François Noël Babeuf

* 23.11.1760 in Saint Nicaise bei Saint-Quentin/Aisne
† 27.05.1797 in Verdôme

Geboren wurde François Noël Babeuf als Sohn eines Angestellten der Steuerbehörde. Der Vater Claude war Soldat in der französischen Armee desertierte um sich in österreichische Dienste zu begeben. Erst 1755, im Range eines Majors konnte er nach einer Generalamnestie nach Frankreich zurückkehren.

In jungen Jahren arbeitete er im Dienste eines Notars und musste ab 1780 - nach dem Tod des Vaters - für den Unterhalt seiner Familie sorgen. Bei seiner neuen Aufgabe gewann er erste Einblicke in das bedrückende Los der Bauern in Frankreich. So gehörte es zu seinen Aufgaben als commissaire a terrier dem Adel und den Priestern dabei zu helfen, vergessene feudale Rechte gegenüber den Bauern zu belegen und geltend zu machen. Aber 1784 arbeitete er als Feldvermesser und Grundbuchverwalter in Roye.

Wichtige Impulse holte sich der spätere Revolutionär vermutlich durch die Schriften von Helvétius (1715 - 1771) und aus seiner Korrespondenz mit dem Sekretär der Akademie von Arras Marie Antoine Ferdinand Dubois de Hoves de Fosseux‎.

Nach Beginn der Französischen Revolution im Sommer 1789 arbeitete Babeuf als Journalist und fordert die ökonomische Gleichstellung und die Republik ein. So verfasste er im Beschwerdeheft von Roye den ersten Artikel des Beschwerdeheftes, wo er sich für die Abschaffung der Feudalrechte einsetzte.

Am 22.07.1789 beteiligte sich Babeuf an der Ermordung zweier Kurtisanen. In einem Brief an seine Frau drückte er jedoch ambivalente Gefühle über den Vorgang aus. Einerseits sah er darin einen Akt der Gerechtigkeit und nahm ihn doch auch als Grausamkeit wahr.

Im Mai 1790 erfolgte seine erste Verhaftung für eine Streitschrift gegen feudale Ausbeutung und die Salzsteuer, doch durch die Fürsprache Marats wurde er schnell wieder auf freien Fuß gesetzt und kehrte nach Roye zurück. Seine Zugehörigkeit zum Stadtrat von Roye ist nur von kurzer Dauer.

Im Jahre 1790 veröffentlichte der Journalist im »Le Petit Correspondant Picard« seine Grundsätze zum kollektiven Wirtschaftssystem. Als er in einer Petition 1791 die Abschaffung indirekter Steuern anregte, folgte seine zweite Verhaftung. Nach der gescheiterten Flucht Louis XVI. und der Königin Marie-Antoinette gehörte François Noël Babeuf zur Gruppe derjenigen die eine Absetzung des Monarchen forderten.

Im September 1791 wurde er in die Verwaltung des Departements Sonne gewählt. Geriet jedoch im m Jahre 1793 mit seinen Kollegen in Konflikt als er ungerechtfertigter Weise ein Dokument zu Gunsten eines Sansculotten ausstellte. Dieses Dokument stellte er als provisorischer Verwalter der Nationalgüter aus. Auf Grund dieses Vorfalls verlor er sein Amt. In einer Gerichtsverhandlung wurde er in Abwesenheit zu 20 Jahren Haft verurteilt.

Er floh nach Paris und gewann die Gunst von Claude Fournier l´Americains (1745-1823) und Pierre-Gaspard Chaumettes (1763-1794). Durch diese Bekanntschaft gelangte er an eine Anstellung in der Administration du ravitaillement de Paris. Jedoch folgte im November desselben Jahres seine erneute Verhaftung aus der er jedoch wieder frei kam. Jedoch akzeptierte er eine Inhaftierung während des Revisionsverfahrens gegen sein Urteil aus dem Sonne-Departement.

Erst im Jahre 1794 kommt er wieder frei und geht nach Paris zurück wo er die Zeitschrift »Le Defenseur de la liberte de la presse« herausgab. Dieses Blatt wurde von Konventsmitglied Guffroy subventioniert. In seiner Zeitschrift bemühte er sich um eine Rehabilitierung Robespierres und benannte auch die Zeitung in »Le tribun de peuple« um. Bei dieser Gelegenheit legte sich Babeuf erstmals den Namen Gracchus zu. Im Jahre 1795 veröffentlichte er auch seine Schrift »Manifest der Plebejer«.

Nach dem Tode Maximilian de Robespierres erhoffte er sich eine Realisierung des Gleichheitsprinzips und wurde durch das Direktorium enttäuscht. So rief er zur Auflösung der Nationalversammlung auf; dies hatte jedoch für ihn eine weitere achtmonatige Haft zur Folge. Während seiner neuerlichen Haft lernte Babeuf unter anderem Buonaroti kennen mit dem er sich zur »Verschwörung der Gleichen« zusammenschloss. Im Zuge einer Generalamnestie öffneten sich für François Noël Babeuf und seine Freunde Ende 1795 erneut die Gefängnistüren. Der Schriftsteller siedelte sich erneut in Paris an wo er die Herausgabe des »Le tribun de peuple« fortsetzte.

Nachdem Reformen auch durch das Direktorium ausgeblieben waren, installierte er den »Panthéon« oder die »Verschwörung der Gleichen«. Dies war ein Zusammenschluss Gleichgesinnter wie Felix Le Peletier oder Sylvain Marechal. Sie forderten im »Manifest der Gleichen«, das die politischen Ziele dieser Gruppe beschreibt, u. a.:

  • Sturz des Direktoriums
  • Auflösung der Assemblées
  • Errichtung einer robespierristischen gleichen Republik
  • Abschaffung des Privateigentums

Die Gruppe sah die Französische Revolution als Auftakt zu einer zweiten, größeren gleichen Revolution. So bereitete Babeuf zusammen mit einigen Deputierten den Sturz des Direktoriums vor. Er wurde dabei von Drouet, dem ehemaligen Postmeister von Saint Menehould der die Flucht König Louis XVI. und seiner Familie 1791 verhinderte, oder auch Robert Lindet sowie einigen extremen Republikanern unterstützt.

Die Pariser Polizei und das Direktorium hatten bereits seit November 1795 über die Aktivitäten Babeufs Kenntnis da er öffentlich Aufruhr, Revolte und die Verfassung von 1793 predigte. Zunächst ließ man ihn gewähren, da die Aktivitäten der Regierung gelegen kamen um die Bevölkerung davon abzuhalten, sich der royalistischen Bewegung anzuschließen. Hinzu kam, dass auch der größte Teil der Arbeiterklasse sich nicht für die Ideen des Frühsozialisten erwärmten und wurden, so berichteten Polizeispitzel, zu Unterstützern des Direktoriums. So lehnte der Jakobinerclub von Faubourg Saint Antoine seine Aufnahme mit der Begründung ab, dass er ein »égorgeurs« sei. Doch da sich die wirtschaftliche Situation für die Arbeiter verschlechterte, konnte er weitere Anhänger begeistern.

Jedoch wurde der »Club de Panthéon« am 27.02.1796 durch Napoléon Bonaparte geschlossen. In den folgenden Wochen verstärkte er seine revolutionäre Tätigkeit deutlich. So veröffentlichte er unter den Namen Lalande soldat de la patire eine neue Zeitschrift unter dem Titel »Éclaireur du peuple ou le défenseur de vingt-cinq millions«, die heimlich von Hand zu Hand weitergereicht wurde, und forderte zugleich in der Nr. 40 des »Tribun« gleichzeitig einen zweiten September, wie bereits im Jahre 1792, notwendig sei um die gegenwärtige Regierung zu vernichten. Für Babeuf bestand die Regierung aus »Blutsaugern, Tyrannen, Henkern, Schurken und Scharlatanen.

Ein Versuch der Regierung die Assignaten durch neu geschaffene Mandats zu ersetzen scheiterte jedoch nach anfänglichen Hoffnungsschimmern, schnell. So ertönte der Ruf, das der nationale Boykott verkündet wurde. Tausende Menschen aus der Arbeiterklasse versammelten sich um Babeuf und die Regierung zählte 500.000 hilfsbedürftige Menschen. Ab den 11.04.1796 wurden Plakate mit den Parolen des linken Revolutionärs in den Straßen von Paris an Hauswänden angebracht. Auch Truppen der Armee waren bereit gegen das Direktorium zu marschieren.

Für die Regierung war am 22.04.1796 die Zeit zum Handeln gekommen. Durch Spitzel hatte sie genügend Beweise gesammelt, um eine Verschwörung aus Jakobinern und Sozialisten für den 22.Floréal (11.05.1796) aufzudecken.

Aus diesem Grunde wurden am 09. und 10.05.1796 65 Verdächtige verhaftet und die Verhandlung sollte vor dem neu geschaffenen Gericht in Vendôme geführt werden. Am 27. und 28. August 1796 wurden die Gefangenen aus Paris überführt, einige zögerliche Versuche die Gefangenen durch einen Aufruhr zu befreien, wurden mühelos unterdrückt. Ein weiterer Versuch von etwa 500 bis 600 Jakobinern am 07.09.1796, die Soldaten von Grenelle zu einem Aufruhr zu bewegen scheiterte ebenfalls. Erst am 20.02.1797 begann der Prozess gegen die im Phanteon verhafteten Personen.

Während des Prozesses wurde Babeuf von der Regierung zum Kopf der Verschwörung erhoben, hierbei spielte ihr auch die Eitelkeit des Angeklagten entsprechend in die Hände.

Babeuf wurde zusammen mit Darthé am 26.05.1797 zum Tode verurteilt. Weitere sieben Mitverschwörer wurden in ein Straflager deportiert während die restlichen 56 Angeklagten freigesprochen werden. Die beiden zu Tode Verurteilten versuchten sich jedoch dem Urteil zu entziehen und erdolchten sich vor ihren Richtern. Dies bewahrte sie jedoch nicht vor der Guillotine, sodass das Urteil noch am folgenden Tag vollstreckt wurde.

Seit dem 13.11.1782 war François Noël Babeuf mit Marie Anne Victoire Langlet (1757-1840) verheiratet. Das Paar hatte insgesamt 5 Kinder.

Jahre nach seinem Tod erlebten François Noël Babeufs frühsozialistischen Ideen noch einmal einen Auftrieb. In den Wirren der Julirevolutionen der 1830er Jahre aber auch durch Karl Marx - Schöpfer des Kommunistischen Manifests im Jahre 1848 - übernahm 1842 wesentliche Gedanken Babeufs in sein Konzept der Diktatur des Proletariats.

Werke:

  • Cadastre Perpétuelle, 1790
  • Manifest der Plebejer, 1795

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