Johann Valentin Adrian
* 17.09.1793 in Klingenberg am Main
† 18.06.1864 in Gießen
Johann Valentin Adrian wurde am 17.09.1793 in Klingenberg am Main geboren, dass damals Teil des Kurfürstentums Mainz war, geboren. Sein Vater war Kupferhändler. Zunächst wurde er durch den königlich-bayerischen Beamten Hensler privat unterrichtet. Zusammen mit dessen Sohn Philipp Ignaz besuchte er im Schuljahr 1806/07 die Lateinschule in Miltenberg und anschließend das Gymnasium in Aschaffenburg, das er im Jahre 1810 verließ.
Im folgenden Jahr schrieb er sich an die Aschaffenburger Karls-Universität, wo er unter anderem ein Schüler des Philosophen Michael Engel war, ein. Vorlesungen in Mathematik und Physik besuchte er bei Johann Joseph Ignaz von Hoffmann und Geschichte hörte er bei Karl Joseph Hieronymus Windischmann. Weiterhin interessierte er sich für Philologie und besuchte die Vorlesungen von Joseph Merkel. In den Jahren 1813 und 1814 folgte der Student der nationalen Begeisterung und schloss sich den Truppen gegen Napoléon an. Er setzte anschließend seine philologischen Studien in Würzburg fort und schloss diese 1816 erfolgreich ab.
Bevor im Jahre 1817/1818 eine Anstellung am Erziehungsinstitut Hoffmann in Rödelheim antrat, hielt er sich für eine kurze Zeit in der Schweiz auf. 1819 brach er nochmals zu einer Studienreise nach Italien und Lausanne auf. Er traf sich im März 1822 mit den Schriftsteller Karl Viktor von Bornsätten und Jean-Charles-Léonhard Simonde de Sismondi.
In den Jahren 1820 bis 1823 übernahm er die Erziehung der Kinder des Grafen Wintzingerode, dem württembergischen Außenminister, in Stuttgart, Kassel, im Eichsfeld und in Frankreich. Anschließend reiste er von Paris aus nach England und Holland.
Mit Johann Wolfgang von Goethe stand er im Gespräche, da der Weimarer Autor Adrian als Assistenten für die Redaktion seines Lebenswerks – der »Ausgabe letzter Hand« - gewinnen wollte. Nach seiner Entscheidung für die Professur in Gießen, brach die Verbindung beider Männer ab und Eckermann übernahm die Aufgabe schließlich.
Die Ernennung zum außerordentlichen Professor der neuen Sprachen und Literatur an der Universität Gießen erfolgte am 19.07.1823 und schon am 19.10.1824 wurde er als ordentlicher Professor berufen. Bis zum Jahre 1825 unterrichtete Adrian auch noch Pädagogik.
Seit dem Jahre 1830 übernahm er auch die Aufgaben des ersten Universitätsbibliothekars und man übertrug ihm die Aufgabe, die Neuaufstellung und Neuordnung der Bibliothek vorzunehmen. Er riss die bisherige historisch gewachsene Aufstellung auseinander indem er mehrere thematische Sachgruppen, wie z.B. Codices Medici, Codices philologici Graeci et Latini und versuchte die vorhandenen Handschriften entsprechend neu zu ordnen. Im Nachgang erstellte der Bibliothekar ein gedrucktes Verzeichnis mit Kurzbeschreibungen. Das System hatte bis zum Jahre 1952 in Gießen Bestand und wurde um neue Handschriften ergänzt.
Von ihm ging auch die Sammlung antiker Münzen in Gießen aus, die er mit dem Zukauf von Münzen erweiterte. Im Sommersemester 1825 hielt er eine Vorlesungsreihe zur Archäologie.
Auch mit dem Bibliothekar Friedrich von Matthisson verband ihn ein reger Briefwechsel und 1826 besuchte der Briefpartner ihn auch in Gießen. Im Jahre 1827 reiste der Universitätsprofessor nochmals für mehrere Monate nach England.
Adrian wurde am 25.08.1840 mit dem Ritterkreuz des hessischen Verdienstordens Philipps des Großmütigen und am 25.08.1857 mit dem Ritterkreuz 1. Klasse des hessischen Ludwigsordens ausgezeichnet.
Der Bibliothekar Adrian selbst war auch schriftstellerisch tätig. Er veröffentlichte Erzählungen, Gedichte, Abhandlungen und Rezensionen in verschiedenen zeitgenössischen Unterhaltungsblättern. So u.a. im Jahre 1835 »Ein Abend in Windsor« oder auch »Bilder aus Irland« in mehreren Teilen erschienen in der Zeitschrift »Phoenix. Frühlings-Zeitung für Deutschland«, die von Eduard Duller herausgegeben wurde. Zahlreiche weitere Ausgaben erschienen in Buchform auch als Übersetzungen. Er übersetzte auch erzählende Gedichte von Lord Byron und einige Texte aus der Feder Walter Scotts.
Professor Johann Valentin Adrian starb am 18.06.1864 in Gießen.
Werke:
- Der Maientanz oder die Gründung von Würzburg. Goebhart, Bamberg 1816/17.
- Nachtstimmen. Frankfurt a. M. 1817.
- Bandell'os Novellen. Frankfurt a. M. 1818.
- Die Geschichte der schönen Theolinda, nach Cervantes. Frankfurt a. M. 1819.
- Lord Byron‘s Erzählungen. Mit einem Versuch über des Dichters Leben und Schriften. Frankfurt a. M. 1819.
- Erzählungen. Frankfurt a. M. 1820.
- Die Braut von Abydos. Eine türkische Erzählung von Lord Byron, im Versmaase des Originals übersetzt. Frankfurt a. M. 1821.
- Lara. Eine Erzählung von Lord Byron, im Versmaase des Originals übersetzt. Frankfurt a. M.1821.
- Virginia. Aus dem Italienischen des Alfieri. Zwickau 1821.
- Die Priesterinnen der Griechen. Frankfurt a.M 1822.
- Halidon Hill. Aus dem Englischen des Walter Scott übersetzt. Frankfurt a. M. 1822.
- Rheinisches Taschenbuch auf die Jahre 1823 bis 1830. 14. bis 21. Jahrgang mit Kupfern. Sauerländer, Frankfurt a. M. 1822–1829.
- Hebel‘s Allemannische Gedichte. Aus der Ursprache übersetzt. Cotta, Stuttgart 1824 (Neuauflage: Nabu Press 2011).
- Grundzüge zu einer provenzalischen Grammatik. Nebst Chrestomathie. Sauerländer Frankfurt a. M. 1825.
- Bilder aus England. 2 Teile. Sauerländer, Frankfurt a. M. 1826 und 1827.
- Neuestes Gemälde von London und seinen Umgebungen. Handbuch für Reisende nach London. Mit einem Wegweiser von Frankfurt am Main nach London, etc. Sauerländer, Frankfurt a. M. 1829.
- Lord Byron's sämmtliche Werke. Herausgegeben von Dr. Adrian. 12 Bände. Sauerländer, Frankfurt a. M. 1830.
- Skizzen aus England. Sauerländer, Frankfurt a. M. 1830.
- Catalogus codicum manuscriptorum Bibliothecæ Academicæ Gissensis. Frankfurt a. M. 1840.
- Mittheilungen aus Handschriften und seltenen Druckwerken. Frankfurt a. M. 1846.