Johann Michael Haydn

* 14.09.1737 in Rohrau
† 10.08.1806 in Salzburg

Am 14.09.1737 wurde in der Herrschaft Rohrau am Leithaberg dem Wagenmacher Matthias Haydn und der Köchin Anna Maria, geborene Koller, der zweite Sohn Johann Michael geboren. Sein älterer Bruder Joseph Haydn wurde der bekanntere der beiden Komponisten. Im Elternhaus wurde der Junge schon früh mit der Musik vertraut gemacht, der Vater spielte Harfe und die Mutter sang dazu.

Johann Michael Haydn wurde, wie sein Bruder Joseph, Wiener Sängerknabe bei St. Stephan. Auf Grund seiner Begabung 3 Oktaven bis zum hohen f umfassende Stimme ließ ihn schnell zum Solisten aufsteigen. Er lernte Geige, Klavier, Orgel und auch die Grundlagen der Musiktheorie. In dieser Zeit wurde er intensiv mit der Musik durch Georg Reuter d.J. (1708-1772) bekannt gemacht. Er verließ die Chorschule im Jahre 1757 und fand zunächst eine Anstellung als Geiger in bei Bischof Adam Patachich (1717-1784) in Oradea/Großwardein. Drei Jahre später wurde er beim gleichen als bischöflicher Kapellmeister angestellt.

Mit seinem Hornkonzert erregte er im Jahre 1762 großes Aufsehen im Wien Maria-Theresias (1717-1780). Der Salzburger Erzbischof Sigismund von Schrattenbach holte ihn zunächst als Hofkomponisten nach Salzburg. Vermutlich sollte er in jenen Jahren auch den häufig abwesenden Vizehofkapellmeister Leopold Mozart, den Vater von Wunderkind Wolfgang Amadeus Mozart, vertreten. Dort trat er am 14.08.1763 seine neue Aufgabe an. Später, im Jahre 1777 als Nachfolger von Cajetan Adlgasser, war er noch Organist an der Dreifaltigkeitskirche tätig. Zum Schluss wurde ihm noch die Verantwortung für die Dommusik, als Nachfolger Mozarts, übertragen. Das Verhältnis zu Leopold Mozart, durch die unterschiedlichen Charaktere, der Männer war angespannt während Haydn mit den jungen Wolfgang Amadeus Mozart ein freundschaftlich-kollegiales Verhältnis unterhielt.

Am 17.08.1768 heiratete der Komponist die Hofsängerin Maria Magdalena Lipp, die Tochter des Domorganisten Franz Ignaz Lipp. Im Jahre 1770 wurde dem Paar die Tochter Aloisa Josepha geboren, die noch nicht einmal ein Jahr alt verstarb.

Sowohl im Jahre 1798 als auch im Jahre 1801 reiste Haydn nach Wien, wo er sich sowohl als Mensch als auch als Künstler großer Sympathien erfreuen konnte. Bei seiner zweiten Reise konnte er mehrere seiner Kirchenmusiken vor dem Wiener Hof aufführen. Zugleich verhandelte Fürst Nikolaus II. Esterházy mit dem Musiker über die Annahme einer Stelle als Vizehofkapellmeister in Diensten des Fürsten. Doch Haydn lehnte, trotz des besseren Angebotes, diese Berufung ab.

Haydn verfasste in dieser Zeit mehr als 360 sakrale und weltliche Stücke. Dabei lag der Schwerpunkt auf Instrumentalmusik.

Besonders berühmt ist bis heute das »Deutsche Hochamt«, welches zu den wenigen kirchlichen Volksgesängen der Klassik gehörte. Später ließ sich Franz Schubert entsprechend für seine »Deutsche Messe« inspirieren. Durch seine Männerquartette gilt Haydn auch als Wegbereiter der Männerchorbewegung.

Insgesamt war Haydn ein bedeutender Wegbereiter der geistlichen Musik. Zu seinen bekannten Chorwerken gehören »Missa Hispanica«, die er für den Hof in Madrid verfasste, sowie eine Messe in D-Moll und ein Lauda Sion unter dem Titel »Deinem Heiland, deinem Lehrer«. Sein Werk wurde um eine Reihe von Gradualien bereichert, von denen 42 in Anton Diabellis (1781-1858) »Ecclesiasticon« abgedruckt wurden. Sein Werk umfasste noch 40 Simfonien und einige Instrumentalkonzerte und Kammermusik. Dazu zählte ein Streichquartett in C-Dur, das zunächst Joseph Haydn zugeschrieben wurde, und eine Vertonung des Requiems, welches Kaiserin Maria-Theresia in Auftrag gab, blieb unvollendet. Sein letztes vollständiges Werk war das im Dezember 1805 abgeschlossene Werk »Leopoldi-Messe«.

Doch erreichte das umfangreiche Schaffen dieses Komponisten nicht die Bekanntheit anderer Zeitgenossen und er stand auch stets im Schatten seines Bruders Joseph Haydn. Dies lag wohl auch zum Teil daran, dass die geistlichen Lieder überwiegend von Hand in den Klöstern kopiert wurden und nicht in den Druck gingen.

Auch unterrichtete er die Komposition. So gehörten der spätere Verleger Anton Diabelli ebenso zu seinen Schülern, wie Carl Maria von Weber, Maximilian Keller, Benedikt Hacker oder Sigismund von Neukomm um nur einige exemplarisch aufzuzählen.

Johann Michael Haydn starb am 10.08.1806 in Salzburg an den Folgen zweier schwerer Unfälle. Er wurde in der Kommunalgruft auf dem Friedhof St. Peter drei Tage später beigesetzt. Im Totenbuch des Friedhofs schrieb Prior P. Gabriel Hutter folgende Zeilen über den Verstorbenen:

Sein Charakter war stille, behutsam, Bescheidenheit, Rausch und Spiele waren fern von ihm, Mäßigkeit im Denken, Reden, und auch andere Musikwerk zu beurteilen, war, was ihn beliebt und schätzenswert machte.

Später, im Zuge einer regelmäßig stattfindenden Gruftleerung beschaffte sich die Witwe des Komponisten dessen Schädel und stellte diesen neben ihrem Bett auf. Nach dem Tod Maria Magdalena Haydns wurde die Reliquie in einer Urne, die Teil des Haydn-Grabmals in der Stiftskirche war, verwahrt.

Werke:

  • Oratorium, „Der büßende Sünder“, MH 147 (1771)
  • Konzert für Orgel, Viola und Streicher C-Dur
  • Trompetenkonzert C-Dur
  • Concertino für Fagott B-Dur
  • Tristis est anima mea
  • Konzert für Altposaune in D-Dur

Geistliche Chormusik:

  • Missa in honorem Sanctissimae Trinitatis, MH 1
  • Missa Sanctae Cyrilli et Methodii, MH 13
  • Missa Beatissimae Virginis Mariae, MH 15 (Perger deest)
  • Missa in honorem Sancti Josephi, MH 16
  • Missa Sancti Gabrielis, MH 17
  • Te Deum, MH 28
  • Messe C-Dur, MH 42
  • Missa Sancti Francisci Seraphici (1a), MH 43
  • Messe C-Dur, MH 44 (Perger deest)
  • Missa Sanctae Crucis, MH 56
  • Missa dolorum Beatae Virginis Mariae, MH 57 (= identisch mit MH 552)
  • Missa Sancti Raphaelis, MH 87
  • Missa Sancti Nicolai Tolentini, MH 109/MH 154
  • Missa Sancti Francisci Seraphici (1b), MH 119
  • Missa pro defuncto Archiepiscopo Sigismundo ("Schrattenbach"-Requiem"), in c-Moll, MH 155
  • Missa Sancti Joannis Nepomuceni, MH 182
  • Missa Sancti Hieronymi, Oboenmesse, MH 254
  • Missa Sancti Aloysii, MH 257
  • Missa in Honorem St. Ruperti (Jubiläumsmesse) in C-Dur, MH 322
  • Missa Hispanica (Missa a due cori), MH 422
  • Missa in honorem Sancti Gotthardi (Missa Admontis), MH 530
  • Missa in honorem Sanctae Ursulae (Chiemseemesse), MH 546
  • Missa pro Quadragesima, MH 551
  • Missa Quadragesimalis, MH 552 (a-Moll)
  • Missa Tempore Quadragesimae et Adventus, MH 553
  • Missa pro defunctis, Requiem in c-Moll, MH 559 (Perger deest) / scripsit Georg Pasterwitz (1730-1803)!
  • Deutsches Hochamt „Hier liegt vor deiner Majestät“, MH 536
  • Deutsches Hochamt „Hier liegt vor deiner Majestät“ („Haydn-Messe“), MH 560
  • Deutsches Hochamt, MH 602
  • Deutsches Hochamt, MH 642
  • Missa sub titulo Sanctae Theresiae, MH 797 (MH 796 ohne Gloriafuge)
  • Te Deum, MH 800
  • Missa sub titulo Sancti Francisci Seraphici, MH 826
  • Missa sub titulo Sancti Leopoldi in festo Innocentium, MH 837
  • Missa pro defunctis, Requiem in B-Dur (unvollendet), MH 838
  • Antiphonarium ad usum chori Rothensis, 1791

Orchestermusik

  • Violinkonzert G-Dur, P 52
  • Violinkonzert B-Dur, P 53
  • Violinkonzert A-Dur, MH 207
  • Flötenkonzert, P 54
  • Trompetenkonzert Nr. 2, C-Dur MH 60
  • Trompetenkonzert, D-Dur, MH 104
  • Posaunenkonzert, d-Moll
  • Hornkonzert, Concertino D-Dur

Sinfonien:

  • Sinfonie Nr. 1, C-Dur, MH 23 (Perger 35)
  • Sinfonie Nr. 1C, Es-Dur, MH 35 (Perger 1)
  • Sinfonie Nr. 2, C-Dur, MH 37 (Perger 2)
  • Sinfonie Nr. 3, G-Dur (Perger deest)
  • Sinfonie Nr. 4, B-Dur, MH 62 (Perger 51)
  • Sinfonie Nr. 5, A-Dur, MH 63 (Perger 3)
  • Sinfonie Nr. 6, C-Dur, MH 64 (Perger 4)
  • Sinfonie Nr. 7, E-Dur, MH 65 (Perger 5)
  • Sinfonie Nr. 8, D-Dur, MH 69 (Perger 38)
  • Sinfonie Nr. 9, D-Dur, MH 50 (Perger 36)
  • Sinfonie Nr. 10, F-Dur, MH 51 (Perger 45)
  • Sinfonie Nr. 11/11a, B-Dur, MH 82/184 (Perger 9)
  • Sinfonie Nr. 12, G-Dur, MH 108 (Perger 7)
  • Sinfonie Nr. 13, D-Dur, MH 132 (Perger 37)
  • Sinfonie Nr. 14, B-Dur, MH 133 (Perger 52)
  • Sinfonie Nr. 15, D-Dur, MH 150 (Perger 41)
  • Sinfonie Nr. 16, A-Dur, MH 152 (Perger 6)
  • Sinfonie Nr. 17, E-Dur, MH 151 (Perger 44)
  • Sinfonie Nr. 18, C-Dur, MH 188 (Perger 10)
  • Sinfonie Nr. 19, D-Dur, MH 198 (Perger 11)
  • Sinfonie Nr. 20, C-Dur, MH 252 (Perger 12)
  • Sinfonie Nr. 21, D-Dur, MH 272 (Perger 42), 1778
  • Sinfonie Nr. 22, D-Dur, MH 287 (Perger 43)
  • Sinfonie Nr. 23, F-Dur, MH 284 (Perger 14)
  • Sinfonie Nr. 24, A-Dur, MH 302 (Perger 15)
  • Sinfonie Nr. 25, G-Dur, MH 334 (Perger 16)
  • Sinfonie Nr. 26, Es-Dur, MH 340 (Perger 17)
  • Sinfonie Nr. 27, B-Dur, MH 358 (Perger 18)
  • Sinfonie Nr. 28, C-Dur, MH 384 (Perger 19)
  • Sinfonie Nr. 29, D-Moll, MH 393 (Perger 20)
  • Sinfonie Nr. 30, D-Dur, MH 399 (Perger 21)
  • Sinfonie Nr. 31, F-Dur, MH 405 (Perger 22)
  • Sinfonie Nr. 32, D-Dur, MH 420 (Perger 23)
  • Sinfonie Nr. 33, D-Dur, MH 24 (Perger deest)
  • Sinfonie Nr. 34, Es-Dur, MH 473 (Perger 26)
  • Sinfonie Nr. 35, G-Dur, MH 474 (Perger 27)
  • Sinfonie Nr. 36, B-Dur, MH 475 (Perger 28)
  • Sinfonie Nr. 37, D-Dur, MH 476 (Perger 29)
  • Sinfonie Nr. 38, F-Dur, MH 477 (Perger 30)
  • Sinfonie Nr. 39, C-Dur, MH 478 (Perger 31), 1788
  • Sinfonie Nr. 40, F-Dur, MH 507 (Perger 32), 1789
  • Sinfonie Nr. 41, A-Dur, MH 508 (Perger 33), 1789
  • Sinfonie F-Dur, MH 25 (Perger deest)
  • Sinfonie G-Dur, MH 26 (Perger deest)
  • Finale zu Sinfonie B-Dur, MH 184 (Perger [9])

Letzte Änderung der Seite: 28. 12. 2021 - 21:12