Die Freundschaft

1777

Wenn ein düstrer schwarzer Wolkenschleyer
  Sich um unsre kranke Seele zieht,
Wenn der Gotteshauch ihr mächtig Feuer
  Fast verlischt, und nur noch sterbend glüht;

Welche Gottheit wird sich dann erbarmen?
  Welcher Genius wird Retter seyn?
Wer entreißt der Schwermuth Felsenarmen
  Dann die Seele? Wer wird Retter seyn?

Ach dort kömmt mit lächelnder Geberde,
  Mit dem ganzen Himmel im Gesicht,
Friedewinkend einer ganzen Erde,
  Eine Göttin im Gewand von Licht.

In der Rechten eine goldne Schaale,
  In der Linken eine Rosenkron,
Winket sie zu jenem stillen Thale:
  Gute Göttinn, o ich folge schon!

Sage, wie die Himmlischen dich ehren?
  Nenne deinen Götternamen mir,
Jede Morgenröthe soll ihn hören,
  Jeder Abendstern ein Lied von dir.

Ah! schon reicht sie mir die volle Schaale,
  Schon umschlingt mein Haar ein Blumenkranz,
Schon umleuchtet mich im stillen Thale
  Ein gedämpfter Stral von ihrem Glanz.

Ja, nun weiß ich deinen holden Namen. -
  Welch ein Nektar! welch ein Zaubertrank! -
Alle, die, o Freundschaft, zu dir kamen,
  Trinken deinen Becher lebenslang;

Trinken Lust und seliges Vergessen
  Aller Übel, aller ihrer Qual,
Trinken Muth, den Tartarus zu messen,
  Schiffen froh zum Elisäer Thal.

Letzte Änderung der Seite: 08. 11. 2024 - 19:11
© Copyright 2003 - 2025 by EPOCHE NAPOLEON

Theme Color

Primary Color
Secondary Color
Dark Color
Secondary-Light Color
Main Font Family
Google Font (Without https://fonts.googleapis.com/css2)
CSS rules to specify families (Without "font-family:" )
Select From Google Fonts
Pre Loaders
Layouts Switcher
Background Pattern
Background Color
Website Type