Friedrich Wilhelm Jungius
* 29.06.1771 in Alsleben/Saale
† 18.12.1819 in Berlin
Friedrich Wilhelm Jungius war Sohn eines evangelischen Pfarrers. Mit 18 Jahren begann er ein sechsjähriges Studium der Mathematik, Physik und Chemie an der Universtiät zu Halle. . Als Lehrer für Naturwissenschaften fand er zunächst eine Anstellung am Alslebener Gelehrtengymnasium ehe er im Jahre 1799 an der »Königlichen Realschule« antrat. Später wurde daraus das Friedrich Wilhelms Gymnasium.
Am 23.05.1804 war Jungius Augenzeuge eines gescheiterten Ballonaufstiegs im Berliner Tiergarten. Dieser, von Professor Bourget durchgeführte Versuch scheiterte auf Grund schlechten Materials.
In der Folgezeit baute Friedrich Wilhelm Jungius mit viel Sorgfalt und Umsicht einen neuen Ballon, der einen Durchmesser von etwa 8 Metern hatte. Am 16.09.1805 sollte der große Tag kommen und Professor Jungius füllte den Ballon im Garten der Tierarztschule mit Wasserstoff. Es handelte sich um ein Luftfahrzeug leichter als Luft und bestand aus einem Korb, Ballastsäcken und Korb bestand. Gegen 12 Uhr mittags war der Ballon soweit gefüllt, dass er den Start wagen konnte. Es gelang ihm eine Höhe von 6.500 Metern zu erreichen. Doch wegen des knappen Sauerstoffs in dieser Höhe fiel Jungius in Ohnmacht und erwachte erst wieder, als der Ballon - die Hülle riss und rettete ihm so das Leben - sich im Sinkflug befand. Nach gut 90 Minuten Flugdauer und einer Flugstrecke von etwa 50km gelang es ihm in der Nähe von Müncheberg.
Obwohl Friedrich Wilhelm Jungius über Nacht zu einer gewissen Berühmtheit gelangte, sah er doch eher den wissenschaftlichen Nutzen seiner Flüge im Vordergrund. So machte er zahlreiche Aufzeichnungen um seine Flugreisen auch durch mathematische Berechnungen nachzuvollziehen.
Am 19.05.1806 stieg Jungius erneut mit einem Ballon auf. Diesmal nahm er den Sohn des Bäckers Költz mit an Bord. König Friedrich Wilhelm III. und seine Gemahlin Luise wohnten dem Start der beiden Luftpioniere bei. Nachdem der junge Költz auf Grund des wenigen Sauerstoffes ohnmächtig wurde, riss Jungius die Reißleine um den Sinkflug des Ballons einzuleiten. Bei der folgenden Landung schlug der Korb so heftig auf, das Költz - ein Schüler von Jungius - aus der Gondel fiel und der Ballon durch das Gewicht des Halbwüchsigen erleichtert stieg erneut in die Höhe. Erst 30 km weiter südlich bei Trebbin glückte Friedrich Wilhelm Jungius die erfolgreiche Landung. Sowohl Jungius als auch der junge Költz blieben unverletzt.
Während der Zeit der napoleonischen Besatzung der preußischen Hauptstadt hielt Professor Jungius - er war inzwischen für seine Verdienste um die Wissenschaft zum Professor ernannt worden - seinen Ballon versteckt. Erst am 19.08.1810 gelang ihm ein dritter Aufstieg. Diesmal wurde er von Professor Johann August Zeune, den Leiter des Geographischen Instituts - begleitet. Beide Wissenschaftler teilten sich die wissenschaftlichen Aufzeichnungen. Dieser Start wurde auf 5 Uhr am Abend festgelegt und der Flug verlief problemlos. Nach gut 90 Minuten landet der Ballon etwa 30 Kilometer östlich von Berlin in Herzfelde. Der Flug wurde frühzeitig beendet, damit man nicht in die Dunkelheit geriet.
Da für diesen letzten Flug das Publikum ausblieb drohte Professor Jungius der finanzielle Ruin. Die Flüge der Ballone wurden durch zahlendes Publikum finanziert, die dem Aufstieg beiwohnten. Bei diesem letzten Flug konnten gerade einmal 25% der Kosten durch die Eintrittsgelder gedeckt werden.
Jungius wurde nach diesem Flug entgültig zu einer Autorität in der Luftfahrt. Doch gerade durch die unruhigen Jahre - es war eine sehr unruhige Zeit - ermutigte niemand den Wissenschaftler weitere Flüge durchzuführen.
Im Alter von nur 48 Jahren verstarb Professor Friedrich Wilhelm Jungius am 18.12.1819 an den Folgen eines Lungenleidens.