Pierre-Josef Desault

* 06.02.1744 in Vouhenans
† 01.06.1795  in Paris

Pierre-Joseph Desault wurde am 06.02.1744 in ärmlichen Verhältnissen in Vouhenans geboren. Da der Vater ihn für den Priesterstand vorsah, wurde er zur Ausbildung in die Obhut der Jesuiten gegeben, wo er die alten Sprachen und Mathematik erlernte.

Im Anschluss trat er bei einem Bader aus Lure in die Lehre und erlernte den Aderlass sowie den Umgang mit dem Rasiermesser. Im Jahre 1759 – es war die Zeit des Siebenjährigen Krieges – fand er eine Anstellung am Kriegshospital in Belfort. Hier behandelte er überwiegend Schussverletzungen. Er begann sich für Chirurgie zu interessieren.

Im Jahre 1764 ging er nach Paris und wurde durch den Anatomen Antoine Petit am Collège de Chirurgie ausgebildet. Er zeigte sich als geschickter Schüler und wurde von Antoine Louis, einem Mediziner und Enzyklopädisten, gefördert und erhielt schon nach zwei Jahren einen Lehrstuhl für Anatomie. Schnell zog Desault, der einen Ruf als geschickter Chirurg hatte, viele Studenten für seine Vorlesungen an. Dieser Erfolg brachte jedoch die etablierten Akademiker gegen den Praktiker auf, der fast keine akademische Ausbildung genossen hatte.

Ab dem Jahre 1776 fand er eine Anstellung als Operateur am Hospice de Écoles. Im gleichen Jahr erhielt der Chirurg eine Professur der Ecole pratique, obwohl er kein Mitglied des Collège de chirurgie war.

1779 verfasste Pierre-Joseph Desault zusammen mit François Chopart die Schrift »Traité des maladies chirurgicales et des opérations« heraus. Da diese Arbeit jedoch einige Mängel enthielt, ließ er alle erreichbaren Exemplare aufkaufen und verbrennen.

Seit dem Jahre 1782 wurde er Chefchirurg oder Erster Wundarzt am Hôspital de la Charité. 1785 erhielt et eine Anstellung als Chefchirurg und Lehrer am Hôtel-Dieu de Paris. Hier führte er den Unterricht am Krankenbett und gegen den Widerstand der pflegenden Nonnen öffentliche Operationen durch. Unter seiner Leitung wurde das Hôtel-Dieu de Paris zu einen der führenden chirurgischen Lehranstalten in ganz Europa. Er setzte auch durch, dass vermehrt Krankenbetten für einen Kranken genutzt wurden und verbesserte die Ausstattung der Krankensäle.

Nach Ausbruch der Französischen Revolution gehörte der Mediziner zu den Wenigen, die mit der Ausbildung der Chirurgen fortführen.

Mit Pierre-Gaspard Chaumette, einen ehemaligen Medizinstudenten und einflussreichen Persönlichkeiten der Revolution, geriet er mehrmals in Konflikt. Als Präsident der Pariser Gemeindeverwaltung klagte er Desault zweimal wegen unterlassen Hilfeleistung bei den Verwundeten des Tuilleriensturms an. Er wurde durch einen Arrestbefehl des Revolutionstribunals für drei Tage im Hotel de Luxenburg inhaftiert.

Im Jahre 1794 wurde auf Vorschlag von François Chaussier und Antoine François de Fourcroy die École de santé, an der Wundärzte und Ärzte gemeinsam ausgebildet wurden. Zahlreiche bedeutende französische Chirurgen lehrten an der Schule, wie z.B. Chaussier, Antoine François de Fourcroy, Pierre Lassus, Pierre-François Percy, Raphaël Sabatier und Jean Louis Baudelocque. Im Jahre 1795 wurde der Mediziner zum Professor für klinischen Chirurgieberufen.

Desault begann im Jahre 1782 mit dem Aufbau eines anatomischen Kabinetts. Er schuf die Grundlagen der chirurgischen Anatomie in Frankreich. Sein wesentlicher Verdienst war, dass er die Genauigkeit und Methodik in die Ausbildung einbrachte. Bei der Behandlung von Knochenbrüchen führte er neue Verbündeten, wie den nach ihm benannten Desault-Verband ein. Durch die von ihm im Jahre 1787 entwickelte Methode konnte das Schultergelenk und Oberarm bei Schlüsselbeingelenken ruhig gestalten werden. Die Rotation bei Schenkelbeinbruch wurde ebenfalls nach ihm Desault-Zeichen benannt.

Er veröffentlichte nur sehr wenige wissenschaftliche Arbeiten. Durch seine Schüler, zu denen Chopart und Corvisart gehörten, wurden seine Ideen vor dem Vergessen bewährt. Zahlreiche Berichte erschienen in den Jahren 1791 bis 1795 im »Journal de Chirurgie«, die zwischen 1801 und 1806 in 12 Bänden auch in deutscher Sprache übersetzt wurden.

Der Chirurg Pierre-Joseph Desault erkrankte am 28.05.1795 an einem »bösartigen Nervenfieber« mit Delirien. Seine Schüler besuchten ihn regelmäßig und Chopart und Corvisart behandelten ihn, doch am 01.06.1795 verstarb der Mediziner.

Nach seinem Tode kamen Gerüchte auf, dass er vergiftet wurde. Er solle sich geweigert habe Charles Louis de Bourbon, dem Sohn Ludwig XVI. und Marie Antoinettes, zu vergiften. Die Gerüchte verstärkten sich noch, als im gleichen Jahr François Chopart, folgte Desault als behandelnder Arzt des Prinzen im Temple, ebenfalls überraschend verstarb.

Werke:

  • Traité des maladies chirurgicales et des opérations (zusammen mit François Chopart), 1779

Normdaten

VIAF: 120696152

GND: 116081562

LCCN: n85388007