Gedichte
von Iwan Andrejewitsch Krylow
Der Frosch und der Ochse
[1808]
Den Ochsen sah der Frosch einst auf der Wiese stehn,
Mit ihm möcht' er sich gern an Leibesumfang messen:
Vor Neid schier wollte er vergehn.
Blies mächtig sich nun auf mit Keuchen, Pusten, Pressen.
»Sieh doch, Gevatt'rin Quak, hab' ich ihn bald erreicht?«
Fragt er die Freundin. »Nein, Gevatterchen, mach weiter!« -
»Guck her, ich werd' doch schon ganz groß und immer breiter,
Guckst du auch her?
Bin ich jetzt gleich wie er?« - »Auch nicht ein Jota mehr.« -
»Und jetzt?« - »Ganz wie vorher.« Wie immer er sich reckte,
Hat dieser Gernegroß am Ende nur erreicht,
Daß er dem Ochsen doch nicht gleicht
Und vor Anstrengung platzte - und verreckte.
Solch einen Fall trifft man wohl öfter an:
Ist doch kein Wunder, wenn der Spießer dann und wann
Fängt wie ein Herr zu leben an
Und will ein kleiner Wicht tun wie ein Edelmann.