen müsse propagierte er den Grundgedanken der politischen Romantik. Entsprechend hatte er dieses schon 1809 in seinem Werk über die »Elemente» publiziert. So setzte er die Idee des organisch gewachsenen Ständestaat mit seiner Tradition der Vertragsidee Rousseaus entgegen. So lautete seine Definition des Staates - die sowohl Befürworter als auch Gegner fand - als »Manufaktur … oder merkantilistische Sozietät, er ist die innigste Verbindung der gesamten physischen und geistigen Bedürfnisse, des physischen und geistigen Reichtums, des gesamten inneren und äußeren Lebens einer Nation, zu einen großen energischen, unendlich bewegten und lebendigen Ganzen«.
Adam Müller von Nitterdorf galt als Hauptvertreter der Politischen Romantik. So spiegelt sich in seinem Werk ein romantisch-aufklärerischer Mischstil wieder. Insbesondere in seiner wirtschaftstheoretischen Schrift »Elemente der Staatskunst« wurde dies deutlich erkennbar. Er untersuchte darin die geistigen Grundlagen von wirtschaftlich entwickelten Nationen. Hierbei lag sein Hauptaugenmerk auf der Fragestellung, wie diese Nationenen ihren Reichtum für alle Gesellschaftsschichten nutzbringend anwenden und zu einer gerechten Weltordnung führen könnte.
Auch gegen eine moderne aufgeklärte und liberale Wirtschaftstheorie eines Adam Smith sah er eine enge Bindung an das soziale Eigentum als Gegenentwurf vor. Er sollte auch in seinen späteren Jahren immer wieder das neue Wirtschaftsleben kritisieren.
Im Jahre 1808 gab Müller zusammen mit den Dichter Heinrich von Kleist die Zeitschrift »Phöbus« heraus. In den Jahren 1810 und 1811 fungierten beide auch als Herausgeber der »Berliner Abendzeitung«. Im Jahre 1809 zog er bereits wieder - inzwischen mit Sophie von Haza-Radlitz verheiratet - nach Berlin. Auch hielt er weitere historisch-politische Vorlesungen. Er trat nun auch in den preußischen Staatsdienst. Er lehnte jedoch die Reformpolitik des preußischen Staatskanzlers Karl August von Hardenberg ab. Mit seinen regierungskritischen Artikeln beabsichtigte er eine Diskussion über die preußische Reformpolitik in der Öffentlichkeit auszulösen.
Im Jahre 1811 fungierte er auch als Berater der preußischen Adelsopposition. Um den Freiherrn Friedrich August Ludwig von der Marwitz bildete sich eine Opposition gegen die Modernisierung des preußischen Staates nach der totalen Niederlage des Jahres 1806. Doch Karl August von Hardenberg gelang es die Opposition zu zerschlagen. Freiherr von der Marwitz wurde inhaftiert, die »Berliner Abendzeitung« musste ihr Erscheinen einstellen und Müller wurde als diplomatischer Beobachter nach Wien geschickt.
Als durch die Kriegsereignisse nach Preußen zurückkam verfasste er im Auftrage der Kurmärkischen Ritterschaft eine Anklageschrift gegen den preußischen Staatskanzler Karl August von Hardenberg. In der Schrift beschuldigte er den Staatskanzler revolutionärer Grundsätze bei der Modernisierung des Staates. Die Schrift blieb jedoch beim König ungelesen. Zuvor hatte dieser die Wiedereinstellung Müllers in den preußischen Staatsdienst abgelehnt.
In den Jahren 1813 bis 1815 - der preußische Staat hatte die Gehaltszahlungen für den Schriftsteller eingestellt - fand er Aufnahme im österreichischen Diensten. Er ging nach Tirol wo er für die österreichische Armee als Landeskommissar und Regierungsrat tätig war. Neben seiner Arbeit für die Regierung gab er auch den »Boten für Tirol« heraus. Er folgte 1815 Kaiser Franz I. in das Feldhoflager , wo der konservative Schriftsteller Aufnahme im Stabe des Fürsten Metternich fand. So wurde er bis zum Jahre 1826 als österreichischer Generalkonsul für Norddeutschland nach Leipzig entsandt. In Leipzig verfasste Müller zahlreiche - vorwiegend anti-preußische - Schriften. Zwischen 1816 und 1818 war erHerausgeber des »Deutschen Staatsanzeigers«.
Seine diplomatische Tätigkeit für Österreich war jedoch nicht so erfolgreich. So führte seine Kritik zu den Reformationsfestlichkeiten des Jahres 1817 zu einer ersten öffentlichen Auseinandersetzung seiner Person. Ein weiteres Mal erregte er großes öffentliche Aufmerksamkeit und Aufregung als er im nicht unerheblichen Maße an der Konvertierung des Herzogpaares Ferdinand Friedrich von Anhalt-Köthen und seiner zweiten Gattin Sophie Julie zum Katholizismus beteiligt war. Nun konnte Metternich den umtriebigen Diplomanten nicht mehr auf seinem Posten halten und berief ihn nach Wien zurück.
Ihm wurde der persönliche Adel verliehen. Als Hofrat arbeitete er die letzten drei Jahre seines Lebens noch in der Hof- und Staatskanzlei in Wien. Er starb am 17.01.1829 in seiner Wahlheimat Wien und fand seine letzte Ruhestätte in Engersdorf an der Seite von Zacharias Werner.
- Die Lehre vom Gegensatz, 1804
- Vorlesungen über die deutsche Wissenschaft und Literatur, 1806/1807
- Von der Idee der Schönheit, 1809
- Von der Idee des Staates, 1809
- Die Elemente der Staatskunst, 1809
- Die Theorie der Staatshaushaltung, 1812
- Versuch einer neuen Theorie des Geldes, 1816
- Zwölf Reden über die Beredsamkeit und deren Verfall in Deutschland, 1816
- Staatsanzeigen, 1816-1818
- Von der Notwendigkeit einer theologischen Grundlage der gesamten Staatswissenschaften, 1819