Briefe aus den Befreiungskriegen
Heinrich Dietrich von Grolman an seinen Sohn Karl Wilhelm von Grolman
XXVI.
vom 14.07.1816.
14 Juli 1816.
Lieber Sohn! Deinen Brief vom 8ten habe ich erst gestern erhalten. Er ist mir desto angenehmer gewesen, da er mir unerwartet kam. Wir haben Dich wegen des vielen Regenwetters beklaget, welches Deine Reise doch beschwerlich und unangenehm muss gemacht haben. Aus Rentweinsdorf haben wir seit 23 Juni keine Nachricht, doch hat Mandelsloh unterm 28ten an seine Tochter geschrieben. Rotenhan war mit seiner Frau und den beiden ältesten Töchtern nach Erlangen und Nürnberg gereist, und am 28 Juni noch nicht zurückgekommen. Vermutlich ist diese Reise, nebst dem unordentlichen Lauf der Posten durch so vieler Herren Lande schuld daran, dass Du nicht mehrere Briefe erhalten hast. Durch die Wolkenbrüche bei Bamberg haben sie in Rentweinsdorf nicht gelitten. Sie versprechen sich eine schlechte Ernte wegen des unaufhörlichen Regenwetters. Schenck wird erst im Anfang des August nach Potsdam gehen.
Hat das gemietete Haus noch nicht geräumt. Wilhelm ist mit seiner Familie glücklich in Kleve angekommen. Er hat seine Wohnung im Tiergarten nehmen müssen, weil es bei der Ankunft so vieler neuer Familien in Kleve schwer hält, fertige Möbel zu erhalten. Zuletzt haben ihm Bekannte einige zu leihen angeboten, und er hat am 1 Juli in mein Haus einziehen wollen. Braunschweig ist seit 14 Tagen nach Teplitz abgereist, daselbst glücklich angekommen, und hat seine Badekur schon angetreten. Heim wird von seiner Reise morgen zurückerwartet. Kesler wird als nach Münster abgehen. Seine Frau aber hier bleiben, die Mutter will sie nach dem Wochenbette nach Münster begleiten, und alsdann Wilhelm in Kleve besuchen. Die so sehr gepriesene Catalani habe ich wegen des hohen Preises und des übermäßigen Gedränges noch nicht gehört, aber mich von meinen Töchtern bereden lassen, morgen mit ihnen in meine Loge zu gehen.
Das Betragen der Polen ist eben so, wie wir es erwartet haben. Möchten sie doch die bestimmten 6 Jahre nicht abwarten, sondern je eher, je lieber abziehen. Je öfter Du mir schreibst, desto angenehmer wird es mir sein. Ich bleibe stets
Dein treuer Vater
v. Grolman
Berlin 14 Juli 1816.