Gedichte

von Iwan Andrejewitsch Krylow

Der Hase und die Jagd

In einem Küchengarten
Schoss Hopfen auf und suchte einen Halt.
Er schlang mit seinen Ranken sich, den zarten,
Um einen dürren Pfahl alsbald.
Unweit im Feld stand eine junge Eiche.
"Was nützt wohl jene Missgestalt?"
Dies flüsterte dem Pfahl der Hopfen zu.
"Ist es möglich, dass man sie mit dir vergleiche?
Durch deine Schlankheit schon bist Meister du.
Zwar ist mit Laub sie angetan,
Doch diese Färbung, diese raue Rinde,
Wer möchte ihr nahn?
Wozu der Boden sie wohl nährt?"

Nun kam es anders gar geschwinde.
Es hat der Herr den Pfahl zerstört
Und ihn zu Holz zersägt;
Die Eiche aber pflanzt er in den Garten,
Wo er sie pflegt.
Auch wird ihm seine Mühe gut gedankt,
Der Baum kommt fort und treibet Sprossen.
Der Hopfen aber, ohne lang' zu warten,
Hat um die Eiche jetzt sich gerankt
Und eifrig sich in ihrem Lob ergossen.

So ist des Schmeichlers Treiben.
Er schwatzt zuerst von dir das dümmste Zeug.
Wie du dich stellst, dich mühst, es ist ganz gleich,
Er wird dir nichts zugute schreiben.
Sobald jedoch dein Glücksstern steigt,
Ist er der erste, der im Vorgemach sich zeigt.


Letzte Änderung der Seite: 06. 03. 2021 - 00:03